Bergünerstöcke
(Kt. Graubünden, Bez. Albula). Unter dieser Bezeichnung werden zusammengefasst Piz Aela, Tinzenhorn und Piz Michel mit ihren Ausläufern. Diese so abgetrennte Gruppe hängt nach SO. durch die kleine Kette des Piz Bleis Martscha mit der des Piz Err zusammen, wird aber von dieser wieder geschieden durch die Einsattelung der Fuorcla da Tschitta, die Tinzen im Oberhalbstein mit Naz und Preda an der Albulastrasse verbindet. Begrenzt werden die Bergünerstöcke: im O. und N. vom Thal der Albula und im W. vom untern Oberhalbstein. Obwohl wenig ausgedehnt, zeichnet sich die Gruppe doch aus durch ihre hohen und schönen und daher oft besuchten Gipfel. Höchster Punkt ist mit 3340 m der Piz Aela, der sich von der einen Seite als mächtige Kuppel, von der andern als aufstrebende Nadel zeigt; das Tinzenhorn, 3179 m, ist ein spitzzulaufender, geschmeidiger Felsturm, der Piz Michel, 3163 m, eine scharfkantige Pyramide. Alle drei Gipfel heben sich aus einem Grat heraus, der zuerst nach W., dann nach NW. verläuft und nahe Tiefenkastel in steilem, waldbewachsenem Abfall endigt. Sein S.- und SW.-Abfall stürzt in senkrechten Kalkwänden auf hohe Terrassen herab, unterhalb welcher der bewaldete Abhang sanfter wird; der N.-Abhang ist weniger steil, wenn auch sein am Albulathal endigender unterer Teil überall stark geneigt und zerschnitten ist. Mehrere Thäler haben sich in diesen eingeschnitten, deren grösste, das Val Spadlatscha und das Schaftobel, beide mit kleinen Schluchten nahe dem Bad Alvaneu ausmünden. Das Val Spadlatscha ist ein schöner, grüner Thalkessel mit bis hoch hinauf bewaldeten Seiten und zahlreichen Sennhütten; in seinem obern Teile steht am Fusse von Piz Aela und Tinzenhorn die Aelahütte des S. A. C. Der Bach des in seinem obern Teile in zwei Arme gespaltenen Schaftobels stürzt sich direkt gegenüber Alvaneu in prachtvollem Wasserfall zur Albula herunter. Die bedeutendste der Seitenketten ist die vom Piz Aela ausgehende östliche, die das Val Spadlatscha vom obern Albulathal trennt und auf dieser Seite überall steilen Abfall und oft grosse Felswände aufweist; sie beginnt mit einem Felsgrat, dem der Piz Spadlatscha aufgesetzt ist, und bildet, nach N. absteigend, den sanft gewölbten Rücken des Chavagl («Pferderücken»).
Ebenfalls vom Piz Aela gehen noch nach NO., gegen Bergün zu, zwei weitere Kämme ab, die das von den zwei wildzerrissenen Spitzen des Rugnux dadains und Rugnux dador (d. h. des hintern und vordem Flügels) flankierte Hochthal von Tranter Aela einschliessen. Gletscher finden sich in der Gruppe der Bergünerstöcke nur wenige und kleine und alle am N.-Abhang der höchsten Gipfel (Hängegletscher); der ganze Gebirgsstock ist ausschliesslich felsig und besteht aus stark gefalteten Triaskalken, von denen der Hauptdolomit und der Plattenkalk der Gipfelpartien die Hauptrolle spielen.