Bergbohrer
,
[* 1]
Erdbohrer,
[* 2] Grundbohrer heißen die
Instrumente, mit denen
Tiefbohrungen ausgeführt werden, um Lagerstätten
nutzbarer
Mineralien,
[* 3] Petroleum,
Solquellen oder Brunnenwasser aufzusuchen. Der Bergbohrer
ist schon den ältesten Kulturvölkern,
den
Chinesen, Ägyptern und Syrern bekannt gewesen und in den letzten Decennien in ausgedehnte Anwendung gekommen. Die größten
mit
Tiefbohrungen erreichten
Tiefen sind 1303 m bei
Sperenberg und 1748,4 m bei Schladebach. Die Bohrwerkzeuge
werden bei geringen
Tiefen durch Menschenkraft, bei größern durch
Maschinen bewegt.
Über dem Bohrloch stellt man einen
Bohrturm
(Bohrgerüst,
[* 1]
Fig. 19
u. 21) auf, in dessen
Spitze eine Seilscheibe
[* 4] zum Einlassen und
Ausziehen des
Bohrgerätes mittels
Seil angebracht ist.
Außerdem befindet sich im Bohrturm die balancierartige Vorrichtung zum abwechselnden Anheben und Fallenlassen des Bohrapparates. Das Bohren geschieht mit Gestänge und Seil, letzteres war schon den Chinesen bekannt und wird gegenwärtig in Pennsylvanien viel angewendet. Jeder Gestängbohrer besteht aus dem Bohrgestänge, dem Kopfstück und dem Oberstück; er wird je nach der Tiefe des Bohrlochs aus mehr oder weniger Gestängteilen, Schaftstücke genannt, zusammengesetzt. Das Gestänge besteht zumeist aus quadratischem Eisen [* 5] oder schmiedeeisernen Röhren, [* 6] seltener aus Holz, [* 7] und wird in seinen Schaftstücken durch sog. Zungen [* 1] (Fig. 5) oder Schraubenschlösser [* 1] (Fig. 20) fest zusammengesetzt.
Das Bohren selbst erfolgt nun drehend oder stoßend, je nach der Beschaffenheit des Gesteins. [* 1] Fig. 1, 2, 28, 29 zeigen Bohrer [* 8] zum Drehendbohren bei weichem, mildem Gestein, [* 1] Fig. 3, 4, 13, 14, 15, 26, 27 Bohrköpfe zum Stoßendbohren bei festem Gestein. Außerdem hat man verschiedene Hilfsstücke, die sowohl beim Bohren zur Anwendung gelangen müssen, als auch in besondern Fällen, wie z. B. bei Gestängbrüchen, beim Abbrechen der Bohrköpfe u. dgl. m., anzuwenden sind.
Zu dem Hilfsgezäh gehört das Setzkreuz [* 1] (Fig. 24, 25) oder die Bohrkrücke, auch Bohrkrückel, ein zweiarmiger Hebel, [* 9] der einige Meter unter der Erdoberfläche am Bohrgestänge angebracht ist und vom Bohrmeister beim Stoßendbohren umgesetzt wird; ferner die Gleit- und Rutschschere [* 1] (Fig. 6), eine Vorrichtung innerhalb des Gestänges zum Zwecke der Teilung der Gestänglast; dann verschiedenartige, am Gestänge angebrachte, zur Geradführung [* 10] desselben dienende Leitungsvorrichtungen, sodann Freifallvorrichtungen, wie sie von Kind, Fabian und Werner angegeben worden sind, die den Vorteil eines raschen und sichern Bohrens für sich haben und darin bestehen, daß nicht das ganze Gestänge mit dem Bohrer, sondern letzterer als besonderes Abfallstück für sich allein aufschlägt, so daß das Gestänge den direkten Stößen und so einer Beschädigung nicht ausgesetzt ist. Beim Kindschen Freifallbohrer [* 1] (Fig. 22 u. 23) sind es zwei Zangen, die sich beim Auf- und Niedergange schließen oder öffnen und so den Bohrkopf fassen oder fallen lassen.
Zur Beseitigung des beim Bohren entstehenden Mehles oder Schmantes bedient man sich eines Schmantlöffels [* 1] (Fig. 11), der von Zeit zu Zeit unter Beseitigung des Gestänges in das Bohrloch eingelassen wird und durch ein in seinem Boden befindliches Ventil [* 11] den Schmant in seine cylindrische Röhre aufnimmt. Das Auslöffeln ist daher eine zeitraubende Arbeit, weshalb auch Konstruktionen ersonnen worden sind, das Mehl [* 12] und den Schmant durch das Bohrgestänge selbst und zwar kontinuierlich zu beseitigen. Man hat daher hohle Gestänge [* 1] (Fig. 17) in Anwendung gebracht oder wenigstens
[* 1] ^[Abb.] ¶
mehr
mit dem Bohrkopfe selbst Löffelvorrichtungen in Verbindung gesetzt, indem man Wasser in das Bohrloch einführt und entweder im Gestänge oder im Bohrloche den Schlamm in die Höhe steigen läßt.
Da ferner die Bohrgestänge öfters Brüche erleiden, so hat man eine Menge Vorrichtungen und Apparate nötig, die, um das
Bohrloch und die gethane Arbeit nicht verloren zu geben, die Bruchteile aus dem Bohrloche entfernen; hierher
gehören die Fanginstrumente, von denen es fast ebenso viele Modifikationen giebt, als Brüche vorkommen können. Ihr Zweck
ist zu fassen, ihre Einrichtung richtet sich in Form und Art des Gebrauchs nach dem Stücke, das zu beseitigen
ist. Hierher gehören u. a. der Winder
[* 13]
(Fig. 7), die Düllschraube
[* 13]
(Fig. 8), der Glückshaken
[* 13]
(Fig. 9), die Trompete
[* 13]
(Fig.
10), der Zangenfanghaken
[* 13]
(Fig. 16), der Katzenfuß
[* 13]
(Fig. 18), die Fallfangschere,
Fangschaufel, Teufelskralle, der Geißfuß
[* 13]
(Fig. 12) u. dgl. m. Übrigens hat man nicht nur Bohrlöcher,
sondern auch ganze Schächte, also Löcher in großen Dimensionen abgebohrt und zwar in festem Gestein
mit starken Wasserzuflüssen, ferner in neuester Zeit in festem Gesteine das Bohren mit Diamanten (Major Beaumont) in ausgedehnte
Anwendung gebracht. Dabei wird unter gleichzeitiger Wasserspülung ein das untere Ende eines Hohlgestänges bildender, mit
schwarzen Diamanten (Carbonate aus Babia) besetzter Stahlring gedreht, der einen Kern stehen läßt. Dieser
wird zeitweilig abgebrochen und zu Tage geschafft, so daß man durch ihn Kenntnis von den durchbohrten Schichten gewinnt.