ein Teil der Küste von Oberguinea, von Lagos bis zum Meeresarm des Altcalabar reichend (s. Karte »Guinea«). Das
Meer bildet hier die große Beninbai, die durch das vorspringende Kap Formoso von der Biafrabai getrennt
wird. Fast vor der Küste zieht sich eine lange, schmale Landzunge aus Dünensand hin, die an mehreren Stellen vom Meer durchbrochen
und vom Festland durch eine bis 30 km breite Lagune getrennt wird. Unter den zahlreichen Gewässern ist
das bedeutendste der Niger mit seinen zahllosen Armen, von denen jedoch die meisten der Sandbänke wegen der Schiffahrt verschlossen
sind.
Außerdem wird das Nigerdelta von einer Anzahl kleinerer Flußarme, die aber in der trocknen Jahreszeit ohne Wasser sind, in
allen Richtungen durchzogen. Im äußersten Osten sind der Altcalabar (Croß River) und der Rumby oder Rio
del Rey zu nennen, die den Charakter rasch fließender Gebirgsströme zu haben scheinen. Das Klima ist größtenteils sehr
ungesund und nicht nur dem Europäer, sondern auch dem Eingebornen verderblich, indem die in Masse faulenden vegetabilischen
Stoffe die schädlichsten Miasmen erzeugen.
Günstiger sind die klimatischen Verhältnisse im bergigen Innern. Die Vegetation ist bei dem Wasserreichtum
und der hohen Temperatur außerordentlich reich und üppig. Wo die Küstenzone bewaldet ist, herrschen Adansonien, Wollbäume
und Ölpalmen sowie Schlingpflanzen aller Art vor. Die äußern Ränder des Nigerdelta sind von Mangrovebäumen bedeckt. Viel
ärmer ist die Tierwelt, besonders im Delta, das zwar Vögel, namentlich Papageien, sowie Reptilien, Insekten
und allerlei Gewürm in Menge nährt, dessen giftige Ausdünstungen aber den größern Säugetieren verderblich zu sein scheinen.
Die Flüsse sind reich an Fischen; treffliche Austern bietet die Lagune von Lagos dar. In politischer Beziehung teilt sich die
Bevölkerung am untern Niger in zahlreiche kleine, voneinander unabhängige Staaten, welche rein despotisch
regiert werden, aber an der Küste unter dem Einfluß der Engländer stehen, die das ganze Küstengebiet Anfang 1885 unter
ihren Schutz stellten. Von alters her ward in diesen Ländern ein lebhafter Handel getrieben. An Stelle des Sklavenhandels, der
früher besonders von der Hauptstadt Benin aus schwunghaft betrieben ward, aber jetzt nach außen
hin infolge der Wachsamkeit der englischen Kreuzerschiffe vollständig aufgehört hat, entwickelte sich ein für die dortige
Bevölkerung ungemein gewinnreicher Handel mit Palmöl, an dem sich besonders Liverpool beteiligt.
Außerdem werden Gummi, Wachs, Elfenbein und etwas Gold ausgeführt. Die
bedeutendsten Orte sind Wari und Ibo
im Nigerdelta und Bendo, östlich vom Niger, im Gebiet der Igbo. Das Reich Benin liegt westlich vom Niger und soll von bedeutendem
Umfang sein, ist aber noch wenig bekannt. Von Produkten des fruchtbaren Landes werden besonders Yams, Reis, Zucker sowie als bedeutender
Handelsartikel Elefantenzähne aufgeführt. Wiewohl auch hier, wie in den meisten dieser Negerreiche,
Menschenopfer einen Hauptbestandteil des Kultus ausmachen, so werden dach die Bewohner als gutartig, gastfrei und ziemlich
kultiviert geschildert. Die gleichnamige Hauptstadt liegt 237 km von der Mündung des Beninstroms entfernt in einer weiten
Ebene, ist mit tiefen Gräben umgeben und hat breite Straßen mit lebhaftem Verkehr, einen umfangreichen
Palast des Herrschers u. 15,000 Einw.
früher der Name für den ganzen östl. Teil von Oberguinea, von der Mündung des Volta ostwärts über das Delta
des Niger hinaus bis an den Rio del Rey im innersten Teil des Meerbusens von Guinea. Diesem ausgedehnte Küstengebiet,
in welchem das vielarmige Nigerdelta seewärts mit dem Kap Formosa vorspringt und den Golf von Benin im W. von dem Golf von Biafra
im O. scheidet, war bis in die Mitte des 19. Jahrh. der Hauptsitz des Sklavenhandels. Es wurde deshalb
auch die Sklavenküste (s. d.) genannt, welchen Namen man später auf den westl. Teil beschränkte.
Durch die Bemühungen der Engländer ist an die Stelle des Menschenhandels allmählich der Handel mit Palmöl in großem Maßstabe
getreten. Im engern Sinne verstand man früher unter ein despotisches Negerreich, das sich vom Ostende
der Lagune Ossa, an deren Westeingange Lagos (s. d.) liegt, über das Nigerdelta hinaus bis zur Mündung des Old-Calabar erstreckte.
Seit 1893 aber führt die das ehemalige Dahome (s.d.) umfassende franz. Kolonie den Namen Benin. Ein Reich Benin oder der Benin-Neger
besteht noch jetzt im Nigerdelta, aber dieses gehört nur noch in seinem westlichsten Teile dazu.
In den übrigen Teilen des Deltas haben sich eine Menge unabhängiger Staaten gebildet. Der Niger selbst bildet jetzt nur auf
eine Strecke von 185 km die Ostgrenze von Benin, von Ebo bis Idda: zu beiden Seiten des rechten Nebenflusses
Ado oder Edu, nach welchem oft auch das Reich Benin benannt wird, liegt die Nordgrenze, welche bis Joruba sich fortsetzt;
die Westgrenze
läuft am Ogun bis zum Meer herab.
Die Küste von Benin ist vielfach zerrissen durch eine Menge versumpfender Flußarme, flach,
und nur im Innern steigt das Land allmählich an. Das Klima, namentlich an den Flußmündungen, gehört
zu dem verrufensten an der ganzen Sklavenküste. Der Boden ist fruchtbar und erzeugt in üppiger Fülle Palmen, Reis, Yams, Zucker
und überhaupt alle Produkte Guineas, wie es denn auch dieselbe Fauna bat. Das Meer und die Flüsse sind fischreich. Die Bevölkerung
ist ziemlich dicht. Die Sprache von Benin gehört zu der vielgliederigen Sprachfamilie der Beninvölker oder der Negerstämme
des Nigerdeltas, westwärts bis zu den Dahomeern, nordwärts bis Joruba einschließlich, ostwärts bis zum Bonny.
Die Hauptstadt Benin liegt westlich von dem an seiner Mündung 3 km breiten Beninstrom oder Formosa, der,
früher als ein selbständiger Strom geltend, dem ganzen Lande den Namen gegeben hat, jetzt aber sich als westlichster Mündungsarm
des Niger herausgestellt
hat. Die Stadt Benin zählte früher gegen 15000 E., ist aber jetzt zu einem unbedeutenden,
spärlich besuchten Handelsplatz herabgesunken. Die nächste Stadt ist Wari, an dem Nigerarm Wari oder
Forcado, zwischen Fieber ausdünstenden Altwassern und Sümpfen gelegen, der Hauptort eines früher unabhängigen Negerstaates.
Europ. Niederlassungen giebt es an der Küste von Benin jetzt nicht. – Benin wurde 1484 von dem Portugiesen Diego Cam, den der Nürnberger
Martin Behaim begleitete, entdeckt und 1486 von Alfonso de Aveiro besucht; 1786 gründeten Franzosen an der
Mündung des Flusses Niederlassungen, die 1792 von den Engländern zerstört wurden. 1885 erklärte England seine Schutzherrschaft
über und inkorporierte es dem Nigerprotektorat. (S.Karte: Guinea.)