Titel
Elemente zu
Bellegarde:
1) Ort im franz. Departement Ain, Arrondissement Nantua
2) Festung zweiten Ranges im franz. Departement Ostpyrenäen
[2.666] Bellegarde (spr. bälgárd)
(spr. bälgárd), 1)
Ort im franz.
Departement
Ain ,
Arrondissement
Nantua , an der Mündung der Valserine in
den
Rhône und an der
Eisenbahn
Mâcon-Genf , welche die Valserine auf einem mächtigen
Viadukt überschreitet, mit (1876) 630 Einw.
Dabei die sogen.
Perte du
Rhône , ein
ca . 40 m langer
Schlund ,
den der
Rhône in die Kalkfelsen eingerissen
hat. Der
Strom wird hier von seiner bisherigen
Breite
[* 3 ] von
ca . 60 m auf einige
Meter zusammengedrängt und verlor sich früher
bei niedrigem Wasserstand ganz unter den
Felsen ; in neuerer Zeit hat man durch Felsensprengung zum Behuf der Holzflößerei
den
Schlund etwas erweitert. -
Festung (Allgemeines;
* 4
Festung .
2)
Festung
[* 4 ] zweiten
Ranges im franz.
Departement
Ostpyrenäen , an der spanischen
Grenze , auf einem
Felsen , beherrscht die große
Pyrenäenstraße, welche von
Perpignan über den
Col de
Pertuis nach
Figueras in
Katalonien führt.
Sie wurde unter
Ludwig XIV. 1679 erbaut, 25. Juni 1793 von
den Spaniern genommen, aber im
September 1794 von den
Franzosen zurückerobert.
(spr. bälgárd),
Heinrich
Joseph
Johann ,
Graf von, österreich.
Feldherr und Staatsmann, geb. 29. Aug. 1756 zu
Dresden ,
[* 5 ] trat zuerst in sächsische, dann seit 1771 in österreichische
Staatsdienste , kämpfte im Türkenkrieg von 1788 mit
Auszeichnung, wurde 1792
Generalmajor und kämpfte 1793-94 in den
Niederlanden , als Generalstabschef
Wurmsers
am
Oberrhein . Als der
Erzherzog
Karl im
Februar 1796 das
Kommando der
Armee in
Deutschland
[* 6 ] übernahm, wurde Bellegarde Mitglied seines
Kriegsrats
und bald darauf
Feldmarschallleutnant . Im April 1797
schloß er gemeinschaftlich mit Merveldt den
Waffenstillstand von
Judenburg
und dann später die
Friedenspräliminarien von
Leoben ab. 1799 befehligte er ein zur Unterhaltung der
Verbindung zwischen
Suworow und dem
Erzherzog
Karl bestimmtes
Korps von 25,000 Mann, siegte 20. März über den
General Lecourbe bei
Finstermünz , wurde aber, mit der
Blockade von
Tortona beauftragt, 20. Juni bei Giuliano von
Moreau geschlagen und genötigt, über
die
Bormida zurückzugehen.
Marenco - Marengo
* 7
Marengo .
Nachdem er darauf an der
Schlacht bei
Novi teilgenommen, befehligte er 1800 unter
Melas den linken
Flügel des österreichischen
Heers und focht gegen
Masséna bei
Santa
Giustina , ward jedoch am
Var von
Suchet zurückgeschlagen. Nach der
Schlacht von
Marengo
[* 7 ] und dem
Vertrag von
Alessandria statt
Melas ' mit dem Oberbefehl betraut, eröffnete er die Feindseligkeiten
mit dem hartnäckigen
Treffen bei Pozzolo (25. Dez.) gegen
Dupont , ward aber geschlagen und mußte hinter die
Etsch zurückgehen.
In den
Hofkriegsrat berufen, führte er seit 1805 das
Präsidium in demselben. Im
Feldzug von 1805 befehligte er in der
Schlacht
bei
Caldiero den rechten
Flügel der
Österreicher .
Bald darauf ward er
Generalgouverneur der venezianischen
Provinzen , 1806
Feldmarschall ,
Generalgouverneur beider
Galizien und
Gouverneur des
Kronprinzen . 1809 befehligte Bellegarde auf dem linken
Donauufer das 1. und 2.
Armeekorps , vertrieb den
Marschall
Davoût aus
Regensburg ,
[* 8 ] ging dann über die
Donau und vereinigte sich
mit dem
Erzherzog
Karl . Bei
Aspern ,
[* 9 ]
Wagram
[* 10 ] und
Znaim führte er das 1.
Armeekorps . Nach dem
Wiener
Frieden wurde
ihm abermals das
Gouvernement von
Galizien anvertraut; 1813, beim
Ausbruch der Feindseligkeiten zwischen
Österreich
[* 11 ] und
Frankreich ,
war Bellegarde abermals
Präsident des
Hofkriegsrats . Im
Dezember d. J. zum Oberbefehlshaber der österreichischen
Armee in
Italien
[* 12 ] ernannt,
bewirkte er durch geschickte Unterhandlungen den
Abfall
Murats von
Napoleon I. sowie einen
Vergleich mit
dem
Vizekönig
Eugen und ward dann
Generalgouverneur der
Lombardei und
Venedigs . 1816 begab sich Bellegarde nach
Paris ,
[* 13 ] lebte daselbst
einige Zeit als Privatmann, trat aber nach seiner Rückkehr von neuem in den
Wiener
Hofkriegsrat , wurde 1820
Präsident desselben
an
Schwarzenbergs
Stelle und
Staats - und Konferenzminister, nahm wegen Augenschwäche 1825 seine Entlassung
und starb 22. Juli 1845 in
Wien .
[* 14 ]
Vgl. K. v. Smola, Das
Leben des
Feldmarschalls
Heinrich
Graf von Bellegarde
(Wien 1847).