Bériot
(spr. -oh), Charles Auguste de, Violinvirtuose und Komponist, geb. zu Löwen [* 2] in Belgien, [* 3] erhielt den ersten musikalischen Unterricht durch die dortigen Lehrer Robrex und Tiby und ging 1821 nach Paris, [* 4] wo ihn Viottis, Lafonts und Baillots unübertreffliches Spiel zu rastloser Anstrengung anfeuerte. Kurze Zeit war er Schüler des Konservatoriums und genoß Baillots Unterricht, dann aber ging er im Gefühl einer bereits erlangten Selbständigkeit seinen eignen Weg.
Nachdem er in
Paris mit großem Erfolg öffentlich aufgetreten, machte er eine Kunstreise nach
England. Nach seiner Rückkehr
erteilte ihm König
Wilhelm der
Niederlande,
[* 5] um ihn unabhängig zu stellen, eine
Pension mit dem
Titel eines
ersten königlichen Kammermusikus; aber die Ereignisse von 1830, die
Belgien von
Holland trennten, brachten Bériot
um diese Vorteile.
Um diese Zeit knüpfte er mit der Sängerin
Malibran ein vertrautes
Verhältnis an, welches 1836, nachdem
die Einwilligung ihres ersten
Gatten zur
Ehescheidung errungen war, auch die gesetzliche
Weihe erhielt.
Nach dem plötzlichen
Tod seiner
Gattin unternahm Bériot
mit deren jüngerer
Schwester Kunstreisen, die ihn auch nach
Leipzig,
[* 6]
Berlin
[* 7] und
Wien
[* 8] führten, wo sein geniales
Spiel allgemeinen Beifall fand. Im J. 1842 kam
er an
Baillots
Stelle als
Lehrer an das
Konservatorium zu
Paris, später an das zu
Brüssel.
[* 9] Seine 1852 erfolgte Erblindung nötigte ihn, ins Privatleben
zurückzutreten. Er starb in
Brüssel. Durch seine in der
Kantilene wie im Passagenwesen gleich bewunderungswürdige
Virtuosität und noch mehr durch seine Thätigkeit als
Komponist ist Bériot
das
Haupt der belgischen Violinschule
geworden, welche durch ihn und durch seine
Schüler, namentlich
Vieuxtemps und
Léonard, zu großer und verdienter Berühmtheit
gelangte. Seine
Arbeiten für sein
Instrument, unter denen sieben
Konzerte, zeichnen sich fast ausnahmslos durch
Adel der
Empfindung,
melodische
Grazie und glanzvolles, durchaus originelles Passagenwerk aus und bekunden, mit denen seiner
Vorgänger verglichen, einen überraschenden
Fortschritt in der Behandlung des
Instruments. - Ein Sohn Bériots
und der
oben
genannten Sängerin,
Charles Wilfried de Bériot
, geb. zu
Paris, wirkt daselbst als geachteter Klavierspieler und
Komponist.
Unter seinen
Arbeiten befinden sich zwei
Konzerte mit
Orchester und eine große Zahl kleinerer Klavierkompositionen;
ferner verfaßte er gemeinschaftlich mit seinem
Vater eine
»Methode d'accompagnement pour piano et violon« sowie eine
Reihe
von
Duos für
Klavier und
Violine, welche unter dem
Titel:
»Opéras sans paroles« erschienen sind.