1) Georg Friedrich, verdienstvoller Gelehrter im Fach der altdeutschen Litteratur, geb. 10. Juni 1762 zu Mönchsroth
im Fürstentum Öttingen, bezog 1780 die Universität Göttingen, ward hier 1814 ordentlicher Professor, 1815 Unterbibliothekar
und starb als Oberbibliothekar daselbst 21. Aug. 1844. Seine Studien erstreckten sich vorzugsweise auf altdeutsche und englische Litteratur;
die erstere hat er mit zuerst zu einem Gegenstand akademischer Vorlesungen erhoben. In seinen hierher gehörigen Schriften:
»Beiträge zur Kenntnis der altdeutschen Sprache und Litteratur« (Götting. 1810-32, 2 Bde.),
»Der edelstein
getichtet von Bonerius, aus Handschriften berichtigt und mit einem Wörterbuch versehen« (Berl. 1816),
»Wigalois von Wirnt von
Gravenberch« (das. 1819),
»Iwein von Hartmann von der Aue« (in Gemeinschaft mit Lachmann, das. 1827) und »Wörterbuch zu Hartmanns
Iwein« (Götting. 1833; 2. Aufl. von Wilken, 1874) zeigt er sich als einen scharfsinnigen Erklärer mittelhochdeutscher
Dichter, besonders in lexikalischer Hinsicht. Seit 1828 redigierte er mit Heeren die »Göttinger gelehrten Anzeigen«. Seine
nachgelassenen Vorarbeiten zu einer Sammlung des mittelhochdeutschen Wörterschatzes verwerteten W. Müller und Zarncke in
dem »Mittelhochdeutschen Wörterbuch« (Leipz. 1854-66, 4 Tle.; mit Supplement von Lexer, 1871 ff.).
2) Wilhelm, als Handelsschriftsteller bekannt, geb. 1776 zu Hannover, lebte lange in England, kehrte 1828 nach
Deutschland zurück, wo er sich in Heidelberg theologischen und philosophischen Studien zuwandte und 8. März 1837 starb. Sein umfassendes
Werk »Seeassekuranz und Bodmerei« (Hamb. 1807-21, 5 Bde.;
neu bearbeitet von Nolte; das. 1852, 2 Bde.),
ursprünglich englisch abgefaßt, dann
mehr
ins Deutsche, Französische, Holländische, Dänische und Italienische übersetzt, gilt als ein klassisches Kompendium. Eine Frucht
seiner spätern Thätigkeit waren seine »Erläuterungen des Briefs Pauli an die Römer« (Heidelb. 1831).
3) Ernst Wilhelm, Geolog und Paläontolog, geb. 16. März 1838 zu Berlin, studierte in Halle, Würzburg, Berlin und Heidelberg, habilitierte
sich, nachdem er sich eine Zeitlang der bergmännischen Praxis gewidmet hatte, 1866 in Heidelberg und wurde
dort 1869 außerordentlicher Professor, 1872 aber als Professor der Geologie nach Straßburg berufen. Er schrieb unter anderm:
»Über Trias und Jura in den Südalpen« (Münch. 1866);
»Lagerung und Zusammensetzung des geschichteten Gebirges am südlichen
Abhang des Odenwaldes« (Heidelb. 1869);
»Abriß der Geologie von Elsaß-Lothringen« (Straßb. 1879).
Als
Mitglied der Kommission für geologische Aufnahme der Reichslande schrieb er für die »Abhandlungen zur geologischen Spezialkarte
von Elsaß-Lothringen« (Straßb. 1877, Bd.
1): »Über die Trias in Elsaß-Lothringen und Luxemburg«. Gemeinschaftlich mit Cohen gab er eine geognostische Karte (im
Maßstab von 1:50,000, Heidelb. 1874-77, 2 Blätter) und »Geognostische Beschreibung der Umgegend von Heidelberg« (das. 1880, 2 Hefte)
heraus. Seit 1879 ist er Mitredakteur des »Neuen Jahrbuchs für Mineralogie«.
*, 4) Berthold, Anatom und Zoolog, geb, 27. Febr. 1848 zu Elbing, studierte in Königsberg Medizin, war kurze Zeit
Arzt, wurde 1870 Prosektor am anatomischen Institut in Königsberg, 1877 Professor der topographischen Anatomie daselbst. In der
Folge widmete sich Benecke hauptsächlich der Ichthyologie und wurde einer der hervorragendsten Förderer der
Fischzucht und Fischerei, namentlich der Seefischerei. Er war seit 1885 Mitglied der Kommission zur wissenschaftlichen Erforschung
der deutschen Meere und entfaltete als Schriftführer des Fischereivereins in Ost- und Westpreußen eine segensreiche Thätigkeit.
Er starb 27. Febr. 1886 in Königsberg. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: Fische, Fischerei und Fischzucht
in Ost- und Westpreußen (Königsb. 1881);
»Die Teichwirtschaft« (2. Aufl., Berl. 1889);
»Handbuch der Fischerei und Fischzucht«
(mit v. d. Borne und Dallmer, das. 1885).
Berthold Adolf, Ichthyolog, geb. 27. Febr. 1843 zu Elbing in Westpreußen, studierte in Königsberg Medizin, war
anfangs Arzt, seit 1870 Prosektor der Anatomie in Königsberg und seit 1877 Professor der topogr. Anatomie
daselbst, seit 1885 auch Mitglied der Kommission zur wissenschaftlichen Erforschung der deutschen Meere. Als Schriftführer
des Fischereivereins in Ost- und Westpreußen und als Schriftsteller entfaltete er eine große Thätigkeit im Interesse der
Hebung der Fischerei, namentlich der Seefischerei. Er starb 27. Febr. 1886 in Königsberg. Seine bedeutendsten
Schriften sind: «Fische, Fischerei und Fischzucht in Ost- und Westpreußen» (Königsb. 1881),
«Die Teichwirtschaft» (Berl. 1885),
«Handbuch der Fischzucht und Fischerei» (ebd. 1886, mit von dem Borne und Dallmer herausgegeben).
Ernst Wilh., Geolog, geb. 16. März 1838 in Berlin, studierte die geolog. Disciplinen in Halle, Würzburg, Berlin
und Heidelberg, arbeitete dann unter Oppels Leitung in den paläontolog. Sammlungen zu München und machte wiederholt geolog.
Studien in den Südalpen. Benecke habilitierte sich 1866 in Heidelberg, wurde daselbst 1869 zum außerord. Professor, 1872 zum ord.
Professor in Straßburg und bald darauf zum Mitglied der Kommission für die geolog. Untersuchung der Reichslande
ernannt. Die meisten Arbeiten B.s betreffen die Trias der Südalpen und Süddeutschlands. Außerdem gab er eine geolog. Karte
der Gegend von Heidelberg (mit Cohen), einen «Abriß der Geologie von Elsaß-Lothringen»
(Straßb. 1878)
mehr
und eine «Geolog. Übersichtskarte von Elsaß-Lothringen» (Straßb.
1892) heraus.
George Friedr., Germanist, geb. 10. Juni 1762 zu Mönchsroth im bayr. Schwaben, ward 1780 zu Göttingen Heynes
Schüler, 1789 an der Universitätsbibliothek angestellt, 1814 ord. Professor der Philosophie, 1829 Oberbibliothekar und starb 21. Aug. 1844. Benecke, der
in Göttingen das Englische zu vertreten hatte, war der erste Gelehrte, der über altdeutsche Litteratur
akademische Vorlesungen hielt; als feiner Erklärer mittelhochdeutscher Dichter, namentlich als genauester Kenner der mittelhochdeutschen
Sprache, in deren Wortbedeutungen er sich sicher hineinfühlte, stand er den Freunden J. Grimm und Lachmann nicht unebenbürtig
zur Seite. Vortrefflich sind, namentlich in der Auslegung, die Ausgaben von Boners «Edelstein» (Berl. 1816)
und Wirnts von Grafenberg «Wigalois» (ebd. 1819). Mit Lachmann gab er Hartmanns von Aue «Iwein» (2. Aufl., Berl. 1842) mit ausgezeichneten
Anmerkungen heraus, dem ein musterhaftes «Wörterbuch zu Hartmanns Iwein» (Gött. 1833; 2. Aufl. von Wilken 1874) folgte.
B.s Vorarbeiten zu einem «Mittelhochdeutschen Wörterbuch»
bilden die Grundlage für das von W. Müller und Zarncke bearbeitete Werk (3 Bde., Lpz.
1854-66).