Bernīni,
Lorenzo, ital. Architekt, Bildhauer und Maler, geb. 1598 zu Neapel, [* 2] genoß den Unterricht seines Vaters, ging mit demselben nach Rom und [* 3] erregte hier durch sein Talent die Aufmerksamkeit Pauls V. Papst Gregor XV. ernannte ihn zum Ritter, Urban VIII. 1629 zum Oberaufseher des Baues der Peterskirche und zum Direktor aller öffentlichen Arbeiten für die Verschönerung Roms. In gleicher Ehre und Thätigkeit erhielt sich unter Innocenz X. und Alexander VII. Im J. 1663 ging er auf die Einladung Ludwigs XIV. wegen des Louvrebaues nach Paris. [* 4]
Seine
Reise dahin, über welche er ein noch erhaltenes
Tagebuch geführt hat, glich einem Triumphzug; allein
seine
Zeichnungen zum
Louvre mußten später
Claude
Perraults
Entwürfen weichen.
Mehr Beifall hatte eine
Büste des
Königs aus
Marmor, die Bernini
ebenfalls in
Paris fertigte; dagegen mißriet eine Reiterstatue des
Königs gänzlich. In
Rom fand der
Künstler
unter
Clemens X. sein altes Ansehen wieder und behauptete dasselbe bis zu seinem
Tod, Bernini
besaß
bedeutende
Phantasie und große technische Geschicklichkeit; aber seine
Richtung war eine der einfachen
Schönheit entfremdete,
dem
Geschmack des sinnlichen
Reiz und
Pomp verlangenden
Zeitalters frönende.
Seine Gestalten sind gespreizt und unnatürlich.
Sein
Fleisch hat ein so aufgedunsenes Ansehen, daß die
Muskeln
[* 5] der männlichen
Körper an
Blasen erinnern, und die Fleischmassen seiner
Frauen sind von übertriebener Üppigkeit.
Sein
Faltenwurf ist manieriert. Auch als
Architekt huldigte Bernini
demselben theatralischen
Pomp; er ist einer der hervorragendsten Vertreter
des Barockstils. In beiden
Richtungen, namentlich aber in der
Plastik, hat Bernini
den größten Einfluß auf
seine Zeitgenossen ausgeübt und zu den verdrehten und haltungslosen
Figuren, welche die Bildhauerei vom Ende des 17. Jahrh.
bis über die Mitte des 18. kennzeichnen, das Vorbild gegeben. Von seinen zahlreichen, meist in
Rom befindlichen Werken sind
hervorzuheben: die Säulengänge auf dem St. Petersplatz, Berninis
Hauptwerk, 1667 angefangen und unter
Clemens IX. vollendet, mit 162
Statuen von
Heiligen und Ordensstiftern, die
¶
mehr
nach Berninis
Zeichnungen gefertigt sind;
die Fassade des Palastes Barberini gegen die Via delle quattre Fontane;
der Palast Bracciano auf der Piazza di S. S. Apostoli;
die Scala regia des vatikanischen Palastes;
die Galerie und Fassade an der Meerseite des Kastells Gandolfo;
das Arsenal in Civita Vecchia;
die Fontäne am Platz Barberini u. a.;
das große Tabernakel über dem Hauptaltar der Peterskirche, unter Urban VIII. gefertigt;
die vier Kirchenväter, welche den Stuhl des heil. Petrus tragen, daselbst über dem Altar [* 7] der heiligen Jungfrau, am Ende der Haupttribüne, unter Alexander VII. mit ungeheuern Kosten angefertigt;
die Grabmäler Urbans VIII. und Alexanders VII.;
die Bildsäulen des Longinus und Konstantins d. Gr. zu Pferde, [* 8] sämtlich daselbst;
die heil. Theresia in der Kirche Santa Maria della Vittoria, von dem Künstler selbst für sein bestes Werk erklärt;
der Raub der Proserpina in der Villa Ludovisi, eine manierierte Nachahmung des Sabinerinnenraubes von Giovanni Bologna;
die Marmorstatuen: Äneas und Anchises, Apollo und Daphne in der Villa Borghese, eine Jugendarbeit, aber eine seiner besten;
Neptun und Glaucus in der Villa Montalto;
der Triton [* 9] der Quelle [* 10] am Platz Navona;
Auch
als Schriftsteller, namentlich als Komödiendichter, hat sich Bernini
versucht.