Behaim
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Litteratur — Deutsche Literatur — Altdeutsche Dichtung bis 1500
Behaim,
Behaim,
Martin, Kosmograph, stammte aus einer
Nürnberger Patricierfamilie, die, seit Mitte des 13. Jahrh. in der Reichsstadt
ansässig, noch jetzt als freiherrliche (Behaim
von
Schwarzbach) dort blüht. Behaim
wurde um 1459 geboren,
war zwischen 1471 und 1475 ein
Schüler des
Regiomontanus und machte dessen sorgfältig gearbeitete Astrolabien von
Messing
und Ephemeriden in
Portugal
[* 2] bekannt. Er
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ging, anfangs Kaufmann, des Tuchhandels wegen nach den Niederlanden. Von 1480 bis 1484 hielt er sich in den Niederlanden und
in Portugal auf und lernte wahrscheinlich Columbus kennen. Von 1484 bis 1486 begleitete er den portug.
Seefahrer Diogo Cão auf einer Entdeckungsreise entlang der Westküste Afrikas und gelangte bis nahe an
das Kap der Guten Hoffnung. Nach Rückkehr von dieser Fahrt, die 19 Monate gedauert hatte, ward er vom Könige selbst zum Ritter
des Christusordens geschlagen. Behaim
ging 1486 nach Fayal, einer der Azorischen Inseln, wo eine vläm. Kolonie bestand, deren Statthalter,
Jobst von Hurter, B.s Schwiegervater wurde.
Erst 1490 verließ er Fayal, besuchte in Erbschaftsangelegenheiten Nürnberg [* 4] noch einmal, verweilte hier 1491‒93 und fertigte einen großen Globus, der, mit handschriftlichen Bemerkungen versehen, noch jetzt im Besitze der Familie sich befindet, der älteste erhaltene Globus ist und ein volles Weltbild in Kugelgestalt zeigt. Aus den letzten Lebensjahren B.s weiß man nur, daß er auf einer Gesandtschaftsreise nach Flandern von engl. Seeräubern gefangen genommen und eine Zeit lang festgehalten wurde. Er starb zu Lissabon [* 5] Die Verdienste B.s um die Entdeckungen seiner Zeit und um die Fortschritte der Nautik und Geographie bleiben immer noch groß, auch wenn man nach den neuesten Untersuchungen zugiebt, daß weder Columbus noch Magalhães erst auf B.s Mitteilungen ihre großen Entdeckungen gemacht haben. In Nürnberg wurde ihm 1890 ein Denkmal gesetzt. –
Vgl. A. von Humboldts Kritische Untersuchungen u. s. w. (deutsch von Ideler, Bd. 1, Berl. 1836);
Ghillany, Geschichte des Seefahrers Ritter Martin Behaim
(Nürnb.
1853);
A. Reichenbach,
[* 6] Martin Behaim
(Wurzen
[* 7] 1889);
S. Günther, Martin (in der «Bayer. Bibliothek», 13. Bd., Bamb. 1890).
Behaim,
Michael, fahrender Meistersänger, seines Zeichens Weber, geb. 1416 zu Sülzbach in Württemberg,
[* 8] führte nach
dem Tode Konrads von Weinsberg, seines Gönners, ein elendes Wanderleben an verschiedenen Fürstenhöfen, das ihn bis nach Ungarn
[* 9] und Norwegen
[* 10] führte, bis er am Hofe Friedrichs von der Pfalz eine Stätte fand. Hier verfaßte er, in Anlehnung an eine Prosaschrift
des Kaplans Matthias von Kemnat, eine gereimte «Chronik des Pfalzgrafen Friedrich Ⅰ.», eine Lobschrift voll niedriger Schmeichelei
(hg. von K. Hofmann in «Quellen und Erörterungen zur bayr. und deutschen Geschichte»,
Bd. 3, Münch. 1857). Behaim
wurde 1474 als Schultheiß (seit 1472) seines Geburtsorts erschlagen. Sein «Buch von den Wienern» (hg.
von Karajan, Wien
[* 11] 1843; von Bobertag, in «Erzählende Dichtungen des spätern Mittelalters », Stuttg. 1887) erzählt die selbsterlebte
Belagerung des Kaisers in der Wiener Burg (1462) roh und langweilig, wie Behaim
denn den tiefsten Verfall der
dichterischen Kunst darstellt. Er verfaßte ferner viele kleine geschichtliche Gedichte, die besonders den Türken und Ungarn
galten (hg. von Karajan, «Quellen und Forschungen zur Geschichte der vaterländischen Litteratur», Bd.
1, Wien 1848), sog. Buhllieder und geistliche Gesänge in Strophenform.
Behaim,
Maler, s. Beham. ^[= Barthel, Maler und Kupferstecher, geb. 1502 zu Nürnberg, ahmte den Stil Dürers und ...]