Beize
(Baize), diejenige Art des Jagdbetriebs, bei der mittels abgerichteter Raubvögel, vorzüglich Falken, Habichte und Sperber, verschiedene Arten von Feder- und Haarwild erlegt werden. Diese Jagd bildete im Mittelalter und bis zu Anfang des 18. Jahrh. eins der vornehmsten ritterlichen Vergnügen, dem auch die Edelfrauen mit Vorliebe huldigten. Beize ist eine der ältesten Jagdarten, sie wurde nachweislich zuerst von mittelasiat. Nomadenstämmen betrieben und steht bei ihnen bis auf die Gegenwart in hohem Ansehen. In China und Japan soll die Beize schon in vorhistor.
Zeit betrieben worden sein; positive Nachrichten hierüber sind aber bis jetzt nicht bekannt. Nach Mitteleuropa scheint die Beize mit der Völkerwanderung gekommen zu sein, denn während sie sich vorher nicht nachweisen läßt, setzen die Gesetzbücher aus dem 5. bis 7. Jahrh. der verschiedenen german. Stämme schwere Strafen auf Entwendung oder Beschädigung der Beizvögel. Durch die Kreuzzüge fand die Beize erst allgemeine Verbreitung, war aber, in Deutschland wenigstens, fast stets ein Privilegium des Adels.
Ganz besondere Vorliebe hatten die Edeldamen für die Beize, die mit solcher Leidenschaft betrieben wurde, daß manche Familie dadurch zu Grunde ging. Selbst in die Kirche wurden die Falken mitgenommen. Einer der leidenschaftlichsten Liebhaber der Beize war Markgraf Wilhelm Friedrich von Ansbach, der in zwei Revieren 1730‒55 1763 Milane, 4174 Reiher, 4857 Krähen, 1647 Elstern, 14087 Rebhühner, 985 Fasanen, 398 Wildenten und 959 Hasen beizte. Das allmähliche Erlöschen der feudalen Vorrechte und die Verbesserung der Feuerwaffen, die fortschreitende Kultur überhaupt, drängten in Europa die Beize gänzlich in den Hintergrund, und gegenwärtig zählt sie bei uns nur noch zu den allerseltensten Jagdvergnügen. In Asien, insbesondere in Persien, wird sie hingegen noch häufig ausgeübt, ebenso im Sudan.
Während in Europa mit den Beizvögeln fast nur auf Reiher, Kraniche, Enten, Feldhühner, Schwäne, Wildtauben, Krähen, Raben, Kaninchen und Hasen gejagt wurde, werden sie in Asien hauptsächlich zur Jagd auf Gazellen, selbst Antilopen benutzt. Die Angriffe der Beizvögel werden dort durch Windhunde unterstützt, im Sudan durch syr. und tunes. Fanghunde. In Deutschland brauchte man die Beizhunde nur zum Aufspüren des Wildes, die dieselben Dienste thun mußten wie unsere Vorstehhunde. –
Vgl. Prätorius, Reliqua librorum Frederici Ⅱ imperatoris de arte venandi cum avibus: cum Manfredi regis additionibus ex membranis vetustis nunc primum edita, verfaßt im 13. Jahrh. (Wien oder Augsb. 1596; mit zwei andern Schriften über die Falknerei hg. von J. G. Schneider, 2 Bde., Lpz. 1788);
Verster van Wulverhorst und Schlegel, Traité de fauconnerie (Prachtwerk; Leiden und Düsseld. 1844‒53);
von Dombrowski, Geschichte der Beizjagd (Wien 1886).