Des Künstlers erste
Arbeit in Fresko war eine symbolische
Darstellung derKunst am
Brunnen der
Poesie im
Hause seiner
Schwiegereltern
zu
Berlin. Im J. 1838 wurde er als
Professor der
Kunstakademie nach
Dresden
[* 13] berufen, wo ihm zugleich die Ausführung größerer
Freskomalereienübertragen wurde.Bendemann hatte die Aufgabe, die drei nebeneinander liegenden
Säle des königlichen
Schlosses in
Dresden, den Thronsaal, das Turmzimmer und den Turmsaal, mit zusammenhängenden
Wandmalereien zu schmücken. Im
Thronsaal, zu beiden Seiten des
Throns, befinden sich in nischenartig abgeschlossener Holzarchitektur die Gestalten großer
Herrscher und Gesetzgeber aus
Goldgrund mit bezüglichen
Darstellungen in Reliefform darunter, von
Moses
bis auf
Albrecht den Beherzten, den Stammherrn des regierenden Königshauses.
1) Eduard, einer der Hauptführer der ältern Düsseldorfer Historienmalerei, geb.
zu
Berlin, ging, nachdem er auf der Akademie seiner Vaterstadt die erste Vorbildung erhalten hatte, 1827 auf
die Akademie in Düsseldorf unter Schadows Leitung, wo sich sein außerordentliches Talent so rasch entwickelte, daß er
schon im Herbst 1828, als er in Berlin verweilte, das Porträt seiner Großmutter malte, das als Werk eines 17jährigen allgemeine
Bewunderung erregte.
Nachdem er sich 1831 in Italien aufgehalten, wo sein Geist durch das Studium der alten Meister und durch
den Verkehr mit ältern Kunstgenossen eine frühe Reife erlangte, malte er 1832 die trauernden Juden im Exil (Museum in Köln),
die einen bis dahin unerhörten Beifall fanden. Schon dies erste größere Werk zeigte seine ganze künstlerische
Eigentümlichkeit: sein Gefühl für keusche Schönheit und Adel der Erscheinung, für Grazie der Form und Harmonie der Farbe.
So haben auch seine spätern Ölbilder einen idyllisch-elegischen Charakter; fast nie tritt stark bewegte Leidenschaft, nie
der Ausdruck roher Kräfte darin auf.
Nach einigen kleinern Bildern in der damals in Düsseldorf herrschenden romantischen Stimmung, z. B.:
zwei Mädchen am Brunnen (1833), die Ernte, Hirt und Hirtin, that er 1836 mit dem berühmten, breiter angelegten Jeremias
auf den Trümmern von Jerusalem (im Besitz des deutschen Kaisers) den glücklichsten Griff in das große historische Gebiet,
machte darauf abermals einige Studienreisen nach Italien und nach Frankreich und wurde 1838 an die Akademie
in Dresden berufen, von wo er 1859 als Direktor der Akademie nach Düsseldorf ging, welches Amt er aber schon 1867 aus Gesundheitsrücksichten
niederlegte. Sein in Dresden geschaffenes Hauptwerk, die Frucht einer zwölfjährigen, freilich auch durch Augenleiden unterbrochenen
Arbeit, sind die Wandgemälde im Thron- und im Ballsaal des Schlosses, dort in der Technik des Freskos
zwei Hauptgruppen, von denen die erste auf der Seite des Throns aus einer Reihe von 16 Gesetzgebern und Fürsten, die andre
aus einer Darstellung des Bürger-, Bauern-, Ritter- und geistlichen Standes zur Zeit
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der sächsischen Klöster besteht sowie aus einem darüber hinlaufendenFries, der die kulturliche Entwickelung des Menschen
nach der Anschauung des Mittelalters zeigt. Noch sinnreicher in der Komposition, jedenfalls heiterer durch die stereochromische
Malerei ist der Ballsaal, der uns das ganze Leben der Griechen in poetischer, bezaubernder Weise vorführt. Von geringerer
Bedeutung sind die sich an seinen Aufenthalt in Düsseldorf knüpfenden monumentalen Malereien: die Fresken in der Aula der
dortigen Realschule, die sich auf Wissenschaft, Handel, Industrie und Kunst beziehen, sowie die Malereien im Schwurgerichtssaal
zu Naumburg und die nach seinen Entwürfen von seinem Sohn Rudolf B. (s. d.)
sowie den Brüdern Röber und Wilh.
Beckmann ausgeführten Wandmalereien im ersten Cornelius-Saal der Nationalgallerie, in denen die Kräfte des Geistes
und des Gemüts, welche die Schöpfungen der Kunst bedingen, das Verhalten des Menschen zur Gottheit und das Erdenwallen
des Genius veranschaulicht werden. Dazu kommen, abgesehen von einigen Kartons zu «Nathan
dem Weisen» und sonstigen Illustrationen, als Ölbilder der letzten Jahre: Jeremias beim Fall
Jerusalems (1872, Nationalgallerie), der, wenn auch nicht von sehr mächtiger Wirkung, mit den den frühern Bildern des Meisters
eigentümlichen Vorzügen einen größern Realismus und koloristischen Effekt verbindet, sowie die 1876 entstandene Penelope,
die, im Geiste des Altertums gedacht, nur in der Umgebung zu modern ist. Auch als Porträtmaler beweist
B. eine hohe Meisterschaft. Er ist Mitglied fast aller Kunstakademien und Ritter zahlreicher Orden.
2) Rudolf Christian Eugen, Historienmaler, Sohn des vorigen, geb. zu Dresden,
bildete sich auf der Akademie in Düsseldorf und nachher unter der Leitung seines Vaters aus, brachte
bis jetzt eine Scene aus der Frithjofssage von tüchtiger Zeichnung und liebevoller Ausführung, eine Nymphe von anmutigem
Fluß der Linien und klarer Färbung und beteiligte sich bei der Ausschmückung der Nationalgallerie in Berlin, wo er in
den Skulptursälen einige
der Geniengruppen in Wachsfarben malte.
Eduard, Historienmaler, geb. zu Berlin, widmete sich seit 1828 in Düsseldorf
unter W. Schadow der Malerei, ging 1830-31 nach Italien, wo er später wiederholt weilte. Schon in seinen Jugendarbeiten, z. B.
in Boas und Ruth, bekundete er ein bedeutendes Talent, und bereits sein 1832 vollendetes großes Gemälde, Die trauernden
Juden in Babylon (Museum zu Köln), zeigte ihn auf seiner Höhe. Ein zweites größeres Bild, Zwei Mädchen
am Brunnen (1833), wurde vom Rheinisch-Westfälischen Kunstverein erworben.
Allgemeine Bewunderung erweckte das 1837 entstandene große Gemälde: Jeremias auf den Trümmern von Jerusalem (königl. Schloß
in Hannover). Nannte sich Bendemann selbst den Idyllenmaler des Alten Testaments, so sprach sich der idyllische
Charakter seiner Kunst noch deutlicher aus in der Ernte, Der Hirt und die Hirtin (Sammlung des GrafenRaczynski) und Die Töchter des
serb. Fürsten, nach einem serb. Volksliede. 1838 als Professor der Kunstakademie nach Dresden berufen, schmückte er dort
im königl. Schlosse den Thronsaal sowie den Ball- und Konzertsaal mit umfangreichen Fresken.
Von sonstigen Ölbildern, die in Dresden malte, sind noch hervorzuheben: der Kaiser Lothar II. für den Römer zu Frankfurt,
die Nausikaa für König Friedrich Wilhelm IV., Ulysses und Penelope (Museum zu Cassel). 1859 folgte Bendemann dem Rufe als Direktor
der Akademie zu Düsseldorf, legte dieses Amt jedoch 1867 wieder nieder. Dort noch hatte er 1866 den Fries
für die Realschule zu Düsseldorf (Allegorien und 20 Bildnisse großer Deutscher) gemalt;
seitdem lieferte er als Wandgemälde
im Schwurgerichtsgebäude zu Naumburg
[* 23] den Tod des Abel;
außerdem die Porträte
[* 24] Wilh. von Schadows, des Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen
(zu Antwerpen) und sein Selbstbildnis;
endlich 1872 das große Ölgemälde: Wegführung der Juden in die Babylonische Gefangenschaft
(Nationalgalerie in Berlin) und 1877 das von der AntwerpenerAkademie erworbene Ölgemälde: Penelope. 1880 vollendete er drei
größere Bilder, die die Fahrt durch die Wüste gleichnisartig darstellen. In B.s Bildern ist das lyrische,
zum Teil elegische Moment, die Darstellung des Gemütszustandes im Gegensatz zur dramatisch entwickelten Handlung, vorwiegend.
Sie tragen das Gepräge sorgfältigster Durchbildung Und graziöser Klassicität; im Kolorit versuchte der Künstler erst
spät den süßlichen Idealismus der Schadowschule mit dem modernen Realismus zu vertauschen. Bendemann starb zu
Düsseldorf.