Titel
Bernays
,
1) Jakob, Philolog, geb. zu Hamburg [* 2] von jüdischen Eltern, studierte 1844-48 in Bonn, [* 3] habilitierte sich daselbst 1849, war seit 1853 Lehrer am jüdisch-theologischen Seminar zu Breslau [* 4] und las zugleich an der Universität, kehrte 1866 als außerordentlicher Professor und Oberbibliothekar nach Bonn zurück und starb daselbst Er hat sich besonders um die philosophische Litteratur der Griechen verdient gemacht. Seiner Erstlingsschrift: »Heraclitea« (Bonn 1848),
folgten: das »Florilegium renasc. latinitatis« (das. 1849);
die Ausgabe des Lucretius (Leipz. 1852 u. öfter);
die Lebensbeschreibung des Jos. J. ^[Justus] Scaliger (Berl. 1855);
»Über das Phokylideische Gedicht« (das. 1856);
»Grundzüge der verlornen Abhandlung des Aristoteles über Wirkung der Tragödie« (Bresl. 1857);
»Über die Chronik des ¶
mehr
Sulpicius Severus« (Berl. 1861);
»Die Dialoge des Aristoteles in ihrem Verhältnis zu seinen übrigen Werken« (das. 1863);
»Theophrastos' Schrift über Frömmigkeit« (das. 1866);
»Die Heraklitischen Briefe« (das. 1869);
Übersetzungen der drei ersten Bücher von Aristoteles' »Politik« (das. 1872) und der unter Philons Werken stehenden Schrift »Über die Unzerstörbarkeit des Weltalls« (das. 1877);
»Lucian und die Cyniker« (das. 1879);
»Zwei Abhandlungen über die Aristotelische Theorie des Dramas« (das. 1880) und »Phokion und seine neuern Beurteiler« (das. 1881).
Seine »Gesammelten Abhandlungen« gab Usener heraus (Berl. 1885).
2) Michael, Litterarhistoriker, Bruder des vorigen, geb. zu Hamburg, studierte 1853-56 in Bonn und Heidelberg [* 6] Litteraturgeschichte mit dem Vorsatz, sich künftig der akademischen Lehrthätigkeit zu widmen, habilitierte sich 1872 zu Leipzig [* 7] und folgte im Mai 1873 einem Ruf als außerordentlicher Professor der Litteraturgeschichte an die Universität zu München, [* 8] wo er 1874 zum ordentlichen Professor ernannt wurde. Von seinen Publikationen sind anzuführen: »Über Kritik und Geschichte des Goetheschen Textes« (Berl. 1866),
der erste gelungene Versuch, den Text eines neuern Autors nach der im Gebiet der klassischen Philologie festgesetzten Methode zu behandeln;
»Briefe Goethes an F. A. Wolf« (das. 1868),
mit einer Einleitung, worin Goethes Verhältnis zu Homer geschildert wird;
»Zur Entstehungsgeschichte des Schlegelschen Shakespeare« (Leipz. 1872);
»Der junge Goethe«, eine Zusammenstellung der sämtlichen Dichtungen und Briefe Goethes aus den Jahren 1764-76 auf Grund der Hirzelschen Goethe-Bibliothek, mit umfangreicher Einleitung (das. 1875, 3 Bde.);
»Goethe und Gottsched«, zwei Biographien (Separatabdruck aus der »Allgemeinen deutschen Biographie«, das. 1880),
sowie zahlreiche Aufsätze in Zeitschriften.
Auch besorgte er eine revidierte Ausgabe der Schlegel-Tieckschen Shakespeare-Übersetzung (Berl. 1871-72) und gab die Voßsche Übersetzung von »Homers Odyssee« (Stuttg. 1881) in ihrer ältesten Gestalt neu heraus.