Belinskij
,
Wissarión Grigorjewitsch, der bedeutendste litterarische Kritiker Rußlands, geb. 1811 als Sohn eines Kreisarztes in Tschembar (Gouvernement Pensa), besuchte das Gymnasium zu Pensa, dann 1829-32 die Moskauer Universität, zwar ohne seine Studien daselbst zum Abschluß zu bringen, doch ¶
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nicht ohne mächtige Anregung zur weitern Ausbildung seiner Geisteskräfte. Er vertiefte sich namentlich in die Philosophie
Hegels und Schellings, wodurch die Richtung seiner litterarisch-kritischen Thätigkeit bestimmt wurde, starb aber bereits 28. Mai (a. St.) 1848 in
Petersburg.
[* 3] Obschon körperlich leidend und mit der Not des Lebens kämpfend, hat Belinskij
doch unablässig in
allen tonangebenden Petersburger und Moskauer Zeitschriften mit Begeisterung für richtige Erkenntnis der poetischen Schönheit
und ihrer Gesetze gewirkt.
Was ihm an faktischen Kenntnissen und umfassender Bildung abging, das wurde ihm anderseits durch ein sicheres ästhetisches Gefühl, das ihn nie irre führte, ersetzt. Durch ihn ist Puschkins, Lermontows, Gogols Bedeutung für die russische Litteratur festgestellt worden, und durch seine von feuriger Beredsamkeit getragene Analyse ihrer Werke ist zuerst das echte Verständnis dieser Schriftsteller geweckt worden. Anfangs ganz unter dem Einfluß der deutschen Philosophie stehend, vertrat er späterhin das Prinzip eines gesunden, auf idealer Grundlage aufgebauten Realismus.
Selbständig produzierend ist er, von einigen Jugendversuchen abgesehen, nicht aufgetreten, wie er auch keine selbständige Abhandlung über allgemeine Fragen der Ästhetik veröffentlichte. Alles hierauf Bezügliche findet sich in seinen bis auf die jüngste Zeit herab vielgelesenen kritischen Aufsätzen als gelegentliche Erörterung. Eine Gesamtausgabe seiner Werke in 12 Bänden erschien in Petersburg 1857-61.
Vgl. Pypin, Belinskij
, sein Leben und seine Briefe (Petersb.
1876, 2 Bde.).