Titel
Befestigung
(Fortifikation), die Anlage von Verteidigungseinrichtungen und Bauten für den Truppengebrauch im Krieg. Man unterscheidet dabei die schnelle Herstellung flüchtiger Anlagen, die passagere oder Feldbefestigung [* 2] (s. d.);
den
Bau von Befestigungen
für lange Dauer und mit allen
Mitteln der
Kunst, permanente oder stehende Befestigung
(s.
Festung);
[* 3]
die Herstellung von
Anlagen, die für längere Dauer bestimmt sind, aber in kurzer Zeit und deshalb mit ähnlichen
Mitteln
wie
Feldbefestigungen hergestellt werden müssen (provisorische Befestigungen
);
den Bau von Wegen und Brücken [* 4] (s. Feldbrücken) [* 5] sowie die Zerstörung von Eisenbahnen, Brücken und Wegen nebst der Wiederherstellung solcher zerstörter Verbindungslinien.
Die
Kunst, welche die Ausführung aller dieser
Arbeiten am richtigen
Ort und mit den besten
Mitteln lehrt,
heißt die Befestigun
gskunst. Die provisorischen Befestigungen
stehen zwischen den permanenten
(Festungen) und den
Feldbefestigungen
und dienen in der
Regel als
Ersatz permanenter Befestigungen.
S.
Festung.
[Prähistorische Befestigung
swerke.]
Feste Plätze, zu denen schwer zugängliche, verteidigungsfähige Zufluchtsorte und Wohnstätten jeder Art zu rechnen sind, kennt man aus allen Zeiten von der neolithischen Periode bis in die frühslawische Zeit hinein. Sie werden am besten eingeteilt in Wallanlagen (Verschanzungen), Gehege (Gepäck, Baumschanzen) und Gräben.
1) Wallanlagen (Verschanzungen) kommen vor mit einfachen, zwei- und mehrfachen Verwallungen (Doppelwälle, Doppelschanzen) und zwar bei allen drei unten näher beschriebenen Arten. Das Material der Schanzen besteht aus Erde oder Steinen oder aus diesen beiden Materialien zugleich und zeigt zuweilen infolge starker Brandeinwirkung stellenweise Verschlackung (Brandwälle), oder der ganze Wall ist mehr oder weniger durch Verschlackung in eine zusammenhängende Masse verwandelt (Schlackenwälle, verglaste Wälle, verglaste Burgen, Glasburgen).
Letztere sind bekannt aus Böhmen [* 6] und Schottland. Der Form nach teilt man die Verschanzungen ein in: a) Rundwälle oder Ringwälle. Die in den Ebenen vorkommenden Rundwälle liegen meist in Sümpfen und Mooren und sind zuweilen auf Pfahlrosten errichtet. Die Ringwälle sind kreisförmig, oval oder, dem Terrain sich anschmiegend, zuweilen etwas unregelmäßig gestaltet und hegen in bergigen Gegenden oft den Gipfel eines isolierten Bergkegels ein (Steinringe, Hünenringe).
Zuweilen sind noch Außenwerke, Vorburgen, ebenfalls durch Schanzen eingeschlossen, mit dem eigentlichen Verteidigungswerk in Verbindung. b) Burgwälle, Wallburgen, bestehen aus Wällen, welche bogenförmig oder nahezu geradlinig quer über einen vorspringenden Bergrücken gelegt sind und denselben von dem hinterliegenden Terrain abschneiden. Es finden sich auch hier Außenwerke und Vorburgen. Obige beide Arten stehen zuweilen, wenn sie an See- oder Flußufern liegen, mit Pfahlbauten [* 7] in Verbindung. ¶
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Sie werden vom Volk nicht weiter unterschieden, sondern mit denselben Benennungen bezeichnet und zwar als Räuber-, Römer-,
Hunnen-, Hünen-, Heiden-, Hussiten-, Schweden- und Moskowiterschanzen, Bauern-, Hünenburgen, Burgstall, Borchelt, Wallberg, Wall,
Steinburg, Hünenburg, alte Burg, alter Wall, Hünenwall, alte Schanze, alte Warte, Wartberg, Wachtberg, Hutberg. Sehr häufig ist
in gebirgigem Terrain eine etwa vorhandene, günstig gelegene Quelle
[* 9] mit in die Befestigung
swerke hineingezogen.
Ob die sogen. Lauschhügel (Lugehügel, Wachthügel) hierher zu rechnen sind, ob dieselben Reste von Ansiedelungen, Opferstätten
oder gar Grabhügel sind, bedarf jedesmal genauerer Feststellung durch eingehende Untersuchung. c) Langwälle erstrecken sich
meist geradlinig, oft in weiter Ausdehnung,
[* 10] und sind ebenfalls einfach und doppelt (Parallelwälle). Sie
sind bekannt unter folgenden Namen: Landwehr (dabei ist sorgfältig zu untersuchen, ob ein solcher Wall nicht mittelalterlichen
Ursprungs ist) oder Pfahlgraben, Pfahl, Schweinsgraben, Teufelsgraben. Letzteres sind die Bezeichnungen für den Grenzwall, der
ehemals römisches Gebiet gegen die frei gebliebenen germanischen Länder abschloß.
2) Gehege, Gebücke, Baumschanzen. Lebende Hecken, vielfach mittelalterlichen, oft noch spätern Datums, durch Verflechtung der Zweige niedrig gehaltener Baumstämme hergestellt.
3) Gräben kommen am häufigsten in Verbindung mit Schanzen vor und sind dann meistens nur infolge der Aushebung des Bodens zur
Gewinnung des zu den Schanzen erforderlichen Materials (Erdmasse, Gerölle, Felsentrümmer) entstanden,
oder sie schneiden, ohne danebenliegende Schanzen, vorspringende Berge oder Landzungen von dem dahinterliegenden Terrain ab,
bilden also den Wallburgen ähnliche Befestigung
sanlagen. Aber sie kommen auch als selbständige Werke vor unter den Namen
Landgraben, Landwehrgraben, mögen in dieser Form jedoch wohl meist mittelalterlichen Ursprungs sein. Die sogen.
Pfahlgräben, Schweinsgräben, Teufelsgraben, meist Bezeichnungen für den alten römischen Grenzwall,
sind selten ohne dazu gehörige Verwallung. Ob die Bezeichnung schwarzer Graben stellenweise auf alte Anlagen schließen läßt,
bedarf in dem betreffenden Fall der Untersuchung.