Bein.
(Anthropologisches.) Manouvrier hat Untersuchungen angestellt über die Bedeutung und
Ursachen der Platyknemie,
jener seitlichen
Abplattung des
Schienbeines (tibia), die bei vorgeschichtlichen
Rassen besonders häufig angetroffen wird und
dem besagten
Knochen
[* 2] die Form einer Säbelscheide verleiht. Er gelangt zu dem
Schluß, daß diese Schienbein
abplattung
nicht als ein Rassenmerkmal, sondern als eine individuelle
Bildung zu betrachten ist und im wesentlichen auf der
Wirkung des
hintern Schienbein
muskels (musculus tibialis posticus) beruht. Da dieser
Muskel von den
Menschen der
Steinzeit,
[* 3] denen die
Jagd als Nahrungserwerb das
Springen und schnelle
Laufen zur
Notwendigkeit machte, besonders angestrengt wurde, ist es erklärlich,
daß bei den Völkern jener
Epoche die Platyknemie zwar sehr häufig beobachtet wird, daß aber jugendliche Individuen und
Personen weiblichen
Geschlechts auch bei jenen Völkern die besagte
Abplattung des
Schienbeines nicht aufweisen.
Daß die Körperhaltung die Gelenkverbindungen der Unterschenkelknochen wesentlich beeinflußt, hat Thomson festgestellt. Derselbe fand, daß hinsichtlich der Länge und Form des Schienbeines bei verschiedenen Menschenrassen [* 4] und verschiedenen Individuen beträchtliche Unterschiede vorhanden sind, daß insbesondere die Gelenkfläche des äußern Gelenkkopfes des Schienbeines bei verschiedenen Menschenrassen einen verschiedenen Grad von Konvexität aufweist, daß die Entwickelung dieser Konvexität mit dem häufigen Gebrauch der untern Extremität bei starker Kniebeugung in Zusammenhang steht, und daß auch das bei vielen Naturvölkern gebräuchliche Niederhocken zur Entstehung dieser Eigentümlichkeit beiträgt. Gelenkschleifflächen an der vordern Fläche des Sprunggelenks und auf dem Hals des Sprungbeins (astragalus) werden bei Kulturvölkern sehr selten, bei Naturvölkern ziemlich häufig angetroffen und resultieren aus der Gewohnheit, den Fuß in solcher Lage zu halten, daß er stark auf den Unterschenkel gebeugt ist. Die Schleifflächen des Sprunggelenks sind beim ¶
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Gorilla deutlich ausgesprochen und beruhen hier auf der starken Fußbeugung beim Klettern.