1)
FriedrichWilhelm, Philolog, geb. zu
Straßburg,
[* 2] studierte daselbst
Theologie, dann in
Göttingen,
[* 3] Berlin
[* 4] und
Paris
[* 5]Philologie, wurde 1838 zum
Professor der ausländischen Litteratur an der philosophischen
Fakultät zu
Straßburg ernannt und ist seit 1872 ordentlicher
Professor an der
Universität daselbst. Seine zahlreichen Werke
sind sehr mannigfachen
Inhalts. Auf dem Gebiet der allgemeinen Sprachwissenschaft sind zu nennen: »L'unité de l'espèce humaine
et la pluralité des langues primitives« (Par. 1864);
»De l'unité de composition grammaticale et syntactique
dans les différentes familles de langues« (das. 1864);
2)
GustavAdolf, elsäss.
Abgeordneter, geb. zu
Straßburg, trat in den Kaufmannsstand, ließ sich
nach großen
Reisen ins
Ausland in seiner Vaterstadt als
Kaufmann nieder, ward 1848 Mitglied der
Handelskammer, gründete 1849 eine
Bankkommanditgesellschaft, deren Aufsichtsratsvorstand er ist, und ward 1877 zu
Straßburg in den
Reichstag gewählt, wo er
sich der
Gruppe der
Autonomisten anschloß. Bei den
Neuwahlen unterlag er aber dem Protestler
Kablé. 1880 ward er zum Mitglied des
Staatsrats für
Elsaß-Lothringen
[* 7] ernannt. Er schrieb: »Qu'est-ce que le chemin de fer
au
point de vue de la voirie, de l'État et du public?« (1861);
»Zur
Enquete über ein einheitliches Tarifsystem« (Berl. 1876);
»Der Barverkauf als die Grundlage eines gesunden Handelskreditwesens«;
Joseph, Architekt, geb. 1816 zu Prag, war Schüler der Wiener Akademie unter Nobile, machte Studienreisen
in Italien, Frankreich, Belgien und England, war Lehrer im Baufach zu Prag, trat dann als praktischer Baumeister auf, erbaute
in Prag das Bethaus und andre Monumentalbauten, schuf in Ofen das gußeiserne Denkmal des Generals Hentzi, erbaute 1860-66
die frühgotische Elisabethkirche in Wien (Backsteinrohbau) und die Stadtthore zu Hohenmauth in Böhmen.
Er ist Mitglied der Akademie in Wien.
oder Bergknappe, auch Bergleute, Bergarbeiter und Bergvolk, die beim Bergbau
[* 21] beschäftigten, insbesondere dem
Arbeiterstande angehörigen Personen. Der angehende Bergmann wird von der Grubenverwaltung als
Pochjunge, d. h.
als Arbeiter der Aufbereitung, angenommen, und wenn er körperlich kräftig genug geworden ist, zur eigentlichen Bergarbeit
eingestellt und zuerst mit Arbeiten beschäftigt, die er schon über Tage betrieben hat, nämlich mit Arbeiten bei der Förderung
(Schlepper, Ledigschichter, Ledschichter).
Darauf wird er nach und nach zur Bohrarbeit angelernt und tritt als Bohrhäuer ein, als welcher er die
Bohrlöcher noch nach Anweisung erfahrener Unterbeamter zu schlagen hat. Die tüchtigsten Bohrhäuer werden Gedinghäuer und
haben nunmehr Bohren und Schießen
[* 22] im Gedinge selbständig zu besorgen. Diejenigen Bergleute, die für den Grubenausbau zu sorgen
haben, sind Holzarbeiter. IhreGehilfen heißen Strossenhäuer. Für die Ausführung der Mauerung sind Bergmaurer
vorhanden.
Der Wärter des Kunstgezeuges (der Pumpen
[* 23] mit Zubehör) heißt Kunstknecht, derjenige Arbeiter, der die Schachtförderung und
die Förderabteilung des Schachtes zu überwachen hat, Ausrichter. Die Bedienung der Förderung unten am Schachte erfolgt durch
Anschläger, das Entleeren der Fördergefäße über Tage durch Stürzer oder Abzieher. Von dieser im Oberharz
üblichen Benennung der einzelnen Arbeiterklassen weicht die Freiberger nicht wesentlich ab, während man in Kohlengruben eigentlich
nur Schlepper (Förderleute) und Häuer zu unterscheiden hat.
Die Bergleute einer Grube bilden die Belegschaft derselben und entweder für sich oder im Verein mit andern
Belegschaften die Knappschaft (s. d.). Dieselbe hat unter Selbstverwaltung
eine Kasse, in die sowohl der Arbeiter nach einem bestimmten Prozentsatz seines Lohnes, als auch der Grubeneigentümer einen
entsprechenden Beitrag leistet. Diese Knappschaftskassen gewähren bestimmte Unterstützungen bei Krankheit oder Verunglückung
sowie auch bei eingetretener Invalidität und endlich den Witwen und Waisen.
Aus der Klasse der Arbeiter werden die Aufsichtsbeamten entnommen, zu welchen von unten nach oben die Ausschläger, Untersteiger,
Grubensteiger oder Steiger und Obersteiger zu rechnen sind. Die alte Bergmannskleidung besteht in der Grube aus leinenem Kittel,
dem Schachthut aus schwarzem oder grünem Filz und dem (Arsch-, Fahr-, Hinter-,Berg-) Leder, das über
den Kittel um den Leib geschnallt wird und das Gesäß gegen Nässe schützen soll. Die Beamten tragen Puffjacken, die ebenso
wie die Paradeuniform der Arbeiter und Beamten in den einzelnen Bergwerksgegenden verschieden sind.
Ernst von, Chirurg und Kliniker, geb. zu Rujen in Livland, studierte zu
Dorpat, Wien und BerlinMedizin, promovierte wirkte als Assistent an der chirurg. Klinik zu Dorpat
und habilitierte sich 1864 daselbst. Während des DeutschenKrieges von 1866 war er in den Kriegslazaretten zu Königinhof in
Böhmen, während des Deutsch-FranzösischenKrieges von 1870 und 1871 als Leiter der Barackenlazarette
zu Mannheim und Karlsruhe thätig. Nachdem er 1871 zum ord. Professor der Chirurgie in Dorpat ernannt war, wirkte er 1877 als
konsultierender Chirurg bei der russ. Donauarmee, ging 1878 an Linharts Stelle als Professor und Oberwundarzt des Juliusspitals
nach Würzburg und wurde 1882 zum Nachfolger Langenbecks als ord. Professor der Chirurgie und Direktor
der chirurg. Universitätsklinik nach Berlin berufen. Außer zahlreichen
¶
mehr
Journalaufsätzen schrieb er: «Zur Lehre von der Fettembolie» (Dorp. 1863),
«Die chirurg. Behandlung
von Hirnkrankheiten» (2. Aufl., ebd. 1889),
«Anleitende Vorlesungen für den Operationskursus an der Leiche» (mit Rochs, 2. Aufl.,
ebd. 1892). Auch gab er «Arbeiten aus der chirurg. Klinik der königl. UniversitätBerlin» (3 Tle., ebd.
1886-88) heraus. Mit Billroth und Gurlt giebt er das von Langenbeck begründete «Archiv für klinische Chirurgie», mit König
und Richter das «Chirurgische Centralblatt», sowie mit Erb und Winckel die von, Volkmann begründete «Sammlung klinischer Vorträge»
heraus.
Gustav Adolf, elsäss. Politiker, geb. in Straßburg, wurde Kaufmann in seiner Vaterstadt und beteiligte
sich 1850 an der Gründung der noch bestehenden ersten Bank-Kommanditgesellschaft in Straßburg, in deren Aufsichtsrat er seit 20 Jahren
den Vorsitz führt. Dem elsäss. Handel und Gewerbe leistete er durch Gründung und Unterstützung zahlreicher
gemeinnütziger Einrichtungen die wesentlichsten Dienste.
[* 25] 1848-78 war er Mitglied der Straßburger Handelskammer.
Auf Grund seiner Schriften über Eisenbahnwesen («Qu'est ce que le chemin de fer etc.»,
1860; «L'état directeur des chemins de fer français», 1861) wurde Bergmann 1875 in
die Enquetekommission für ein einheitliches Tarifsystem auf den deutschen Bahnen berufen, die sein vereinfachtes
System befürwortete.
Vgl. B.s Schrift «Zur Enquete über ein einheitliches Tarifsystem auf den deutschen Bahnen» (Berl. 1876).
1877 wurde er als Hauptvertreter der Autonomisten in den DeutschenReichstag gewählt, wo er mit Varnbüler zur Verteidigung
eines gemäßigten Schutzzollsystems eine freie wirtschaftliche Kommission gründete. Auch die Schöpfung
des Volkswirtschaftsrats erfolgte auf seine Anregung. Bei denWahlen 1878 unterlag er der Protestpartei, wurde jedoch nach Einsetzung
der Statthalterschaft in den Staatsrat des Reichslandes berufen. Er schrieb noch: «Die zukünftigen Zollverträge auf
der Grundlage autonomer Tarife der industriellen Länder des europ. Kontinents» (Straßb. 1879) u. a.
Julius, Philosoph, geb. zu Opherdike in Westfalen, besuchte das Gymnasium zu
Duisburg,
[* 26] studierte in Göttingen und Berlin Mathematik und Philosophie, wurde 1872 als ord. Professor der Philosophie nach
Königsberg und 1875 nach Marburg berufen. Außer zahlreichen Abhandlungen in den von ihm 1868 begründeten und bis 1872 redigierten
«Philos. Monatsheften» sind folgende Schriften von ihm hervorzuheben: «Grundlinien einer Theorie des Bewußtseins»
(Berl. 1870),
«Geschichte der Philosophie» (Bd. 1 u. 2,
ebd. 1892-94). Er ist jetzt der bedeutendste Vertreter einer idealistischen, der Lehre J. G. Fichtes nahe stehenden Erkenntnistheorie
und Metaphysik.