Beleuchtung.
[* ] Das Beleuchtungswesen, d. h. die Beschaffung von künstlichem Licht, zerfällt in einen chemischen Teil, der von den Leuchtmaterialien (s. d.), ihrem Vorkommen, ihrer Gewinnung und ihren Eigenschaften handelt (vgl. die einzelnen Artikel), und in einen mechanischen Teil, der von den Beleuchtungsapparaten, Brennern, Lampen etc. handelt. Über alle diese Dinge s. die Spezialartikel: Lampen, Leuchtgas, Kerzen, Elektrisches Licht etc. Von großer Bedeutung für die Gesundheitspflege ist die durch die künstliche in geschlossenen Räumen hervorgebrachte Verschlechterung der Luft. 1 cbm Leuchtgas erfordert zur Verbrennung 1,12 cbm Sauerstoff und gibt 0,57 cbm oder 1,13 kg Kohlensäure und 1,07 kg Wasserdampf.
Ähnlich stellt sich auch der Sauerstoffbedarf der übrigen Leuchtstoffe, so daß die Veränderung der Luft durch diesen Sauerstoffverlust nicht in Betracht kommen kann gegen die Verunreinigungen derselben durch die bei der Verbrennung entstehenden Mengen Kohlensäure und Wasserdampf. Sind nun zur Beleuchtung eines mittelgroßen Raums 100 Kerzen Leuchtkraft nötig, so ergeben sich als aufzuwendende Mittel die in der ersten Spalte der folgenden Tabelle
Für Erzeugung einer Leuchtkraft von 100 Kerzenlichten sind pro Stunde erforderlich: | Dabei werden entwickelt: | |||
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Beleuchtungsart | Menge | Wasser Kilogr. | Kohlensäure Kubikm. bei 0° | Wärme Wärmeeinheiten |
Elektrisches Bogenlicht | 0.09-0.25 Pferdekraft | - | - | 57-158 |
" Glühlicht | 0.046-0.85 " | - | - | 290-536 |
Leuchtgas, Siemens' Regenerativlampe | 0.35-0.56 cbm | - | - | ca. 1500 |
" Argandbrenner | 0.8 (bis 2) " | 0.86 | 0.46 | 4860 |
" Zweilochbrenner | 2.0 (bis 8) " | 2.14 | 1.14 | 12150 |
Erdöl, großer Rundbrenner | 0.28 kg | 0.37 | 0.44 | 3360 |
" kleiner Flachbrenner | 0.60 " | 0.80 | 0.95 | 7200 |
Solaröl, Brenner von Schuster u. Baer | 0.28 " | 0.37 | 0.44 | 3360 |
" kleiner Flachbrenner | 0.60 " | 0.80 | 0.95 | 7200 |
Rüböl, Carcellampe | 0.43 " | 0.52 | 0.61 | 4200 |
" Studierlampe | 0.70 " | 0.85 | 1.00 | 6800 |
Paraffin | 0.77 " | 0.99 | 1.22 | 9200 |
Walrat | 0.77 " | 0.89 | 1.17 | 7960 |
Wachs | 0.77 " | 0.88 | 1.18 | 7960 |
Stearin | 0.92 " | 1.04 | 1.30 | 8940 |
Talg | 1.00 " | 1.05 | 1.45 | 9700 |
angegebenen Mengen von Leuchtmaterial. Dies Material liefert bei der Verbrennung die in der zweiten und dritten Kolonne der Tabelle angegebene Menge Wasser und Kohlensäure und entwickelt die in der vierten Kolonne verzeichneten Wärmeeinheiten.
Aus der Tabelle ergibt sich, daß Solaröl und Erdöl am wenigsten Kohlensäure und Wasserdampf erzeugen, Leuchtgas und Talg am meisten; bei dem Siemensschen Regenerativbrenner werden die Verbrennungsprodukte nach außen geführt, kommen daher nicht in Betracht. Besonders schädlich ist bei der künstlichen Beleuchtung das Auftreten unvollständiger Verbrennungsprodukte, wie Kohlenoxyd, Kohlenwasserstoffe etc. Doch hat sich ergeben, daß bei den mit Cylindern versehenen Lampen keine oder höchstens Spuren dieser Körper gebildet werden, selbst wenn die Flammengröße innerhalb ziemlich weiter Grenzen schwankt.
Sie treten aber auf, wenn die Flamme sehr stark verkleinert oder übermäßig vergrößert wird. Sämtliche bis jetzt nach dieser Richtung untersuchte Lampen führen einen großen Luftüberschuß zu. Flachbrenner für Solaröl und Erdöl geben bei normaler Flammenhöhe 4-5 Proz. Kohlensäure und etwa 15 Proz. überschüssigen Sauerstoff, kleine Rundbrenner 5-6, große 5-8,5 Proz. Kohlensäure und 9,3-14 Proz. Sauerstoff. Argandbrenner gaben 8-16 Proz. überschüssigen Sauerstoff. Je größer aber der Luftüberschuß ist, um so niedriger wird die Temperatur der Flamme, um so geringer auch die Leuchtkraft derselben, bis bei fortgesetzter Verkleinerung der Flamme die Temperatur schließlich so niedrig wird, daß ein Teil der Gase, unter die Entzündungstemperatur abgekühlt, unvollständig verbrannt entweicht. Es dürfte sich daher empfehlen, die Luftzufuhr, wenigstens bei größern Brennern, regulierbar zu machen. Unmittelbar über der Spitze von Walrat- und Stearinkerzen, bez. Zweilochbrennern entnommene Gasproben ergaben bei völlig ruhiger Luft und normaler Flamme nur Spuren oder keine brennbaren Gase; sobald aber die Flamme flackerte, war die Verbrennung unvollständig.
Für Leuchtgas kommt hinzu, daß bei schlechter Anlage oder nachlässiger Behandlung dieses direkt aus der Leitung in die Zimmerluft treten kann. Leuchtgas enthält ferner stets Schwefel, gibt also beim Verbrennen schweflige Säure und Schwefelsäure, welche auf Zimmerpflanzen, vielleicht auch auf die Bewohner und selbst auf Fenstervorhänge durch Bildung von Hydrocellulose nachteilig wirken; übrigens kommen nicht selten auch schwefelhaltige Öle in den
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Handel, so daß es jedenfalls geraten ist, die Verbrennungsprodukte abzuführen.
Berücksichtigt man, daß bei der Beleuchtung mit Argandbrennern für 100 Kerzen praktisch 1-1,5 cbm Leuchtgas erforderlich ist, so liefert die gewöhnliche Gasbeleuchtung erheblich mehr Wärme als die Ölbeleuchtung, was um so weniger angenehm sein kann, als sich gleichzeitig auch mehr Kohlensäure, namentlich aber, was meist übersehen wird, weit mehr Wasserdampf bildet, welcher die Luft besonders schwül macht. Von den Kerzen sind solche aus Talg am unvorteilhaftesten. Bei Arbeitslampen kommt außer dieser Gesamtwärme noch die strahlende Wärme in Betracht, welche bei der von Schuster u. Baer in Berlin konstruierten hygieinischen Normallampe, deren Cylinder in einem zweiten, weitern Cylinder steckt, erheblich vermindert wird.
Aus den angegebenen Daten geht hervor, daß da, wo es namentlich auf Billigkeit ankommt, Solaröl und Erdöl zu verwenden sind; gewöhnliche Gasbeleuchtung ist teurer und verunreinigt bei starker Wärmeentwickelung die Luft mehr, ist aber bequemer und namentlich für größere Räume schöner, wird daher auch ferner vielfach verwendet werden, wo sie nicht durch das elektrische Glühlicht verdrängt wird. Rüböl und Kerzen können nur in seltenen Fällen in Frage kommen. Wo es die sonstigen Umstände gestatten, ist jedenfalls die Beleuchtung mit sogen. Regenerativbrennern und Abführung der Verbrennungsprodukte oder die elektrische Beleuchtung, namentlich mit Glühlampen unter Mitverwendung von Akkumulatoren, welche ein ruhiges und angenehmes Licht geben, allen andern vorzuziehen, da sie die Luft nicht verunreinigen und die geringste Wärme erzeugen.