Berbern
oder Berber, der allgemeine Name für die seit dem 7. Jahrh. von den Arabern überflutete und dem Islam unterworfene Urbevölkerung des nördl. Afrikas, welche von dem Westrande der Nilländer über die Sahara und deren Oasen bis zum Atlantischen Ocean einerseits und von den Negerstaaten des Sudan bis zum Mittelmeere andererseits ausgebreitet ist und trotz aller innerhalb dieser weiten Gebiete auftretenden Verschiedenheiten in Bezug auf Sprache [* 3] wie auf Leibesgestalt, Hautfarbe und Gesichtsbildung doch ziemlich gleichförmig ist und dem hamitischen Völker- und Sprachstamme angehört.
Unzweifelhaft sind die gegenwärtigen Berbervölker desselben
Stammes wie die im
Altertume auftretenden Mauri oder Mauretanier
und Numidier,
Gätuler und Phazanier, Nasamonen und Hamamientes, die eigentlichen Libyer um das Syrtenmeer, in
Kyrenaica
(Barka), Marmarica und den binnenländischen
Oasen
Audschila und
Ammonium
(Siwah). Der
Name Berbern
ist den meisten von den
Europäern so benannten Völkerschaften selbst unbekannt. Die wichtigsten
Glieder
[* 4] der Berbervölker sind folgende fünf:
1) Die sog. Amazirghen (Imoscharh), d. h. die Freien, Unabhängigen, die, 2–2½ Mill. Köpfe stark, das nördl. Marokko, [* 5] das ganze Rif (als gefürchtete Seeräuber oder Rifpiraten) und den nördlichsten Teil des Atlas [* 6] bis zur Provinz Tedla bewohnen, teils unter eigenen Häuptlingen und erblichen Fürsten stehen, teils kleine republikanische Gemeinwesen bilden.
2) Die Schilluh (Schellah, Schuluh) im südl. Marokko, auf 1450000 Köpfe geschätzt, wohnen teils in der großen Ebene längs dem Um-er-Rebia und Tensift, teils im südl. Atlas bis zu dessen äußersten Verzweigungen am Atlantischen Ocean. In welchem Verhältnis zu diesen marokk. Berberstämmen 3) die Guanchen (s. d.), die ausgestorbenen sicher berber. Urbewohner der Canarischen Inseln, gestanden haben, ist unbekannt.
4) Die Kabylen (s. d.) in Algerien und dem Gebiete von Tunis, deren Anzahl in ersterm offiziell auf 760000 angegeben wird.
5) Die Berbern
der
Sahara leben, als Bewohner der
Oasen, meist durch ungeheure Räume voneinander getrennt. Die merkwürdigsten
von ihnen sind die
Beni Msab (s. d.) oder M'zsabiten, die Berbern
von
Ghadames, von
Sokna an der Grenze von
Fessan, von
Audschila,
von
Siwah, vor allem aber das weitverbreitete und weithin herrschende
Volk der
Tuareg (s. d.). – Sämtliche Berbervölker
und Berbersprachen bilden die libysche Gruppe des hamitischen
Völker- und
Sprachstammes. –
Vgl. Reise der österr.
Fregatte Novara um die Erde (linguistischer Teil, von Fr. Müller, Wien [* 7] 1867); Fr. Müller, Allgemeine Ethnographie [* 8] (2. Aufl., ebd. 1879).
Grammatische Arbeiten über die Sprachen der Kabylen und Tuareg lieferte in neuester Zeit Hanoteau und René Basset.