Berghaus
,
Heinrich, Geograph und Geschichtsforscher, geb. zu
Kleve, fand 1811 als
Kondukteur für den
Brücken-
und
Straßenbau in dem damaligen französischen Lippedepartement Gelegenheit, sich zum
Geodäten auszubilden, trat nach
Auflösung
des
Königreichs
Westfalen
[* 2] als Freiwilliger in die Armeeverwaltung und kam mit dem
Korps des
Generals
Tauenzien
bis in die
Bretagne. Nach dem
Frieden lebte Berghaus
erst zu
Weimar,
[* 3] mit kartographischen
Arbeiten beschäftigt, ward dann (1816) als
Ingenieurgeograph im
Kriegsministerium zu
Berlin
[* 4] angestellt, nahm an der trigonometrischen
Landesvermessung des preußischen
Staats teil und erhielt 1824 die Professur der angewandten
Mathematik an der
Bauakademie, die er bis 1855 bekleidete.
Berghaus'
kartographische Leistungen sind bedeutend, und die Zahl seiner
Karten ist außerordentlich groß. Bahnbrechend wirkte
er durch seinen großen
»Physikalischen
Atlas«
[* 5] (93
Blatt,
[* 6] 2. Aufl., Gotha
[* 7] 1852), in welchem sein Sammlerfleiß zum erstenmal
alle auf die verschiedenen physikalischen Verhältnisse der
Erde bezüglichen
Darstellungen vereinigte
und durch eigne
Darstellungen bereicherte. Neben diesem Werk ist zu erwähnen die »Sammlung
hydrographisch-physikalischer
Karten der preußischen Seefahrer« (Berl. 1840
f.), ein
Produkt der von ihm gegründeten geographischen
Kunstschule zu
Potsdam.
[* 8]
Auch hat Berghaus
zu andern
Atlanten, z. B. dem Stielerschen und Sohrschen,
Karten geliefert. Die
Bewegungen von 1848 veranlaßten
ihn zur Herausgabe eines
»Ethnographischen Spezialatlas von
Deutschland,
[* 9] insbesondere vom preußischen
Staat«. Auch als Schriftsteller
zeigte er eine vielseitige Thätigkeit. Er war ein fleißiger Mitarbeiter an geographischen
Zeitschriften (z. B. an
Bertuchs
»Geographischen
Ephemeriden«) und gab verschiedene periodische
Schriften heraus, wie
»Hertha« (mit K. V.
Hoffmann, 1825-1829) und
»Annalen der
Erd-,
Völker- und Staatenkunde« (Berl. 1830-43, 28 Bde.);
ferner: »Almanach, den
Freunden der
Erdkunde
[* 10] gewidmet« (Bd. 1-3, Stuttg.
1837-39; Bd. 4 u. 5, Gotha 1840-41),
das »Geographische Jahrbuch« (Bd. 1-4, das. 1850-1852; die Fortsetzung desselben bilden »Petermanns Mitteilungen«) u. a. Von seinen sonstigen Schriften sind hervorzuheben: »Allgemeine Länder- und Völkerkunde« (Stuttg. 1837-40, 5 Bde.);
»Grundriß der Geographie in fünf Büchern« (Berl. 1842);
»Die Völker des Erdballs« (Leipz. 1845-47, 2 Bde.; neue Ausg. 1862);
»Landbuch der Mark Brandenburg« [* 11] (Brandenb. 1853-56, 3 Bde.);
»Landbuch des Herzogtums Pommern« [* 12] (Wriezen 1862-77, 9 Bde.);
»Deutschland seit hundert Jahren« (Leipz. 1859-62, 5 Bde.);
»Was man von der Erde weiß« (Berl. 1856-1860, 4 Bde.);
»Geschichte der Stadt Stettin« [* 13] (Wriezen 1875-76, 2 Bde.) und »Sprachschatz der Sassen, Wörterbuch der plattdeutschen Sprache« [* 14] (Brandenb. 1878 ff.).
Berghaus
starb
Sein »Briefwechsel mit
Alexander
v.
Humboldt« erschien in 3
Bänden (Leipz. 1863). -
Sein
Neffe
Hermann Berghaus
, ebenfalls
Kartograph, geb.
lieferte außer vielen Blättern für die Stielerschen und Sydowschen
Atlanten die
»Karte des
Ötzthaler Gletschergebiets« (Gotha
1861),
eine »Allgemeine Weltkarte in Mercators Projektion« [* 15] (2. Aufl., das. 1869, 4 Blatt),
die vorzügliche »Chart of the world« (10. Aufl., das. 1882, 8 Bl.),
die »Physikalische Karte der Erde« (das. 1874, 8 Bl.),
eine »Physikalische Wandkarte von Europa« [* 16] (das. 1875, 9 Bl.),
eine »Karte der Alpen« [* 17] (das. 1878, 8 Bl.),
eine »Physikalische Wandkarte von Afrika« [* 18] (das. 1881, 6 Bl.) u. a.