Bestimmtheit
(Determinatio), im logischen Sinn diejenige Eigenschaft eines Begriffs, vermöge deren er von allen andern Begriffen, sowohl seinem Inhalt als seinem Umfang nach, genau abgegrenzt wird. Jenes geschieht durch die Angabe seiner Merkmale (Definition, s. d.), dieses durch jene seiner Unterbegriffe (Einteilung, s. d.). Bleibt die eine oder die andre unvollständig, so ist der Begriff unbestimmt, und es können Verwechselungen eintreten. Wird z. B. bei dem Begriff des Quadrats das Merkmal der Gleichheit aller Seiten hinweggelassen, so kann es auch ein Parallelogramm [* 2] sein.
Ließe man bei der Aufzählung der Vogelarten die auf dem
Wasser lebenden aus, so bliebe es ungewiß, ob der
Schwan, die
Gans
etc. mit unter die
Vögel
[* 3] gerechnet werden dürften.
Alle
Bedingungen, von welchen die Vollständigkeit der
Definition
oder
Einteilung abhängt, haben Einfluß auf die Bestimmtheit;
dieselbe hängt daher unmittelbar mit der Deutlichkeit
(s. d.) zusammen. Im psychologischen
Sinn bedeutet Bestimmtheit
die Abhängigkeit des
Willens von
Motiven, so daß einerseits schlechterdings
ohne
Beweggründe nichts, anderseits jedesmal dasjenige gewollt wird, wofür die stärksten Antriebe sprechen. in diesem
Sinn
heißt
Determinismus (s. d.) und ist dem
Indeterminismus (s. d.) oder der transcendentalen
Freiheit, d. h.
der schlechthinnigen Unabhängigkeit des
Willens von
Beweggründen jeder Art, entgegengesetzt. Im moralischen
Sinn drückt Bestimmtheit
dauerhafte
Abhängigkeit des
Wollens von denselben
Motiven, also zugleich
Festigkeit
[* 4] gewisser
Grundsätze und des von denselben beherrschten
Wollens und
Handelns aus und ist als Merkmal eines entschlossenen und determinierten
Charakters der
Schwäche
und Charakterlosigkeit entgegengesetzt.