Titel
Belgen
,
1) (Belgae) die
Bevölkerung
[* 2] der gall.
Provinz
Belgica. Nach
Strabons
Bericht waren die Belgen
lange vor
Cäsars Zeit
von
Osten her eingewandert, und
Cäsar schreibt ihnen germanische Abstammung zu; doch unterschieden sie
sich weder in
Sprache,
[* 3] noch
Sitte, noch
Kleidung von den südlichern, keltischen Bewohnern
Galliens, nur daß sie kriegerischer
waren als jene. Die germanischen Einwanderer hatten also die
Sprache der keltischen Ureinwohner angenommen. Die
Kleidung der
Belgen
bestand in bunten
Mänteln nach Art der schottischen
Hochländer, weiten
Beinkleidern und kurzen Unterkleidern
mit Ärmeln, alles aus Schafwolle; gegen die
Kälte schützte ein dicker wollener Umwurf (laena).
Die
Waffen
[* 4] waren ein langes
Schwert, das an der rechten
Hüfte herabhing, ein langer
Schild,
[* 5] ein
Speer und eine Art
Wurfspieß.
Milch und
Fleisch bildeten die Hauptnahrungsmittel; sehr beliebt war das Schweinefleisch, berühmt die
belgischen
Schinken, welche nach
Rom
[* 6] als Handelsartikel kamen. Die
Häuser bestanden aus
Holz.
[* 7] Die beschwerlichsten
Geschäfte
verrichteten, wie bei den
Germanen, die
Frauen. Die Belgen
zerfielen in viele
Stämme und
Völkerschaften, die nur in Kriegszeiten
ein gemeinsames Oberhaupt sich wählten.
Die Zahl der waffenfähigen Mannschaft des ganzen Volks betrug nach Strabon über 1 Mill. Als die bedeutendsten belgischen Völkerschaften werden genannt: die Bellovaken mit einer Kriegsmacht von 100,000 Mann, um das heutige Beauvais;
die Nervier mit 50,000 Kriegern, im Sambregebiet;
die Aduatuker mit über 50,000 Kriegern, angeblich von den Cimbern abstammend, durch Cäsar vernichtet und durch die Tungrer, in der Nähe von Tongern, ersetzt;
die Remer, der mächtigste Stamm, um Reims [* 8] (Durocortorum);
die Suessionen, westlich von den Remern, um das heutige Soissons, mit zwölf Städten und einem Kontingent von 50,000 Mann;
die Atrebaten mit 15,000 Kriegern, im heutigen Artois zwischen Somme und Schelde;
die Moriner mit 25,000 Kriegern, am Meer wohnhaft;
die Menapier, im Scheldeland, öfters als Germanen bezeichnet;
die Ambianer mit 10,000 Kriegern, um Amiens, [* 9] nördlich von den Bellovaken;
die Viromanduer, im heutigen Vermandois (ihre Hauptstadt das heutige St.-Quentin).
Daß die
Kraft
[* 10]
Galliens auf den Belgen
beruhte, beweist
Cäsars gallischer
Krieg 58-51
v. Chr.;
sieben Jahre lang war er fast allein mit ihnen beschäftigt. Eine römische
Legion wurde dabei vernichtet, und der
Sieg über
die
Nervier kam den
Römern teuer zu stehen. Ebenso erhielt später der
Aufstand der
Bataver erst nach dem Anschluß der Belgen
größere
Bedeutung. S.
Karte »Germanien
[* 11] etc.«
2) Ein britann.
Volk im jetzigen
Wiltshire und teilweise in
Sussex,
Somerset- und
Hampshire nebst der
Insel
Wight, mit den
Städten:
Magnus
Portus
(Portsmouth),
[* 12]
Venta Belgarum
(Winchester), Aquä Calidä oder Aquä
Solis
(Bath), Clausentum
(Southampton), Brige
(Brighton). In
Religion,
Sitten und
Sprache waren sie stammverwandt mit den in
Gallien. Erst unter
dem
Kaiser
Claudius wurden die britischen Belgen
durch Plautius von den
Römern unterjocht und bald darauf auch romanisiert. Den
Angelsachsen unterlagen sie 527
n. Chr. auf der
Insel
Wight und in
Wiltshire, seit 577 auch in den übrigen Teilen ihres Gebiets.
S.
Karte »Germanien etc.«