Benīn,
früher der
Name für den ganzen östl.
Teil von Oberguinea,
[* 2] von der Mündung des
Volta ostwärts über das Delta
[* 3] des
Niger hinaus bis an den Rio
[* 4] del Rey im innersten
Teil des
Meerbusens von
Guinea. Diesem ausgedehnte Küstengebiet,
in welchem das vielarmige Nigerdelta seewärts mit dem
Kap Formosa vorspringt und den Golf von Benin
im W. von dem Golf von Biafra
im O. scheidet, war
bis in die Mitte des 19. Jahrh. der Hauptsitz des
Sklavenhandels. Es wurde deshalb
auch die
Sklavenküste (s. d.) genannt, welchen
Namen man später auf den westl.
Teil beschränkte.
Durch die Bemühungen der Engländer ist an die
Stelle des Menschenhandels allmählich
der Handel mit Palmöl in großem Maßstabe
getreten. Im engern
Sinne verstand man früher unter ein despotisches Negerreich, das sich vom
Ostende
[* 5] der Lagune Ossa, an deren Westeingange
Lagos (s. d.) liegt, über das Nigerdelta hinaus bis zur Mündung des
Old-Calabar erstreckte.
Seit 1893 aber führt die das ehemalige Dahome (s.d.) umfassende franz.
Kolonie den
Namen Benin.
Ein
Reich Benin
oder der Benin
-Neger
besteht noch jetzt im Nigerdelta, aber dieses gehört nur noch in seinem westlichsten
Teile dazu.
In den übrigen
Teilen des Deltas haben sich eine Menge unabhängiger
Staaten gebildet. Der
Niger selbst bildet jetzt nur auf
eine
Strecke von 185 km die Ostgrenze von Benin
, von Ebo bis
Idda: zu beiden Seiten des rechten Nebenflusses
Ado oder Edu, nach welchem oft auch das
Reich Benin
benannt wird, liegt die Nordgrenze, welche bis
Joruba sich fortsetzt;
die Westgrenze läuft am Ogun bis zum Meer herab.
Die
Küste von Benin
ist vielfach zerrissen durch eine Menge versumpfender Flußarme, flach,
und nur im Innern steigt das Land allmählich an.
Das Klima, namentlich an den Flußmündungen, gehört
zu dem verrufensten an der ganzen
Sklavenküste. Der
Boden ist fruchtbar und erzeugt in üppiger Fülle
Palmen,
[* 6]
Reis, Yams, Zucker
[* 7] und überhaupt alle Produkte
Guineas, wie es denn auch dieselbe Fauna bat. Das
Meer und die
Flüsse
[* 8] sind fischreich.
Die Bevölkerung
ist ziemlich dicht. Die
Sprache
[* 9] von Benin
gehört zu der vielgliederigen
Sprachfamilie der Benin
völker oder der Negerstämme
des Nigerdeltas, westwärts bis zu den Dahomeern, nordwärts bis
Joruba einschließlich, ostwärts bis zum
Bonny.
Die Hauptstadt Benin
liegt westlich von dem an seiner Mündung 3 km breiten Benin
strom oder Formosa, der,
früher als ein selbständiger
Strom geltend, dem ganzen
Lande den
Namen gegeben hat, jetzt aber sich als westlichster Mündungsarm
des
Niger herausgestellt
hat. Die Stadt Benin
zählte früher gegen 15000 E., ist aber jetzt zu einem unbedeutenden,
spärlich besuchten Handelsplatz herabgesunken. Die nächste Stadt ist
Wari, an dem Nigerarm
Wari oder
Forcado, zwischen
Fieber ausdünstenden
Altwassern und
Sümpfen gelegen, der Hauptort eines früher unabhängigen Negerstaates.
Europ.
Niederlassungen giebt es an der
Küste von Benin
jetzt nicht. – Benin wurde 1484 von dem Portugiesen
Diego
Cam,
den der
Nürnberger
Martin
Behaim begleitete, entdeckt und 1486 von Alfonso de
Aveiro besucht; 1786 gründeten
Franzosen an der
Mündung des
Flusses
Niederlassungen, die 1792 von den Engländern zerstört wurden. 1885 erklärte England seine Schutzherrschaft
über und inkorporierte es dem Nigerprotektorat. (S.Karte:
Guinea.)