(Beibiß,Gänselkraut, lat. Artemisia vulgaris, frz.
l'armoise commune, engl. Mingwort, Common Wormwood); in ganz Europa wildwachsendes,
sowie auch in Gärten kultiviertes
Kraut oder besser kleiner Strauch, zu den Kompositen gehörig. Man sammelt die Wurzel im
Frühjahre oder Herbste und verwendet sie getrocknet (nicht abgewaschen, sondern nur durch
Bürsten gereinigt) als Epilepsiemittel
unter dem Namen
RadixArtemisiae; sie hat einen scharfen Geschmack und unangenehmen Geruch. Die getrockneten
Blütenzweige werden, nachdem die bitterschmeckenden Blättchen ausgezupft sind, als
Gewürze, namentlich zu Gänsebraten
verwendet. - Zoll; Getrocknetes B.kraut gemäß Tarif im Anh. Nr. 25 p 2. B.wurzeln sind
zollfrei.
2) Königin von Karien, Tochter des Hekatomnos, Schwester, Gemahlin und Nachfolgerin des Mausolos, berühmt
durch ihre Trauer um den 352 v. Chr. verstorbenen Gemahl. Artemisia mischte nicht bloß, um selbst sein Grab zu sein, die Asche des
Toten unter ihr tägliches Getränk, sondern ließ ihm auch durch die ersten KünstlerGriechenlands ein Grabmal
(Mausoleum) errichten, das zu den sieben Weltwundern gerechnet wurde. Ein andres merkwürdiges Denkmal, später Abaton genannt,
setzte sie auf Rhodus zum Gedächtnis eines glücklichen Überfalls, durch welchen die Insel in ihre Gewalt geraten war. Artemisia starb
bereits 350.
L. (Beifuß, Wermut), Gattung aus der Familie der Kompositen,
[* 4] meist grau- oder weißhaarige,
aromatisch riechende Kräuter und Halbsträucher mit wechselständigen, einfachen, eingeschnittenen oder ein- bis dreifach
fiederteiligen Blättern und kleinen oder sehr kleinen, nickenden, seltener aufrechten, oft geknäuelten und wieder meist
rispig angeordneten Trauben oder Ähren bildenden Köpfchen. Die Achänen sind ohne Pappus, doch mit sehr niedrigem, ringförmigem
Wulst. Etwa 200 meist der nördlichen Erdhälfte angehörende Arten. ArtemisiaAbrotanumL. (Stabwurz, Eberraute,
Zitronelle, Zitronenkraut), im südlichen Europa
[* 5] einheimisch, bei uns in Gärten kultiviert, ist strauchartig, 60-150 cmhoch und
hat vielspaltige, am Grunde des Blattstiels nicht geöhrte Blätter und kleine, gelbliche Blüten in blattwinkelständigen Trauben.
Die Blätter und blühenden Stengelspitzen (Abrandkraut, Hartkraut) haben
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einen gewürzhaften, zitronenartigen Geruch und schwach bitterlichen Geschmack, enthalten ätherisches Öl, Bitterstoff, auch
Gerbstoff und werden wie Absinth, jedoch seltener, angewandt. Artemisia vulgarisL. (gemeiner Beifuß, Mutterkraut), krautartig, 90-120
cm hoch, hat einen aufrechten, rispigen, oft braunroten Stengel
[* 7] und eiförmige oder längliche, fast sitzende, schmutzig gelbe
bis braunrötliche, filzige Blütenköpfchen, ist gemein an Wegen und Hecken, ein Küchengewürz für
Gänse- und Entenbraten.
Die süßlich-scharf schmeckende Wurzel
[* 8] ist offizinell und wird gegen Epilepsie, besonders bei Frauen, benutzt. Artemisia ponticaL.
(Artemisia afraJacq., römischer Beifuß), mit aufrechtem, oberwärts rispigem, fast rutenförmigem Stengel und grauen, etwas kugeligen,
nickenden Blüten, wächst in Südeuropa, auch im südlichen und mittlern Deutschland
[* 9] und wird als Zierpflanze
kultiviert. Artemisia AbsinthiumL. (Wermut) hat einen aufrechten, 60-120 cm hohen, sehr ästigen Stengel, graue, dreifach fiederspaltige
Wurzelblätter und doppelt und einfach fiederspaltige Stengelblätter mit lanzettlichen, stumpfen Zipfeln und öhrchenlosen
Blattstielen und fast kugelige, nickende, gelbe Blüten, findet sich von Nordafrika durch fast ganz Europa
und Nordasien, besonders in Gebirgsländern.
Die ganze Pflanze riecht eigentümlich gewürzig und schmeckt aromatisch, stark bitter. Das offizinelle Kraut enthält ätherisches
Öl, Bitterstoff (Wermutbitter, Absinthiin) und wird als Stomachikum, besonders bei schwacher Verdauung, auch zu bitterm Likör
(Absinth) und zum Denaturieren von Salz
[* 10] angewandt. Artemisia Mutellina, glacialis, rupestris, spicata, in den Alpen,
[* 11] sind unter dem NamenGenippikräuter als Arzneimittel beim Volk sehr beliebt und werden auch zur Bereitung des Absinths benutzt.
Die Varietät α Stechmanniana der Artemisia maritimaL. (Artemisia paucifloraWeb., Artemisia cina Berg), ein Halbstrauch mit 30-50 cm hohen, kahlen
Stengeln, welche eine aus vielen dünnen Zweigen zusammengesetzte Rispe tragen, in welcher die vielen Köpfchen
eine lockere Ähre bilden; die Grundblätter sind zur Zeit der Blüte
[* 12] abgestorben, die Stengelblätter länglich, doppelt fiederschnittig,
fast kahl. Die länglichen, grau- oder gelblichbraunen, unentfalteten Blütenköpfchen dieser in der Kirgisensteppe heimischen
Pflanze bilden den Zitwersamen (Semen Cinae).
Dieser riecht kräftig aromatisch, schmeckt widerlich bitter und enthält Harz, Zucker,
[* 13] 1-3 Proz. ätherisches
Öl und 1,5-2 Proz. Santonin. Er wird in großen Mengen gesammelt und über Nishnij Nowgorod in den Handel gebracht. Man benutzt
ihn als kräftiges wurmwidriges Mittel und zur Darstellung von Santonin. Artemisia DracunculusL. (Dragunbeifuß, Estragon), mit
krautigem, aufrechtem Stengel, grünen, kahlen, lineal-lanzettlichen, ungeteilten Blättern und fast kugeligen, nickenden
Blüten in Rispen, in Südeuropa, Sibirien und der Tatarei einheimisch, wird in Deutschland seit alter Zeit als treffliche Gewürzpflanze
kultiviert. Die blühenden Stengelspitzen riechen stark, aber angenehm gewürzhaft und schmecken ähnlich bitterlich, etwas
beißend. Sie dienen als Zusatz zu Suppen, Salat, eingemachten Gurken etc. sowie zur Bereitung des wohlschmeckenden
Estragonessigs und Estragonsenfs. Einige Arten, wie Artemisia argenteaAit. mit silberweißen und Artemisia StellerianaBess. mit weißgrauen
Blättern, werden zu Blattpflanzengruppen und
Teppichbeeten benutzt.
Artemisia chamaemelifoliaVill., aus Südeuropa, findet sich
des Wohlgeruchs ihrer Blätter halber namentlich in Bauerngärten. Aus den feinen, baumwollähnlichen Fasern
von Artemisia chinensisL. und ArtemisiaMoxaBess. werden die Brenncylinder (Moxen) hergestellt.