Berlinerblau
(Preußischblau
, Coeruleum berolinense). - Unter diesem Namen faßt man gewöhnlich alle diejenigen blauen
Farben zusammen, die aus Eisencyanürcyanid in mehr oder weniger reinem Zustande bestehen. Das reine Eisencyanürcyanid ist
tief dunkelblau
und kann in zwei verschiedenen Arten erhalten werden, die das Eisencyanid und Eisencyanür
in zwei verschiedenen Mengen Verhältnissen enthalten und sich auch in der Farbennüance unterscheiden. Das Material zur
Bereitung liefern die beiden
Blutlaugensalze (s. d.). Wenn man eine Lösung von rotem
Blutlaugensalz mit einer Lösung von
Eisenvitriol vermischt, so erhält man einen dunkelblauen
Niederschlag, der nach dem Trocknen aus
prachtvoll tiefblauen
Stücken mit einem Stiche ins Violette besteht; dieses Eisencyanürcyanid führt den besonderen Namen
Turnbull's Blau
, ist aber teurer und weniger im Handel, als das aus gelbem
Blutlaugensalze bereitete.
Setzt man zu dessen Lösung eine Eisenvitriollösung, so erhält man einen hellblauen
(bei vollständigem Luftabschluß weißen)
Niederschlag, der an der Luft - nach und nach, schneller durch Zusatz von etwas Chlorkalklösung, dunkelblau
wird. Dieser Niederschlag getrocknet ist das gewöhnliche B. des Handels. Durch Zusatz von indifferenten weißen Körpern,
wie
Thon,
Gips, Schwerspat u. s. w. erhält man die helleren und billigeren Sorten, die wieder
besondere Namen führen, so z. B. Louisenblau
, Zwickauerblau
, Ölblau
,
Antwerpenerblau
, Mineralblau
, Sächsisches Blau
, Hortensienblau.
- Wendet man zur Fällung des gelben
Blutlaugensalzes, anstatt
Eisenvitriol,
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48 eine schwefelsaure Eisenoxydlösung oder eine Eisenchloridlösung an, so erhält man sofort einen dunkelblauen
Niederschlag,
braucht also in diesem Falle keine Chlorkalklösung hinzuzusetzen. Der Niederschlag hält aber auch nach dem Auswaschen immer
noch eine gewisse Menge Kali zurück; wird dieses durch Behandlung mit einer Mineralsäure entfernt, so erhält man ein
reineres und intensiver gefärbtes Eisencyanürcyanid, welches man Pariserblau oder auch Miloriblau nennt; man erhält es
in dunkelblauen Stücken, welche auf dem Bruche einen kupferroten Metallglanz zeigen, ähnlich dem Indigo. Eine Lösung dieses
Pariserblau in wässriger Oxalsäure wird als blaue Tinte verwendet. Es läßt sich auch durch sorgfältiges Auswaschen aller
beigemengten Salze ein Blau herstellen, welches sich in destilliertem Wasser auflöst und lösliches Berlinerblau
genannt wird; durch Zusatz von etwas Alkohol kann es ausgefällt werden; man verkauft es in Form kleiner Täfelchen. - Neublau
oder Waschblau ist Stärkemehl, welches durch einige Prozente B. hellblau gefärbt ist und zum Bläuen der Wäsche
benutzt wird. Die aufgeführten blauen Farben (Mineralblau) sind wie auch das mit Stärke versetzte Waschblau zollfrei. -
Zu vergl. Anilinfarben.