Bertin
franz. Familie, aus der namentlich zwei
Brüder als Begründer und Eigentümer des «Journal des
Débats» bekannt sind. Der jüngere, Louis Francois Bertin
de
Baux, geb. 1771 zu
Paris,
[* 2] Bertin
le
Superb genannt,
war
Bankier, unterstützte seinen
Bruder bei Herausgabe der
Zeitung und erhielt, wie alle Mitglieder seiner Familie, unter der
Julimonarchie eine polit. Rolle, indem er zum Gesandten im Haag
[* 3] und nach seiner Rückkehr 1832 zum Pair ernannt wurde.
Er starb
Sein älterer
Bruder, ebenfalls Louis Francois, geb. zu
Paris, hieß zum Unterschiede Bertin
ainé. Ursprünglich für
den geistlichen
Stand bestimmt, wählte er infolge der Revolution die Journalistenlaufbahn und erwarb 1800 mit seinem
Bruder
von dem Drucker Baudouin das seit 1789 bestehende «Journal
des Débats et des Décrets», das unter ihm als " Journal des Débats politiques
et littéraires» herauskam und zu den wenigen
Blättern gehörte, die nach dem 18.
Brumaire bestehen blieben.
Seine royalistische
Tendenz erregte das
Mißfallen der
Staatsgewalt, und als Napoleon sich zum
Kaiser krönen liest, mußte das
Journal, um fortbestehen zu können, sich zum «Journal d'Empire»
umtaufen und zum Echo des offiziellen «Moniteur» hergeben. 1814 ließ Bertin
den
ersten
Titel aufleben und schrieb für die royalistische Sache, weshalb während der
Hundert Tage sein
Blatt
[* 4] an einen willfährigen
Journalisten verschenkt wurde. Unter der Restauration hatten die
Staatsverwaltungen an den «Débats» eine
Stütze, bis Chateaubriands
Übertritt zur Opposition und sein
Blatt in diese hineinzog. Nachher wirkte er zu Gunsten der maßvollen
Verwaltung Martignacs, schloß sich aber, als dieser zurücktrat, von neuem der Opposition an und polemisierte gegen
das letzte Ministerium der alten Monarchie. Als die Revolution gesiegt hatte, stellte er sich mit der
Macht seines Journals auf die Seite der neuen Dynastie und leistete ihr treuen
Beistand, obwohl er eine gewisse Unabhängigkeit
bewahrte. Er starb
Sein jüngster Sohn, Louis Marie
Armand Bertin
, geb. zu
Paris, übernahm nach dem
Tode des
Vaters die Leitung des
Journals. Er verstand es, in die Redaktion des
Blattes jene Einheit zu bringen, die wesentlich zum Erfolge der «Débats»
beitrug. Er starb
Edouard Francois Bertin
, geb. 1797 zu
Paris, der zweite Sohn des ältern Bertin
, leitete nach dem
Tode seines
Bruders
Armand Bertin
das «Journal
des Débats» mit sicherm
Blick und großer Geschicklichkeit. Ursprünglich Landschaftsmaler in akademischer
Manier, hatte er
Italien,
[* 5]
Sicilien,
Griechenland,
[* 6]
Kleinasien,
Ägypten
[* 7] bereist und eine Menge
Studien mitgebracht. Seine Zeichnungen,
besonders die mit Reißkohle, sind durchweg gut, seine Gemälde verfehlt. Er starb zu
Paris.
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Die Schwester der beiden Brüder, Louise Angelique Bertin
, Komponistin und Dichterin, geb. in Les
Roches bei Bièvre, gest. zu Paris, lieferte 1827 dem Theater
[* 9] Feydeau die kleine komische Oper «Le
[* 10] loup-garou », die
mit Beifall aufgenommen wurde. Eine zweite Oper, «Fausto» (1831),
war nicht ohne Originalität. Ihre «Esmeralda» (Text von V. Hugo) fand 1830 in der franz. Großen Oper eine kühle Aufnahme. Ein Band [* 11] Gedichte, «Les Glanes» (1842), wurde von der Französischen Akademie gekrönt.