Beleuchtun
gsapparate,
[* 2] medizinische. Seitdem die Augenheilkunde dank der epochemachenden Erfindung des Augenspiegels durch Helmholtz (1851) einen früher ungeahnten Aufschwung genommen und weiterhin auch die Erkenntnis und Behandlung der Kehlkopf- und Nasenkrankheiten mit Hilfe des von Türck und Joh. Czermak (1858) empfohlenen Kehlkopfspiegels erstaunliche Fortschritte gemacht hat, war das Bestreben der Medizin unausgesetzt darauf gerichtet, auch die tiefer gelegenen Organe und Körperhöhlen der direkten Beleuchtung [* 3] und Besichtigung zugänglich zu machen.
Doch scheiterten alle hierauf bezüglichen Versuche, solange man gezwungen war, eine außerhalb des Körpers befindliche Lichtquelle (Lampe) [* 4] zu benutzen, weil die zur Anwendung kommenden Spiegel [* 5] nicht zu gleicher Zeit mehrfach gebrochenes Licht [* 6] in die Tiefe zu werfen und Bilder aus der Tiefe zu reflektieren im stande sind. Erst mit der Einführung des elektrischen Glühlichts erschien es möglich, die Lichtquelle selbst direkt in die betreffende Körperhöhle zu bringen und das Bild durch ein System von Linsen und Prismen nach außen zu werfen.
Den ersten derartigen Beleuchtun
gsapparat, das Polyskop, konstruierte Trouvé in
Paris
[* 7] (1870); derselbe besteht
aus einer Accumulatorenbatterie, durch deren konstanten
Strom feine, vermittelst katheterförmiger
Instrumente in
die Körperhöhlen
eingeführte Platindrähte zum Leuchten gebracht werden. Ungleich vollkommener sind die von dem
Wiener Instrument
enmacher
Leiter auf
Nitzes Anregung konstruierten elektro
-endoskopischen
Instrumente, bei welchen gleichfalls durch den
Strom einer galvanischen
Batterie eine vermittelst geeigneter
Instrumente in die zu untersuchende Körperhöhle eingeführte Platinspirale
zum
Glühen gebracht und die dierbei entstehende übermäßige Wärme
[* 8] durch einen permanenten
Strom kalten Wassers unschädlich
gemacht wird.
Die nachstehende schematische [* 1] Fig. 1, welche ein Diaphanoskop, einen Apparat zur Durchleuchtung der Blasenwand, darstellt, mag zur Veranschaulichung der Konstruktion dienen; a und b sind zwei dünnwandige konzentrisch ineinander gefügte, nach unten durch eine Kapsel abgeschlossene gläserne Cylinder; durch den Zwischenraum zwischen beiden fließt fortwährend aus dem hochstehenden Gefäß [* 9] c durch den Gummischlauch d kaltes Wasser zu und durch das Abflußrohr e ab. In dem innern, möglichst luftleeren Glascylinder ist die Platinspirale g angebracht, die durch Kupferdrähte mit der galvan. Batterie h in Verbindung steht und so durch den elektrischen Strom leicht zum Weißglühen gebracht werden kann.
[* 1] ^[Abb: Fig. 1]
Das hierdurch entstehende, höchst intensive Licht leuchtet durch beide Glascylinder und die Wasserschicht hindurch, ohne durch seine Hitze schädlich zu werden, da der permanente Wasserstrom eine hinlängliche Abkühlung des Apparats bewirkt. Der ursprünglich beabsichtigte Zweck des Diaphanoskops, die Durchleuchtung der Blasenwand und der Bauchdecken, ist zwar noch nicht erreicht worden, dagegen vermag das Instrument in Verbindung mit einem entsprechenden optischen Apparat in der Hand [* 10] des Kundigen einen sehr vollkommenen Überblick über die gesamte Blasenschleimhaut zu gewähren.
[* 1] Fig. 2 erläutert an einem schematischen Durchschnitt die Anwendung des Leiterschen Laryngoskops zur Untersuchung des Kehlkopfes sowie der Nasen- und Rachenhöhle; man erblickt den Stiel a parallel dem Zungenrücken eingeführt und an dem Gaumensegel schräg nach abwärts geneigt den Spiegel b, dessen unteres Ende die elektrische Lichtquelle enthält und die ganze Kehlkopfhöhle außerordentlich hell erleuchtet. Vor dem gewöhnlichen Kehlkopfspiegel [* 11] (s. d.) hat der elektro-endoskopische den großen Vorteil, daß das Licht nicht erst von außen vermittelst eines Reflektors auf den Planspiegel und von diesem durch nochmalige Brechung [* 12] auf die zu untersuchende Stelle geworfen werden muß, sondern daß es nur einer ¶
0666a Die Belagerung von Belfort [* 14] und die Kämpfe an der Lisaine 1871 ¶
mehr
geringen Verschiebung bedarf, um jede beliebige Stelle mit intensivem direktem Licht zu beleuchten, so daß die Erkennung krankhafter Veränderungen bis in das kleinste Detail ermöglicht ist.
Nach dem gleichen Princip hat Leiter elektro-endoskopische Instrumente zur Untersuchung des Gehörorgans (Otoskop), der Scheide (Vaginoskop), des Mastdarms (Rektoskop), der untern Darmpartien (Enteroskop), der Speiseröhre (Ösophagoskop) und des Magens (Gastroskop) konstruiert. Das Gastroskop besteht aus einem kunstvoll gegliederten Rohr, welches in seinem Innern die galvanische Leitung, die oben beschriebene Wasserleitung [* 16] sowie ein kunstvolles System von Linsen und Prismen, an seinem untern Ende den Lichtträger enthält; es wird nach Art der Magensonden durch die Speiseröhre in den Magen [* 17] eingeführt. Obwohl sich das Gastroskop in einzelnen Fällen als brauchbar erwiesen und manche interessante Beobachtung ermöglicht hat, so stehen seiner allgemeinen Anwendung doch noch mancherlei lästige Umstände hindernd entgegen. -
Vgl. Leiter, Elektro-endoskopische Instrumente (mit 82 Holzschnitten, Wien [* 18] 1880);
Nitze, Lehrbuch der Kystoskopie (Wiesb. 1889).