Titel
Beruf
,
im allgemeinen die Lebensaufgabe, welcher man sich gewidmet hat. Man spricht demgemäß auch vom Beruf
der
Hausfrau, der
Barmherzigen
Schwester, des
Missionärs etc. und ihren Beruf
spflichten. Im engern
Sinn ist
Beruf
so viel wie Erwerbsthätigkeit. So wird er auch aufgefaßt bei Berufszählungen, welche vorwiegend nach der
Art des
Erwerbs und der
Stellung der Beschäftigten unterscheiden. Als freie oder liberale Berufe
gelten vornehmlich diejenigen,
welche auf einer künstlerischen oder wissenschaftlichen Vorbildung beruhen, und bei denen der Beruf
sthätige
sich nicht in abhängiger
Stellung als
Beamter oder Lohnarbeiter befindet. Je nachdem der
Erwerb
Haupt- oder Nebenerwerb war,
hat man im
Deutschen
Reich 1882
Haupt- und Nebenberuf
unterschieden. Hierbei wurden nur jene
Personen in die
Klasse der Erwerbsthätigen
aufgenommen, deren hauptsächliche Thätigkeit auf
Erwerb gerichtet war, während
man in
Frankreich 1886,
ebenso in
Österreich
[* 2] 1880 auch die nur gelegentlich oder nebensächlich Erwerbenden mit zum erwerbsthätigen Teil der
Bevölkerung
[* 3] rechnete. Bei der deutschen Beruf
szählung wurden ermittelt als ausschließlich oder hauptsächlich dem Beruf zugehörend:
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Erwerbsthätige | Dienstboten | Angehörige (häusliche) | ||
---|---|---|---|---|
Landwirtschaftt etc | 8120518 | 410844 | 10309456 | |
Forstwirtschaft etc. | 115978 | 14069 | 254590 | |
Industrie, Bergbau, Bauwesen, | 6396465 | 302561 | 9359054 | |
Handel, Verkehr, einschließl. Gast- und Schankwirtschaft | 1570318 | 295451 | 2665311 | |
Lohnarbeit wechselnder Art u. häusliche Dienstleistungen | 397582 | 2189 | 538523 | |
Militär-, Staats-, Gemeindedienst, freie Berufsarten |
1031147 | 164570 | 1027265 | |
Berufslose, in Berufsvorbereitung Begriffene etc. |
1354436 | 135240 | 756496 |
In den einzelnen Gruppen wurden unterschieden: selbständige, auch leitende Beamte, höheres Verwaltungs-, Aufsichts-, Rechnungs- und Büreaupersonal, sonstige Gehilfen, Arbeiter und Tagelöhner.
Von je 1000 Einwohnern gehörten in die Gruppen:
in Frankreich | in Deutschland | in Österreich | |
---|---|---|---|
Land- und Forstwirtschaft | 478 | 425 | 551 |
Industrie | 252 | 355 | 228 |
Transportwesen | 28 | 32 | 16 |
Handel | 115 | 68 | 40 |
öffentlicher Dienst und freier Beruf, Berufslose |
127 | 99 | 81 |
Lohnarbeit unbestimmter Art | - | 21 | 84 |
1000 | 1000 | 1000 |
Diese Zahlen geben allerdings nur ein ungefähr zutreffendes Bild. Die Klassenbildung, die Einreihung in die verschiedenen Klassen, die Unterscheidung zwischen Haupt- und Nebenbeschäftigung etc. sind nicht überall die gleichen. Nach der Stellung im B. waren in Deutschland [* 5] von je 1000 Erwerbsthätigen:
Selbständige | Verwaltungspersonal | Gehilfen, | |
---|---|---|---|
Arbeiter | |||
Land- und Forstwirtschaft | 383 | 8 | 609 |
Industrie | 344 | 16 | 540 |
Handel und Verkehr | 447 | 90 | 463 |
Lohnarbeit wechselnder Art | 374 | 19 | 607 |
Es waren unter je 1000 Einw.
Erwerbtsthätige | 604 männliche, 185 weibliche |
---|---|
Angehörige | 365 männliche, 729 weibliche |
Dienende | 2 männliche, 6 weibliche |
Berufslose |
29 männliche, 30 weibliche |
In Frankreich waren von den Erwerbsthätigen
1881: | 1836: | |
---|---|---|
Selbständige | 559 | 513 |
Beamte | 70 | 61 |
Arbeiter, Tagelöhner | 371 | 426 |
Die Zahl der Arbeiter und Tagelöhner hat demnach relativ zugenommen. Es gehörten an in Frankreich von je 1000 Personen im Jahr
1856: | 1886: | |
---|---|---|
der Landwirtschaft | 5294 | 4782 |
der Industrie | 2907 | 2517 |
dem Handel | 453 | 1150 |
den frelen Berufen und dem öffentlichen Dienst | 986 | 1109 |
Auch diese Zahlen bieten, weil Aufnahme und Darstellung der Zählungsergebnisse nicht die gleichen waren,
ein nur im ganzen zutreffendes, nicht aber ein genaues Bild über die seit 1856 stattgehabten Änderungen in der Beruf
sgliederung.
Eine Zusammenstellung für verschiedene Länder gibt Band
[* 6] 2 der »Statistik des Deutschen Reiches« (1884). Die Beruf
swahl ist
in
den Kulturländern im Allgemeinen gesetzlich frei; die vorkommenden Beschränkungen und
^[Spaltenweechsel]
Bedingungen werden durch die Gewerbegesetzgebung bestimmt. Bei der Beruf
swahl sind außer der Neigung mancherlei Zufälligkeiten,
unter andern auch Beruf
des Vaters, äußere Verhältnisse, in denen man aufgezogen wird, dann insbesondere aber die Aussichten
entscheidend, welche der Beruf für das Fortkommen bietet. Oft fehlt es Eltern und jungen Leuten,
wenn eine Entscheidung getroffen werden soll, an genügenden Anhaltspunkten zur Beurteilung sowie an der erforderlichen Kenntnis
der Ansprüche, welche durch den Beruf selbst gestellt werden. Daher sind hierüber orientierende Werke willkommen, wie z. B.
A. Dreger. Die Berufswahl im Staatsdienst (2. Aufl., Leipz. 1886); Bünnecke. Der Reichs- und Staatsdienst (das. 1889, 8 Tle.);
Mentor, Was willst du werden? (Darmst., 4 Tle.); die Schriften von Armknecht (Berl. 1883), Fragstein (das. 1886), Franz (4. Aufl.,
Görl. 1883), Rudolph (Wittenb. 1885) u. a.