Beresina
,
Fluß im russ. Gouvernement Minsk, einer der bedeutendsten Nebenflüsse des
Dnjepr, entspringt im
Kreis
[* 2]
Borissow
und erreicht, nachdem er seine
Richtung von O. nach S. verändert, nach einem Laufe von 535 km den
Dnjepr, 27 km
oberhalb
Retschiza. Die Beresina
ist ein Niederungsfluß, sehr wasserreich und schon 50 km unterhalb der
Quelle
[* 3] schiffbar; das von
ihr beherrschte Gebiet ist sumpfig und schwer zugänglich. Durch das
Beresinische Kanalsystem (s. d.) ist die Beresina
mit der Düna
verbunden.
Berühmt wurde die Beresina
durch den Übergang des franz.
Heers auf dem Rückzuge von
Moskau
[* 4] 26. bis
die sog.
Schlacht an der Beresina.
Von Kutusow nur saumselig verfolgt, aber von Wittgenstein in der Flanke bedroht und in
Gefahr, durch
Tschitschagow abgeschnitten zu werden, mußte Napoleon I. seinen Rückzug beschleunigen,
soweit es die Unordnung, der
Mangel an
Pferden und der Frost erlaubten. Am 22. Nov. näherte sich das
Heer der Beresina
, doch hatte tags
zuvor die Division Lambert des Tschitschagowschen Korps
Borissow besetzt.
Oudinot überfiel 23. Nov.
Borissow und trieb die Division Lambert über den
Fluß; doch wurde hierbei die
Beresina
brücke zerstört. Napoleon hatte unterdessen 25. Nov. bei Studianka heimlich den
Bau zweier
Brücken
[* 5] beginnen lassen.
Eine
Vereinigung von
Tschitschagow und Wittgenstein würde die franz.
Armee, die nur noch 30000 Streitfähige zählte, vernichtet
haben; aber Wittgenstein blieb nach der Erstürmung von
Borissow unthätig, und so wurden unter großer Anstrengung
durch die franz.
Artillerie 26. Nov. die beiden
Brücken vollendet.
Über die erstere ging das 2. Armeekorps (Oudinot), über die zweite zuerst die Gardeartillerie, worauf das Neysche Korps und am 27. Napoleon mit den Garden folgte. Die übrigen Korps sollten nachrücken, das 9. (Victor) die Nachhut bilden. Aber schon drängten auch die Unbewaffneten nach den Brücken, und bald entstand eine grauenhafte Verwirrung, bei der eine ungeheure Anzahl Menschen den Tod fanden. Unterdessen hatte die Division Partouneaux in Borissow vor Wittgensteins Übermacht die Waffen [* 6] strecken müssen.
Marschall Victor deckte den Übergang noch während des ganzen 28. Nov. mit seinem anfangs nur 1700 Mann starken, dann aber durch eine von Napoleon wieder auf das linke Ufer geschickte Division auf 4000 Mann gebrachten Korps gegen die fast fünffache Überzahl. Aber die russ. Artillerie fing nun an, die Brücken wirksam zu beschießen, und vermehrte dadurch die Verwirrung. Während Wittgenstein gegen Victor bei Studianka kämpfte, griff Tschitschagow das Oudinotsche Korps, dem Napoleon die Garden zur Reserve gestellt hatte, bei Stachow an, wurde jedoch abgeschlagen.
Abends 9 Uhr [* 7] begann Victor seinen Abzug; bis gegen 1 Uhr nachts überschritt das 9. Korps, mit Zurücklassung einer kleinen Nachhut, die Brücken. Noch in der Nacht zum 29. Nov. gingen 2 franz. Batterien ungestört über den Fluß. Eine Masse von Erschöpften, Kranken und Verwundeten blieb zurück und benutzte nur zum kleinsten Teile die nun völlig frei gewordenen Brücken, die endlich abgebrannt werden mußten. Bald darauf erschienen die Kosaken und machten außer 5000 Gefangenen eine unermeßliche Beute. Nur Kutusows Fehler retteten das franz. ¶
mehr
Heer auf seinem weitern Rückzüge. Im Gemälde wurde der Übergang über die Beresina
dargestellt von P. von
Heß (Petersburg,
[* 9] Kaiserl. Winterpalast) und von Nikutowsky (Karlsruhe,
[* 10] Kunsthalle).