Berry
,
eine Gattung weißer und roter franz. Weine aus der Gegend von St. Amands, Mouron und Sancerre.
Berry
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Berry,
eine Gattung weißer und roter franz. Weine aus der Gegend von St. Amands, Mouron und Sancerre.
Berry
(Berri), lat. Biturica, ehemaliges Lehnsherzogtum und später Gouvernement im Innern Frankreichs, von 14340 qkm Fläche, vom Cher in Oberberri (reich an Eisen) [* 2] und Unterberri (reich an Getreide) [* 3] geteilt, bildet jetzt die Depart. Indre und Cher und ist berühmt durch die feine Wolle seiner Schafe. [* 4] Hauptstadt ist Bourges (s. d.). Die Einwohner hießen Berrichons oder Berruyers. Das Land erhielt seinen Namen von den gallischen Bituriges, an welche viele in der Gegend aufgefundene Dolmen erinnern.
Die fränk.
Grafen machten es zu einem
Erblehn; ihnen folgten 917‒1100 Vicegrafen, deren letzter es an König
Philipp Ⅰ. verkaufte. Seitdem häufig
Apanage königl. Prinzen, wurde es 1360 zum Herzogtum erhoben und mehrmals, z.B. 1465,
mit der
Krone vereinigt. Der 253 km lange
Canal du Berry
(Berrykanal) beginnt bei der Mündung des
Allier in die Loire, sendet einen 70 km
langen Zweig nach Montluçon und endet bei
Tours.
[* 5] Er hat 115 Schleusen, 0,95 bis 1,10 m Wasserstand, kann
Kähne von 40 bis 55 t tragen und wird aus zwei Reservoirs gespeist. –
Vgl. Raynal Histoire du Berry
(4 Bde.,
Bourges 1845‒47).
Berry,
Charles Ferd., Herzog von, zweiter Sohn des Grafen von Artois, spätern Königs Karl Ⅹ. (s. d.) von Frankreich, geb. zu Versailles, [* 6] wurde mit seinem ältern Bruder, dem Herzog von Angoulême (s. d.), erzogen. Mit seinem Vater floh er infolge der Revolution 1792 nach Turin [* 7] und focht dann mit diesem und unter Condé gegen das republikanische Frankreich. Von 1801 an lebte er in England, wo er sich mit einer jungen Engländerin morganatisch vermählte. Aus dieser, von Ludwig ⅩⅧ. nicht anerkannten Ehe hatte er zwei Töchter, die später an den Marquis von Charette und den Prinzen von Faucigny vermählt wurden. Nach dem Sturze Napoleons landete er zu Cherbourg. [* 8] Am 15. Mai ward er zum ¶
Generalobersten ernannt und erhielt bei der Wiederkehr Napoleons Ⅰ. im Frühjahr 1815 von Ludwig ⅩⅧ. den Befehl über die Truppen der Hauptstadt. In der Nacht vom 19. zum 20. März mußte er sich mit den Garden nach Gent [* 10] und Aelst zurückziehen, bis ihm die Schlacht von Waterloo [* 11] den Rückweg nach Paris [* 12] öffnete. Am vermählte er sich mit der ältesten Tochter des nachmaligen Königs beider Sicilien, Franz’ Ⅰ., Karoline Ferdinande Luise (geb. Auf dieser Ehe beruhte wesentlich der Fortbestand des ältern Zweigs der Bourbons, da der Herzog von Angoulême kinderlos war.
Ein polit. Fanatiker, Louvel (s. d.), faßte darum den Entschluß,
den Herzog von Berry
zu ermorden. Als dieser seine Gemahlin aus dem Opernhause nach dem Wagen geleitete,
erhielt er von Louvel einen Messerstich, an dem er tags darauf starb. –
Vgl. Châteaubriand, Mémoires touchant la vie
et la mort du Duc de Berry
(Par. 1820): Rousset, Récit historique des évènements
qui se sont passes dans l’administration de de l’Opéra la nuit du 13 Février 1820 (Asassinat du duc de B, ebd. 1862).
Der Herzog hinterließ von Karoline Ferdinande Luise nur eine Tochter, Luise Maria Theresia von Bourbon, Mademoiselle de France
(geb. seit 1845 vermählt mit dem spätern Herzog Karl Ⅲ. von Parma,
[* 13] gest. Desto
größer war die Freude des königl. Hauses, als die verwitwete Herzogin einen Prinzen
gebar, der den Namen Heinrich, Herzog von Bordeaux,
[* 14] erhielt. Als die Julirevolution von 1830 den Herzog von
Orléans
[* 15] auf den Thron
[* 16] erhob, folgte die Herzogin von Berry
mit ihren Kindern Karl Ⅹ. nach Holyrood. In Frankreich aber arbeitete
eine zahlreiche Partei im Süden und in der Vendée für die Interessen ihres Sohnes, als des rechtmäßigen Königs (Heinrich
Ⅴ., s. Chambord, Graf von) von Frankreich. Um mit dieser Partei, den sog. Henriquinquisten, in nähere
Verbindung zu treten, begab sich die Herzogin von Berry
1831 nach Italien.
[* 17]
Hier fanden sich sehr bald Anhänger der vertriebenen Linie ein, die den Plan zu einer Landung in Frankreich entwarfen, um die
Fahne Heinrichs Berry
aufzupflanzen. Am landete die Herzogin nebst einigen Anhängern
bei Marseille.
[* 18] Ein Aufstand der Legitimisten in Marseille am 30. ward jedoch unterdrückt, und als das Schiff
[* 19] 3. Mai bei La
Ciotat angehalten wurde, wo es wegen Havarei einlaufen mußte, entdeckte die Behörde, daß sich die Herzogin darauf befunden
habe. Diese war indes in die Vendée entflohen, trat dort als Regentin auf, erließ Proklamationen im
Namen ihres Sohnes Heinrich Ⅴ., wurde indes von einem Anhänger, dem zum Katholicismus übergetretenen Juden Deutz, verraten, 8. Nov. in
Nantes
[* 20] verhaftet und als Staatsgefangene in die Citadelle von Blaye gebracht.
Die lebhafte Teilnahme, die man der Gefangenen zeigte, erzeugte der Regierung nicht geringe Verlegenheit. Da erhob sich im Januar das Gerücht, daß die Herzogin guter Hoffnung sei. Es folgten Wochen größter Aufregung in ganz Frankreich, bis am 22. Febr. die Herzogin erklärte, daß sie in geheimer Ehe mit dem neapolit. Marchese Lucchesi-Palli vermählt sei. Diese Nachricht brachte sie sofort um ihre polit. Bedeutung, so daß die Regierung, nachdem die Herzogin 10. Mai eine Tochter geboren hatte, kein Bedenken trug, sie zu entlassen. (Übrigens ward die Herzogin erst nach ihrer Freilassung Gemahlin des Marchese; auch wird bestritten, daß jenes Kind das seinige war.) Sie ging im Juni 1833 zunächst nach Sicilien und dann mit ihrer neuen Familie nach Venedig. [* 21] Nach dem Tode ihres Gemahls, dem sie mehrere Kinder geboren hatte, bezog sie das Schloß Brunnsee bei Graz, [* 22] wo sie 17. April 1870 starb. –
Vgl. Nettement, Mémoires
historiques de la duchesse de Berry
(3 Bde., Par.
1837);
Nauroy, La duchesse de Berry
(ebd. 1889);
Imbert de Saint-Amand, La duchesse de et la révolution de la Vendée (ebd. 1889);
ders., La captivité de la duchesse de Berry
(ebd. 1890).