Benfey
,
Theodor, hervorragender Orientalist und Sprachforscher, geb. zu Nörten bei Göttingen, [* 2] studierte in letzterer Stadt und in München [* 3] klassische Philologie, lebte dann in Frankfurt [* 4] und Heidelberg, [* 5] wo er sich mit sprachvergleichenden Studien beschäftigte, und habilitierte sich 1834 in Göttingen für Sanskrit und vergleichende Sprachwissenschaft. Er wurde 1848 zum außerordentlichen, 1862 zum ordentlichen Professor ernannt, entfaltete eine bedeutende Wirksamkeit als Lehrer und starb in Göttingen Von seinen frühern Publikationen sind als die bedeutendsten hervorzuheben: »Griechisches Wurzellexikon« (Berl. 1839-42, 2 Bde.),
das den Volneyschen Preis erhielt;
»Über das Verhältnis der ägyptischen Sprache [* 6] zum semitischen Sprachstamm« [* 7] (Leipz. 1844);
»Die persischen Keilinschriften mit Übersetzung und Glossar« (das. 1847);
»Die Hymnen des Sâma Veda« (das. 1848, mit Übersetzung und Glossar),
ein für das Studium der ältesten indischen Litteratur grundlegendes Werk;
»Handbuch der Sanskritsprache« (das. 1852-54, 2 Bde.; sehr ausführliche Grammatik und Chrestomathie mit Glossar);
»Kurze Grammatik der Sanskritsprache« (das. 1855),
welcher 1863 »A practical grammar of the Sanscrit language« (2. Aufl., Lond. 1868) und später das große »Sanscrit-English dictionary« (das. 1866) folgte;
ferner »Pantschatantra. Fünf Bücher indischer Fabeln, Märchen und Erzählungen« (Leipz. 1859, 2 Bde., deren erster »Untersuchungen über Quellen und Verbreitung der indischen Märchen, Fabeln und Erzählungen«, der zweite die Übersetzung des Pantschatantra mit Erläuterungen enthält).
Durch diese Untersuchungen über Geschichte der Märchenlitteratur wurden
teils viele andre zu ähnlichen Forschungen angeregt, teils setzte Benfey
selbst dieselben
fort in zahlreichen
Aufsätzen, namentlich in den
»Göttinger gelehrten
Anzeigen« und der von ihm selbst edierten
Zeitschrift
»Orient und
Occident«
(Götting. 1863-64). Einen Überblick über den damaligen
Stand des
Wissens von
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Indien gab er 1840 in dem Artikel »Indien« in Ersch und Grubers Encyklopädie. Seine spätern Arbeiten beziehen sich teils auf Sprachwissenschaft und ihre Geschichte, teils auf die Grammatik der Wedas und auf vergleichende Mythologie;
so die Schrift »Über die Aufgabe des Platonischen Dialogs Kratylos« (Götting. 1866);
die wichtige »Geschichte der Sprachwissenschaft und orientalischen Philologie in Deutschland [* 9] seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts« (Münch. 1869);
»Über Entstehung und Formen des indogermanischen Optativs etc.« (Götting. 1871);
»Über die Entstehung des indogermanischen Vokativs« (das. 1872);
»Einleitung in die Grammatik der wedischen Sprache. Der Samhita-Text« (das. 1874);
»Hermes, [* 10] Minos, Tartaros« (das. 1877) und andre kleinere Arbeiten in den »Abhandlungen der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften in Göttingen«;
ferner »Vedica und Verwandtes« (Straßb. 1877) und »Vedica und Linguistica« (das. 1880).
Die Festschrift, mit der 1878 Benfeys
50jähriges Doktorjubiläum von seinen ehemaligen Schülern gefeiert wurde,
zählt eine Reihe der hervorragendsten Orientalisten Deutschlands
[* 11] zu ihren Verfassern.