venet. Malerfamilie. Der älteste Künstler dieses
Namens, Jacopo Bellini, gest. um 1464, war
ein
Schüler des Gentile da Fabriano und lebte zu
Florenz,
[* 2]
Padua,
[* 3] Verona
[* 4] und
Venedig.
[* 5] Sein bedeutendstes Werk war die für den
Dom in Verona gemalte Kreuzigung. Die zwei einzigen beglaubigten
Bilder sind in den Sammlungen zu
Venedig undPadua,
zwei interessante Skizzenbücher von ihm in
London
[* 6] und
Paris.
[* 7] -
Vgl. Müntz, Jacopo
B et la renaissance dans l'Italie septentrionale
(in der
«Gazette des Beaux-Arts»),
1884).
Sein ältester Sohn, Gentile Bellini, war 1427 oder 1428 geboren und starb Auch von ihm sind nur einige
figurenreiche
Bilder vorhanden. Er ist noch wesentlich in der Härte der frühvenet. Malweise befangen,
doch bedeutender als der
Vater durch seinen großartigen histor.
Stil. Seine hervorragendsten Gemälde sind: in der
Brera zu
Mailand
[* 8] die Predigt des heil.
Marcus, in der
Akademie zu
Venedig die
Darstellung eines Kreuzmirakels; beide
Bilder interessant
durch die Straßenansichten und Kostüme
[* 9] im alten
Venedig. Auch Porträte
[* 10] schuf er; das des
Sultans Mohammed
II. befindet sich in Privatbesitz zu
Venedig. Er war zugleich als
Medailleur ausgezeichnet und ging in dieser Eigenschaft 1479 nach
Konstantinopel.
[* 11] Dort zeichnete er u. a. die Reliefs der
Theodosianischen Ehrensäule.
Berühmter ist sein
Bruder,
GiovanniBellini (Gianbellin oder
Sambellin), geb. nach 1427, gest. Er
nahm seinen Ausgang von Mantegna und wurde das Haupt der ältern
Venetianischen Schule. Wärme
[* 12] der Naturauffassung, feine
Charakteristik, großartiges Schönheitsgefühl, Kraft
[* 13] des
Kolorits sind schon in hohem
Grade bei ihm vorhanden. Von seinen
Schülern sind
Giorgione und
Tizian die berühmtesten, auch
BonifazioVeneziano und Sebastiano del Piombo
verdanken ihm vieles.
Lorenzo, Anatom und Physiolog, geb. zu
Florenz, seit 1663 Professor der
Anatomie
zu Pisa,
[* 17] sehr verdient durch seine Untersuchungen über den
Bau und die Verrichtungen der
Nieren und als Entdecker der nach
ihm benannten geraden Harnkanälchen der
Nieren (tubuli Belliniani,BellinischeRöhren).
[* 18]
Auch als Dichter, namentlich durch
seine «Bucchereide» (Flor.
1729),
ist Bellini bekannt. Er starb Bellini schrieb:
«De structura et usu renum» (Flor. 1662; Amsterd. 1665 u. ö.)
u. a. Seine
«Opera onmia» erschienen
Venedig 1708 (2 Bde.) u. ö.
Vincenzo, ital. Opernkomponist, geb. zu
Catania in
Sicilien, erhielt seine musikalische
Bildung im Konservatorium zu Neapel.
[* 19] Seine
Oper«Bianca e
Fernando», 1826 im
SanCarlo-Theater zu Neapel mit Beifall gegeben, eröffnete ihm die
Pforten der ital.
Bühnen. 1827 schrieb
er für die Scala in Mailand «Il Pirata», 1828 «La
Straniera». «Zaira», 1829 für Parma
[* 20] komponiert, hatte keinen Erfolg,
dagegen enthusiasmierten wieder «I Capuleti ed i Montecchi»
(1830 in
Venedig) und «La Somnambula» (1831 in Mailand).
Ebenfalls 1831 trat er mit «Norma» (für Mailand) hervor, einer Schöpfung,
die seine frühern
Opern an dramat. Lebendigkeit noch überragte. Geringern Erfolg hatte
«Beatrice di Tenda“ (1832 in Mailand). 1833 ging
Bellini nach
Paris und dann nach
London, wo er eine glänzende
Aufnahme fand, kehrte aber 1834 nach
Paris zurück.
Hier schrieb er für die dortige ital.
Bühne die »Puritani», die um so mehr Beifall fanden, als in diesem Werke neben dem
Sinnlich-Reizenden seiner Melodien mehr als früher auf dramat. Wahrheit, gewählte Instrumentierung
und Sorgsamkeit im
Ausbau der einzelnen Musikstücke geachtet hatte. Er starb zu Puteaux bei
Paris. Bellini begann in Rossinischen Formen. Er steht hinter diesem Vorbild an Reichtum der musikalischen Erfindung
zurück, bereicherte aber die
Oper mit neuen und wertvollen Elementen des
Ausdrucks.
Seine
Musik ist eigenartig durch die Naturlaute innigen Gefühls und edler Sentimentalität. Dieser elegische
Grundzug, der zuweilen an
FranzSchubert erinnert, ist bei Bellini selbst zuweilen, bei seinen Nachahmern in der Regel ins Ungesunde
ausgeartet. In seiner Reinheit war er aber von hoher Bedeutung und erklärt die große Macht, die B.s wenige Werke auf die
Oper seiner Zeit ausübten. MitRossini und Donizetti gemeinsam beherrschte er zwei Jahrzehnte lang das
Repertoire, und der Ruhm aller großen Sänger und Sängerinnen von 1830 bis 1850 ist mit den B.schen Gestalten der Norma,
des Romeo und der Nachtwandlerin verknüpft. Von seinen Landsleuten wurde Bellini als der «sicil.
Orpheus»
[* 21] gefeiert. 1882 wurde ihm inCatania ein
Denkmal errichtet. -
Biographien B.s schrieben Gerardi
(Rom
[* 22] 1835, ital.) und Pougin (Par. 1868,
franz.). -