Bernstein
(Börnstein, Brennstein, Agtstein, Achtstein, Succinit, lat. Succinum, Electrum, franz. Carabé, succin, électre, engl. amber); ein fossiles Harz vorhistorischer Wälder, war ursprünglich weich, wie Terpentin (denn es finden sich häufig Insekten darin eingeschlossen), ist aber durch die so lang andauernde Einwirkung von Druck, Feuchtigkeit und mäßiger Wärme sehr hart und fest geworden. Die an B. reichste Gegend ist die Seeküste von Ost- und Westpreußen, namentlich das Samland nördlich von Königsberg, und hier findet auch ein regelmäßiger Betrieb der Gewinnung statt; diese geschieht teils durch Tauchen und Baggern in der Nähe des Strandes, teils durch Graben oder bergmännischen Betrieb auf dem Lande. Es finden dort bei diesem Betriebe außer etwa 150 Tauchern mehr als 2000 Arbeiter Beschäftigung neben einem Dampfbetrieb von zusammen 750 Pferdekräften.
Der preußische Staat zieht aus dem Bernstein
-Regal, welches jedoch nur in Ostpreußen, nicht aber in Westpreußen Geltung hat,
jährlich circa 450000 Mark Pacht. Die Ausbeute ist namentlich beim Baggern, Tauchen und Graben in den Strandbergen außerordentlich
verschieden und in den letzten Jahren zuweilen sehr gering gewesen, so daß man in letzter Zeit sich
mehr auf die bergmännische Gewinnung in dem eigentlichen bernstein
führenden Flötz (ein glaukonitischer Sand) legte. Durch
Baggern wird das beste Resultat noch im kurischen Haff erhalten, wo mit 12 Dampfbaggern und 3 Handbaggern jährlich gegen 35000 k
Bernstein
gewonnen wurden; die Gräberei im Samlande soll 15000 k liefern. Auch an den Küsten von Livland, Kurland, Mecklenburg,
Holstein und Dänemark findet sich vereinzelt B., ferner auch in Schlesien, Galizien, Rumänien, Sicilien, Spanien,
Grönland,
Kamtschatka und
China. - Der B. ist sehr verschieden in seiner äußeren Erscheinung, man hat durchsichtigen,
trüben und undurchsichtigen, weißlichgelben, hellgelben bis dunkelgelben und braunen, der Glanz ist glasartig, die Größe
und Gestalt der Stücke sehr verschieden.
Man sortiert ihn nach Größe, Farbe und Schönheit in sehr viele Sorten, bevor er in den Handel kommt; Hauptsorten sind: Sortimentsteine, Tonnensteine, Grundstein, Firnißsteine und Schlick oder Schluck. Der Wert variiert von 66 Mk. pro ½ Kilo bis herab zu 40 Pfennigen; einzelne große Prachtstücke werden mit 1200 bis 1800 Mk. bezahlt. Der deutsche B., der hauptsächlich den Markt beherrscht, geht teils verarbeitet, teils roh in den Handel und außer Landes. Der Haupthandelsplatz für B. ist seit langen Zeiten Danzig, hier wird auch viel verarbeitet, nächstdem Memel, Königsberg und Stolpe; große Mengen gehen nach Konstantinopel und Paris, wo jetzt sehr schöne Schmucksachen daraus gefertigt werden.
Die Verarbeitung erfolgt mittels Schnitzen und Raspeln, sowie auch mit der Drehbank. Man fertigt aus dem B. Pfeifen- und
Zigarrenspitzen, Broschen und verschiedene andere Schmuck- und Kunstsachen. Die kleinen Stückchen und
Abfälle werden zur Bereitung von
Bernsteinlack und
Bernsteinsäure, sowie auch zum Räuchern verwendet. Nicht selten werden
Nachahmungen, aus einem Gemische von
Kopal,
Terpentin und
Kampfer, für echte Bernstein
waren verkauft. Man kann solche Falsifikate,
die der echten Ware oft sehr ähnlich sind, leicht von dieser unterscheiden; man braucht nur einen solchen
Gegenstand in
Äther zu tauchen, der echte B. wird hierbei kaum angegriffen, während der unechte schon nach wenigen Augenblicken
die Politur verliert, sich fettig anfühlt und bald so erweicht, daß man ihn schon mit dem Fingernagel abkratzen kann. Auch
beim Erwärmen auf einer heißen Ofenplatte fängt der unechte schon nach einigen Minuten an zu schmelzen,
während der echte erst in viel höherer Temperatur , bei 280° C., unter anfangender Zersetzung schmilzt. - Roher B. ist
zollfrei, Bernsteinwaren s. unter Nr. 20 b 1. Zolltarif im Anhange.