Bergwerksb
ahnen,
Eisenbahnen
, die bergbaulichen Zwecken dienen. Hinsichtlich der technischen Ausführung unterscheiden
sich die Bergwerksb
ahnen von andern Eisenbahnen
nicht; sie können normalspurig und schmalspurig hergestellt sein,
mit tierischen oder mit mechan. Kräften betrieben werden; ihr einziges
Unterscheidungsmerkmal von den andern Eisenbahnen
besteht darin, daß sie vornehmlich oder ausschließlich der
Beförderung
von Erzeugnissen des
Bergbaues dienen.
In der Geschichte des Eisenbahnwesens spielen die Bergwerksb
ahnen eine wichtige Rolle, sie sind die
Vorläufer unserer heutigen Eisenbahnen.
Die erste Lokomotivbahn der Welt war die Bergwerksbahn
bei Newcastle.
[* 2] Die Kohlengebiete an der
Ruhr und
der Saar hatten schon 1826 über 60 km Bergwerksb
ahnen. Zu den ältern gehören auch die
Bahnen von
Prag
[* 3] nach Lahna, von
Gmunden nach Linz
[* 4] und nach
Budweis, von St. Etiene nach Andrezieux, vornehmlich aber die
Bahn
Stockton-Darlington, auf der mit der von
Georg
Stephenson
erdachten
Lokomotive
[* 5] der erste mit
Personen besetzte Wagenzug, mit einer
Geschwindigkeit von 10 km
in der
Stunde, befördert wurde.
Eine der bekanntesten Bergwerksb
ahnen ist die
Ergastirionbahn (18 km) auf der Halbinsel Laurion in
Attika, die eine hellenische
Aktiengesellschaft
zur Ausbeutung der noch aus dem Betriebe des
Altertums übriggebliebenen
Blei- und Silbererzhalden erbaut
bat. An der span.
Küste, unweit
Bilbao,
[* 6] wird seit kurzem eine Bergwerksbahn
unter Wasser verwendet. Weil daselbst die
Brandung
so stark und der
Strand so flach ist, daß Schiffe
[* 7] nicht heranfahren können, um aus den dortigen
Bergwerken die
Erze (die u. a.
von
Krupp in
Masse bezogen werden) an
Bord zu nehmen, hat man ein Gleis in das
Meer
hinein bis zu der
Stelle
geführt, wo die
Tiefe für die
Dampfer ausreicht.
Auf diesem Gleis, das anscheinend keine weitere Befestigung hat als seine eigene
Schwere, fährt ein Wagen mit hohem
Gerüst.
Dasselbe dient einem zweiten, 100000 kg
Erz fassenden Wagen zur Unterlage, der unter Benutzung einer Rinne
von der Höhe der Strandfelsen aus gefüllt wird. Sobald dies geschehen ist, wird das
Gerüst losgemacht, um mittels des untern
Wagens auf dem Gleis langsam der
Stelle zuzugleiten, wo die Schiffe vor
Anker
[* 8] liegen. Die
Beförderung der ganzen Vorrichtung
zurück an das Ufer wird durch Drahtseilbetrieb bewirkt. Es soll selbst bei bewegter See möglich sein,
mit täglich 50 Fahrten 5 Mill. kg
Erze zu verladen. In rechtlicher
Beziehung werden die ausschließlich bergbaulichen Zwecken
dienenden Bergwerksb
ahnen gewöhnlich nicht zu den Eisenbahnen
gerechnet.
Nach dem
Preuß. Berggesetz vom bilden die Bergwerksb
ahnen einen
Teil des
Bergwerks; sie unterstehen nicht
der
Aufsicht der Eisenbahn, sondern wie die
Bergwerke der
Aufsicht der
Bergbehörden, von denen auch der zu ihrer
Anlage erforderliche
Grund und
Boden in Gemeinschaft mit dem
Bezirksausschuß enteignet wird. Am 1. Jan.
bez. gab es bei
Deutschen Eisenbahnen
insgesamt 2903,28 km Anschlußbahnen
(Bergwerks-,
Industrie-,
land- und forstwirtschaftliche
u. dgl.
Bahnen), gegen 2724,33 km
im Vorjahre, wovon auf preuß. Staatsbahnen
[* 9] 1807 km entfielen. Im
Besitze der einzelnen deutschen Bahnverwaltungen befanden
sich nur 282,72 km normalspurige und 33 km schmalspurige Anschlußbahnen, die übrigen
Bahnen sind Privateigentum der Gruben,
Hütten
[* 10] u. s. w. Die schmalspurigen Anschlußbahnen haben
Spurweiten von 0,460 m bis 1 m. Von den normalspurigen
Bahnen werden 1559 km mit
Dampf-, 627 km mit Pferdekraft betrieben, von den schmalspurigen
Bahnen 454 km mit
Dampf- und 263 km
mit Pferdekraft. (S. auch
Transportable Eisenbahnen.) -
Vgl. Röll, Encyklopädie des gesamten Eisenbahnwesens, Bd. 1 (Wien [* 11] 1890).