Beschneidung
(grch. peritome; lat. circumcisio; hebr. mila), die bei verschiedenen Völkern noch jetzt herrschende Sitte, die Vorhaut des männlichen Gliedes (s. Geschlechtsorgane) ab- oder einzuschneiden. Diese Körperverstümmelung fand sich im Altertum besonders in Äthiopien (nach Herodots Bericht), Ägypten [* 2] und den an dieses angrenzenden asiat. Landschaften und wird noch jetzt von Juden, Kopten, [* 3] christl. Abessiniern und Mohammedanern, außerdem von sehr vielen afrik., von amerik. und austral.
Völkerschaften geübt. Durch den Islam ging sie von den Arabern, die sie auf Ismael zurückführten, zu Türken, Persern und Indern über. Bei den Ägyptern geschah sie im 14. Lebensjahre (nach 1 Mos. 17, 25),. wohl nur im Priester- und Kriegerstande, bei den Völkern des Islams erfolgt sie zwischen 6. und 15., meist aber im 13.; die Juden vollziehen sie am achten Tage nach der Geburt. Doch scheint sie zur Zeit des alten Israels beim Eintritt der Mannesreife vorgenommen worden zu sein.
Für die jüngste litterar. Schicht des
Pentateuchs ist die Beschneidung
das
Symbol des von Gott mit
Abraham geschlossenen
Bundes
(1 Mos. 24, 4). Durch sie wird der «Beschnittene» in den
Bund
Gottes mit Israel aufgenommen
(3 Mos. 12, 3). Sie ist bei
Strafe der Ausrottung anbefohlen und soll am achten
Tage erfolgen. Dies ist die Grundlage der Geltung der
Beschneidung
für Glaubensgenossen, Knechte, Schutzverwandte im
Judentum. In
Zeiten ritueller Gleichgültigkeit oder Freisinnigkeit (s.
Reformjudentum) kam sie in Wegfall.
Jeder
Jude, nötigenfalls auch eine Frau, darf sie verrichten; sie geschieht in der Regel mit feierlichem Ritus von eigens
darin geübten Männern, genannt Mohel,
d. i. Beschneider. An einigen Orten ist ein Wundarzt zugegen.
Dieser seltsame Gebrauch hat sicher nichts mit diätetischen Rücksichten (Reinlichkeit u. a.)
zu thun, die dem höchsten
Altertum, in das er zurückreicht, völlig fremd sind, sondern wurzelt wie die meisten traditionellen
Körperverstümmelungen in religiösen
Anschauungen der Vorzeit, wie denn die Beschneidung
noch jetzt bei vielen wilden Völkern die
Aufnahme unter die waffen-, heirats- und kultfähigen
Männer des
Stammes bedeutet.
Wohl zu unterscheiden sind von der Beschneidung
der
Knaben die
Operationen an den weiblichen
Geschlechtsteilen, besonders der Klitoris,
die in vielen, namentlich mohammed.
Ländern herkömmlich sind und vielfach gleichfalls Beschneidung
benannt werden. – An die
Stelle
der Beschneidung
ist in der christl.
Kirche die
Taufe getreten. Die Beschneidung
Christi (Beschneidung
sfest, festum circumcisionis)
wurde nach
Luk. 2, 21. bereits gegen Ende des 4. Jahrh. im
Abendlande am 2. Jan. kirchlich gefeiert, ursprünglich als
Buß- und
Fasttag, später als Freudenfest. –
Über die
Verbreitung der Beschneidung
vgl. H. Ploß, Das
Kind in Brauch und
Sitte der
Völker (2. Aufl., 2 Bde., Berl.
1882); ders., Geschichtliches und Ethnologisches über Knabenbeschneidung
(Lpz. 1885).