Berthier
(spr. -tieh), Alexandre, Herzog von Neuchâtel und Balangin, Fürst von Wagram, [* 2] franz. Marschall, geb. zu Versailles, [* 3] erhielt frühzeitig von seinem Vater, Ingenieurgeographen des Kriegsministeriums, Anleitung für topogr. Arbeiten und trat nach Besuch der Militärakademie in das Geniekorps. Durch seine Talente für topogr. Arbeiten lenkte er die Aufmerksamkeit des Königs auf sich, der ihm besondere Aufträge zur Anfertigung von Karten erteilte.
Auf Wunsch des Prinzen Lambesc wurde er in dessen Regiment
Dragons de Lorraine versetzt, das durch seine vorzügliche Schulreiterei
berühmt war. Die hier erlangte Reitfertigkeit und sein topogr. Verständnis sind von großem Einfluß auf B.s spätere Laufbahn
gewesen. Berthier
ging 1778 im Generalstab des
Grafen Rochambeau nach
Amerika,
[* 4] zeichnete sich dort aus, kehrte
als Oberst zurück und wurde als Generalstabsoffizier in verschiedenen
Stellungen verwendet. Nachdem Berthier
beim
Ausbruch der Revolution
als Kommandant der Nationalgarde von Versailles durch Entschlossenheit und Königstreue sich hervorgethan, erhielt er den
Rang als Brigadegeneral und fand im Generalstabe verschiedener Korps Verwendung; 1795 wurde er als Divisionsgeneral
und
Chef des Generalstabes zur
Armee nach
Italien
[* 5] geschickt und trat, nachdem
Bonaparte 1796 den Oberbefehl daselbst übernommen
und ihn schätzen gelernt hatte, zu diesem in ein vertrautes Freundschaftsverhältnis, welches er 18 Jahre klug zu erhalten
wußte.
Als sich Napoleon 1797 nach Rastatt
[* 6] begab, übernahm Berthier
wieder den Oberbefehl, rückte Jan. 1798 in
päpstl. Gebiet ein und verkündete die Republik. Er schloß sich der ägypt. Expedition an,
kehrte mit
Bonaparte zurück und wurde 1799 Kriegsminister. Berthier
leistete vorzüglich Bedeutendes als Generalstabschef
und bekleidete, mit kleinen
Unterbrechungen, diese
Stellung in den Feldzügen bis zu Napoleons Abdankung 1814. Napoleon
ernannte Berthier
1804 zum Marschall, 1806 zum Fürsten von Neuchâtel (Berthier unterschrieb von da ab nur
mit seinem
Vornamen), 1807 zum Viceconnétable des
Reichs, verheiratete ihn 1808 mit der Prinzeß Marie Elisabeth
Amalie von
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld und machte ihn 1809 zum Fürsten von
Wagram.
Beim ersten
Sturz Napoleons schloß
sich Berthier
den
Bourbonen an, verlor Neuchâtel, blieb aber Marschall und Pair.
Die ihm von Elba
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gemachten Eröffnungen Napoleons beantwortete er weder, noch machte er Ludwig XVIII. davon Anzeige, wodurch er beiden Parteien verdächtig wurde. Er ging, durch die Ereignisse von 1815 in geistige Verwirrung gebracht, zu seinem Schwiegervater nach Bamberg, [* 8] woselbst er sich vom Balkon des Schlosses, als russ. Truppen vorbeizogen, herabstürzte und tötete. hat zwei Werke verfaßt: «Relation des campagnes du général Bonaparte en Ègypte et en Syrie» (Par. 1800) und die unter Napoleons Einfluß entstandene «Relation de la bataille de Marengo [* 9] » (ebd. 1806). 182? erschienen zu Paris [* 10] seine «Mémoires» (2 Bde.).
Von seinen Brüdern wurde Cesar, geb. 1765, 1802 Brigadegeneral, 1811 Divisionsgeneral, später Gouverneur von Tabago und dann von Corsica. [* 11] Er starb 1819. Ein anderer Bruder, Victor Leopold, geb. wurde 1785 Offizier, 1795 Generaladjutant, 1799 Chef des Generalstabs und Brigadegeneral, 1805 Divisionsgeneral; er zeichnete sich bei Austerlitz [* 12] und Lübeck [* 13] aus und starb in Paris.
Napoleon Alexander, Sohn des Marschalls, Fürst von Wagram, geb. wurde 1852 Senator, war eifriger Anhänger Napoleons III. und starb in Paris. Ihm folgte als Fürst von Wagram sein Sohn Alexander, geb.