Titel
Berthold
(eigentlich Berchtold, mittelhochd. Berhtold, d. h. Berhtwalt, »der glänzend Waltende«),
deutscher Mannesname. Merkwürdig sind:
Berthold - Berthoud

* 4
Seite 2.795. 1) Berthold
, der zweite
Apostel des
Christentums in
Livland,
[* 2] war
Abt des Cistercienserklosters
Lokkum in
Niedersachsen,
wurde 1196 zum
Erzbischof Hartwig von
Bremen
[* 3] und von diesem als
Bischof zu den
Letten geschickt. Von ihnen vertrieben, kehrte
er bald
¶
mehr
mit Kreuzfahrern aus Niedersachsen nach Livland zurück, um das Christentum mit Gewalt der Waffen
[* 5] zu verbreiten, wurde aber 1198 in
einem Treffen erschlagen. Erst unter Bertholds
Nachfolger Albrecht gelang es, die Letten auf die Dauer zu bekehren.
2) Bischof von Chiemsee, geb. 1465 zu Salzburg,
[* 6] seit 1508 Bischof, trat gegen das Verderben in der Kirche
sowohl auf Synoden als in der Schrift »Onus ecclesiae« auf; dieselbe erschien anonym 1524, forderte eine Reformation, die aber
nicht von einem Sektenhaupt wie Luther, sondern von den berufenen Organen der Kirche ausgehen sollte. Berthold
resignierte 1525; seine 1528 erschienene
»Tewtsche Theologey« nahm einen Teil der gegen Lehre
[* 7] und Leben der katholischen Kirche erhobenen Vorwürfe
wieder zurück. Er starb 1543.
Köln

* 9
Köln.3) Graf von Henneberg, Kurfürst von Mainz, [* 8] geb. 1442 als zwölftes Kind des Grafen Georg von der Römhilder Linie, trat in den geistlichen Stand, ward schon im neunten Jahr Domherr in Mainz, Köln [* 9] und Straßburg, [* 10] 1474 Domdechant von Mainz und 1484 Erzbischof und Kurfürst. Er regierte sein Bistum mit Wohlwollen und Gerechtigkeit, suchte den Landfrieden aufrecht zu erhalten, trat allen religiösen Neuerungen streng entgegen und verteidigte die Rechte der Kirche. An den Reichsangelegenheiten nahm er eifrigen Anteil. 1486 setzte er hauptsächlich Maximilians I. Wahl durch und trat zu demselben in nähere Beziehungen.
Lind. - Lindau

* 12
Lindau.
Auch schloß er sich dem Schwäbischen Bund an. Nach Maximilians Regierungsantritt übernahm er die Geschäfte des Reichserzkanzlers.
Auf dem Reichstag zu Worms
[* 11] 1495 forderte man auf seinen Antrieb von Maximilian eine gründliche Reichsreform, die Umwandlung
des Reichs in eine ständische Oligarchie, wogegen dem Kaiser Geldmittel zum Kriege gegen Franzosen und Türken
bewilligt werden sollten. Aber hiervon kamen bloß das oberste Reichsgericht und eine Kopfsteuer, der gemeine Pfennig, zu stande,
und auch diese gerieten bald ins Stocken. Vergeblich suchte Berthold
auf dem Reichstag in Lindau
[* 12] den Reformeifer wieder zu beleben;
seine Pläne scheiterten an der Gleichgültigkeit der Stände und am Widerstand Maximilians, mit dem Berthold
deshalb
zerfiel. Berthold
starb an den Pocken.
Vgl. Weckerle, De Bertholdi
Hennebergensis archiepiscopi Moguntini studiis politicis
(Münster
[* 13] 1868).