Bernardin
de
Saint
[* 2]
Pierre (spr. -däng), s.
Saint
Pierre, Jacques
Henri Bernardin de.
Bernardin de Saint Pierre
13 Wörter, 86 Zeichen
Bernardin
de
Saint
[* 2]
Pierre (spr. -däng), s.
Saint
Pierre, Jacques
Henri Bernardin de.
Saint-
Pierre
(spr. ssäng-pjähr), franz. Insel in Nordamerika, [* 5] 16 km von der Südküste Neufundlands, mit dem Eiland Ile aux Chiens 33 qkm (0,6 QM.) groß mit (1879) 3576 ansässigen Bewohnern. Mit dem benachbarten Miquelon (s. d.) bildet es eine Kolonie, in welcher zwar keine Befestigungen errichtet werden dürfen, welche aber des Fischfanges wegen geschätzt wird, der von Dünkirchen [* 6] und andern Häfen Frankreichs aus betrieben wird. Die Insel steigt bis 200 m an; die Abhänge derselben sind längst entwaldet, und Moose [* 7] und Flechten [* 8] bedecken die Gipfel der Hügel.
Pierre
(spr. ssäng-pjähr), 1) (S. d'Albigny) Stadt im franz. Departement Savoyen, Arrondissement Chambéry, am Fuß des Epion und Arclusaz (2046 m), an der Isère und der Mont Cenis-Bahn (mit Abzweigung nach Albertville) gelegen, hat ein kleines Seminar, Kalkbrennerei, Fabrikation von Tüll, Seidenweberei, ein Stahlwerk, römische Altertümer, eine malerische Schloßruine (Miolans) und (1881) 738 Einw. -
2) (S. le Moutier) Stadt im franz. Departement Nièvre, Arrondissement Nevers, an der Eisenbahn Nevers-Moulins, hat ein altes Schloß, ergiebige Sandsteinbrüche, Fabrikation von feuerfesten Ziegeln u. Hüten und (1881) 2158 Einw. -
3) (S. lès Calais) [* 9] Stadt im franz. Departement Pas de Calais, jetzt in die Festungswerke von Calais eingeschlossen (s. Calais). - 4) (S. les Elbeuf, spr. läh selböff) Industrieort bei Elbeuf im franz. Departement Niederseine, Arrondissement Rouen, [* 10] mit bedeutenden Tuchfabriken, Färbereien, Maschinenfabriken etc. und (1881) 3836 Einw. -
5) Wichtigste Stadt der französisch-westind. Insel Martinique, 1665 gegründet, in europäischer Weise gebaut, hat eine kath. Kathedrale, ein Collège, mehrere Krankenhäuser, eine Irrenanstalt, einen botanischen Garten [* 11] (seit 1803), ein Theater, [* 12] einen vorzüglichen, durch ein Fort verteidigten Hafen und (1879) 23,755 Einw. S. ist Geburtsort der Kaiserin Josephine, Gemahlin Napoleons I. - 6) Stadt der franz. Insel Réunion im Indischen Ozean, an der Südküste und der Mündung der Rivière d'Abord, regelmäßig gebaut, mit stattlichem Gerichtshof, Rathaus und Gendarmeriekaserne und (1885) 27,359 Einw. Die Stadt verdankt ihren künstlichen Hafenbauten ihre Bedeutung; sie ist der einzige Ort der Insel, wo Schiffe [* 13] sicher ankern können. - 7) (S. d'Oléron) s. Oléron.
Pierre
(spr. ssäng-pjähr), 1) Charles Irénée Castel, Abbé de, franz. Philanthrop, geb. zu St.-Pierre bei Barfleur (Normandie), ward Geistlicher, 1695 Mitglied der Akademie, 1702 Beichtvater der Herzogin von Orléans, [* 14] wohnte 1712 im Gefolge des Kardinals Polignac dem Kongreß von Utrecht [* 15] bei und starb bei Paris. [* 16] Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Projet de paix perpétuelle« (Utrecht 1713, 3 Bde.);
»Œuvres politiques et morales« (Rotterd. 1729, 10 Bde.; das. 1735-41, 16 Bde.);
»Œuvres diverses« (Par. 1729, 2 Bde.) und »Annales politiques de Louis XIV« (das. 1757, 2 Bde.).
Weil er den Mut gehabt hatte, das ausschweifende Leben des »großen Königs« öffentlich zu rügen, stieß ihn die Akademie 1718 aus ihren Reihen; er veröffentlichte hierauf die »Mémoires sur l'Académie française«.
Vgl. Molinari, L'abbé de S. (Par. 1861). ¶
2) Jacques Henri Bernardin de, ausgezeichneter franz. Schriftsteller, geb. zu Havre, [* 18] genoß eine freie, aber sehr unregelmäßige Erziehung, machte frühzeitig weite und abenteuerliche Reisen, immer von dem Verlangen erfüllt, irgendwo seine ideale Republik, wie er sie in der »Arcadie« (Angers 1781) beschreibt, zu gründen, war bald in französischen, bald in russischen Diensten, in Polen, Preußen [* 19] und auf der Isle de France, aber nirgends ließ ihn sein unruhiger Geist verweilen, bis er endlich 1771, von allen Hilfsmitteln entblößt, aber reich an Erfahrungen und Beobachtungen, sich in Paris niederließ.
Sein erstes Werk: »Voyage à l'Isle de France« (1773, 2 Bde.),
hatte keinen Erfolg;
um so größern aber die »Études de la nature« (Par. 1784, 3 Bde.), in denen er die Vorliebe seiner Zeit für die Natur und ihren Haß gegen die gesellschaftlichen Mißbräuche auf das glücklichste traf, ein Werk, wissenschaftlich zwar wertlos, aber durchglüht von Begeisterung und tiefem religiösen Gefühl für die Herrlichkeit der Natur und in glänzender, reiner Sprache. [* 20]
Von der größten Bedeutung für diese Studien war sein Verkehr mit J. J. Rousseau gewesen, der bis zu dessen Tod ein inniger blieb. Der vierte Band [* 21] dieser »Études« (1787) enthält das unzählige Male aufgelegte, in fast alle Sprachen übersetzte reizende Idyll »Paul et Virginie« (deutsch unter andern von Eitner, Hildburgh. 1866), in welchem sich alle Vorzüge des Dichters und Schriftstellers vereinigt finden, und welches seinen Ruhm so vermehrte, daß er zum Lehrer des Dauphins designiert, zum Nachfolger Bussons ^[richtig: Buffons] in der Leitung des botanischen Gartens gewählt und zum Professor der Moral an die neugegründete Normalschule berufen wurde, Ämter, denen er in keiner Beziehung gewachsen war, und die er bald aufgeben mußte.
Nachdem er 1795 Mitglied des Instituts geworden war und 1798 durch eine Pension von 8000 Frank in die sorgenfreie Lage versetzt war, nach der er sich sein ganzes Leben hindurch gesehnt hatte, starb S. auf seinem Landgut Eragny bei Paris. Unserm Gefühl widerstrebt in seinen Werken die ewige Sentimentalität und der Schwulst in Gefühlen und Ausdrücken, worin sich jene Zeit nicht genugthun konnte; aber er bleibt für uns der Hauptvertreter Rousseauscher Ideen.
Vortrefflich sind wegen ihrer frischen Natürlichkeit und der feinen Satire die beiden Erzählungen: »La chaumière indienne« (1790) u. »Le [* 22] café de Surate«;
die 1796 erschienene Fortsetzung der »Études«, die »Harmonies de la nature« (3 Bde.),
leidet schon an starker Übertreibung.
Wir erwähnen noch: »Voeux d'un solitaire« (1789);
»De la nature de la morale« (1798);
»Voyage en Silésie« (1807);
das Drama »La mort de Socrate« mit dem »Essai sur les journaux« (1808);
»Essai sur J. J. Rousseau«;
»Récits de voyage« u. a. Von seiner ersten Frau blieben S. zwei Kinder, Paul und Virginie;
seine zweite vermählte sich nach seinem Tod mit Aimé Martin, welcher die »Œuvres complètes« (Par. 1813-20, 12 Bde.),
die »Correspondance« (1826, 4 Bde.),
die »Œuvres posthumes« (1833-36, 2 Bde.) und die »Romans, contes, opuscules« (1834, 2 Bde.) Saint-Pierres
herausgab, in der Biographie (1826) aber ein übertrieben günstiges Bild von ihm zeichnete.
Vgl. Fleury, Vie de Bern. [* 23] de S. (Par. 1844);
Prévost-Paradol, Éloge de S. (das. 1852).