Titel
Beschneidung
(hebr. Milah, lat. Circumcisio, griech. Peritome), der bei mehreren Völkern, namentlich den Ägyptern, Westasiaten, Hebräern, Arabern, Kopten, [* 3] Abessiniern, Kaffern, auch auf einigen Südseeinseln herrschend gewesene und teilweise noch herrschende Gebrauch, die Haut, [* 4] welche die Eichel des männlichen Gliedes bedeckt, die Vorhaut (praeputium), mittels einer Operation durch das Messer [* 5] hinwegzunehmen. Bei den Juden wird die Sitte auf den an Abraham ergangenen göttlichen Befehl (1. Mos. 24, 4). zurückgeführt; thatsächlich ist sie durch das mosaische Gesetz (3. Mos. 12, 3). eingeführt worden. Es wurden ihr auch alle Leibeignen und Fremde unterworfen, die sich in Israel niederließen und am Passah teilnehmen wollten; nur in Zeiten des religiösen und nationalen Verfalles ward sie unterlassen (1. Makk. 1, 15;. Josephus, Ant., 12, 5, 1) oder durch Herabziehen der beschnittenen Vorhaut über die Eichel gegen Spott und Verfolgung zu verheimlichen gesucht, was man Epispasmus (griech., lat. recutitio) nannte.
Was den Ursprung und
Zweck der Beschneidung
anlangt, so ist es sehr wahrscheinlich, daß die
Hebräer dieselbe von den Ägyptern entlehnt
haben, bei denen sie aber nur in der
Priester- und Kriegerkaste eingeführt war.
Ihre
Erklärung aus medizinischen
und ähnlichen
Gründen ist abzuweisen und ihre rein religiöse Bedeutung festzuhalten und zwar schon deshalb, weil die Beschneidung
als
Bundeszeichen gilt, als die
Weihe und das
Siegel der Zugehörigkeit zu dem erwählten priesterlichen
Volk.
Die Beschneidung
, welche vielleicht mit dem Phallosdienst der Ägypter zusammenhing, war den Israeliten
als Zeichen des
Bundes
mit Gott ein Reinigungsakt. Den Idumäern zwang
Hyrkanos, als er sie mit den
Juden vereinigte (129
v. Chr.),
den Ituräern Aristobul die Beschneidung
auf. Bei den Arabern, die von
Ismael,
Abrahams Sohn von
Hagar, den Ursprung der Beschneidung
herleiten,
war sie von jeher gebräuchlich;
Mohammed behielt sie bei, und so fand sie als religiöse
Satzung auch
bei den Persern und
Türken Eingang.
Hier wird sie zwischen dem 6. und 15., am häufigsten aber im 13. Lebensjahr vollzogen
(1. Mos. 17, 25),. während die gesetzliche
Vorschrift der
Juden den achten
Tag nach der
Geburt dazu festsetzt. Die Beschneidung
ward bei
Juden und Ägyptern früher
mit steinernem
Messer ausgeführt, jetzt vollzieht dieselbe ein besonders dazu Angestellter
(Mohel, »Beschneider«),
in vielen
Ländern unter Assistenz eines
Arztes nach geordnetem
Ritus. Außer den
Juden und Mohammedanern üben die Beschneidung
heutzutage die meisten
afrikanischen
Völker und Eingebornen
Australiens sowie einzelne amerikanische
Stämme, im ganzen
ca. 200 Mill.
Menschen.