altes schwäb. Adelsgeschlecht, das noch jetzt in zwei Linien, der zu
Jagsthausen und der zu Rossach, blüht, von denen die letztere Götz von Berlichingen, die
erstere dessen
BruderHans von Berlichingen (geb. 1476, gest. 1553) zum Ahnherrn
hat. Die Linie
Jagsthausen wird gegenwärtig durch
Freiherrn Götz
Otto Ernst von Berlichingen, geb. vertreten, die Linie
Berlichingen-Rossach hat den
Freiherrn Reinhard Götz von Berlichingen (geb. zum
Haupt. – Aus dieser Linie wurde
FriedrichWolfgang Götz von Berlichingen (geb. gest.
Abgeordneter des grundherrlichen
Adels und zweiter Vicepräsident in der bad. Ersten Kammer, in den württemb.
Grafenstand erhoben.
Er verfaßte: «Geschichte des Ritters Götz von und
seiner Familie» (Lpz. 1861). Sein Sohn Götz Maximilian Erich,
Graf von Berlichingen, geb. ist das Haupt dieses gräfl. Zweiges.
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Götz oder
Gottfried von, mit der eisernen
Hand,
[* 4] ein rechter
Typus des Raubrittertums, war 1480 zu
Jagsthausen
im Württembergischen auf dem Stammschlosse seines Geschlechts geboren. Seit 1498 in das Kriegsleben
eingeführt, diente er anfangs dem Markgrafen
Friedrich Ⅳ. von
Brandenburg-Ansbach; hierauf trat er im Landshuter Erbfolgekrieg
(s.
Albrecht Ⅳ. von
Bayern)
[* 5] zu
Albrechts Partei. In diesem Kampfe verlor er bei der
Belagerung von Landshut
[* 6] die rechte
Hand,
sie wurde künstlich durch eine eiserne ersetzt, die noch in
Jagsthausen gezeigt wird.
Seither führte er dem Landfrieden zum Trotz zahlreiche
Fehden, u. a. mit
Nürnberg,
[* 7] Köln,
[* 8] Kurmainz. Berlichingen stand 1519 dem
HerzogUlrich von
Württemberg
[* 9] gegen den Schwäbischen
Bund bei und verteidigte Möckmühl. Wahrscheinlich nicht durch Verrat, sondern
bei einem
Ausfall gefangen, saß er bis 1522 in Haft zu Heilbronn.
[* 10] Am großen
Bauernkriege (s. d.), 1525,
nahm er, wie er selbst sagt, gezwungen als Hauptmann der Aufständischen Anteil, entwich indessen, als der entscheidende
Zusammenstoß mit dem
Heere des Schwäbischen
Bundes bevorstand.
Vom Kammergericht für schuldlos erklärt, wurde er doch 1528 von
Dienern des Schwäbischen
Bundes niedergeworfen und, als
er seinem Gelöbnis treu sich in
Augsburg
[* 11] stellte, dort 2 Jahre in Haft gehalten, worauf er die nächsten 11 Jahre
in einer Art von halber Gefangenschaft auf Schloß Hornberg zubringen mußte. Der
Kaiser verwendete ihn nach seiner
Befreiung 1542 im
türk. und 1544 im franz. Feldzuge. Berlichingen starb Seine
Selbstbiographie wurde zuerst hg. von
Pistorius (Nürnb. 1731; Neudruck von Bieling,
Halle
[* 12] 1886), später von Schönhuth (2.
Aufl., Heilbr. 1859); sie wurde die
Quelle
[* 13] für
Goethes «Götz». –
Vgl. F. W. Götz
Graf von Berlichingen-Rossach, Geschichte
des Ritters Götz von Berlichingen mit der eisernen
Hand (Lpz. 1861).