Beerweine
,
die durch Gärung reifer Beerenfrüchte (der Heidelbeeren, Johannisbeeren und Stachelbeeren, Himbeeren, Preißelbeeren, Brombeeren sowie der Erdbeeren) erzeugten weinartigen Getränke. Zu ihrer Darstellung verwendet man nur vollkommen reife Beerenfrüchte; von überreifen oder zum Teil faulen Früchten erhält der Wein meist einen Beigeschmack und wird trübe. Die Beeren werden möglichst bald nach der Ernte [* 2] ausgepreßt, und dem Safte je nach dem Säuregrade, der mit Ausnahme der Brombeere gewöhnlich zu hoch ist, eine entsprechende Menge Wasser und Zucker [* 3] hinzugesetzt.
Häufig giebt man vor der Gärung auf den Hektoliter einige Pfund zerstampfte Rosinen oder Cibeben zu, um den Geschmack zu verbessern. Bei der Gärung, die am besten bei 18-20° C verläuft, hält man zur Verhinderung der Essigbildung die Luft sorgfältig von der Oberfläche ab, indem man die zu neun Zehntel gefüllten Fässer verspundet und in den Spund ein Glasrohr einsetzt, dessen nach abwärts gebogenes Ende in ein Gefäß [* 4] mit Wasser mündet. Nach Beendigung der Gärung (nach ungefähr 4-6 Wochen) beginnt der Wein klar zu werden und wird nun in ein gut gereinigtes, schwach geschwefeltes Faß [* 5] abgefüllt und mindestens ein Jahr gelagert.
Zur
Darstellung von
Beerensekt
(Beerchampagner) setzt man dem vergorenen klaren
Wein vor dem Einfüllen in Flaschen 16 g Zucker
auf das
Liter und eine
Spur
Hefe
[* 6] zu und behandelt ihn ähnlich wie echten Champagner. Mitunter wird auch der fertige
Wein nur
mit
Kohlensäure imprägniert. Sorgfältig bereitete Beerweine
gewinnen bei längerm Lager
[* 7] erheblich an Feinheit und
Würze und werden echten Traubenweinen sehr ähnlich; so nehmen z. B. starke Johannisbeer-
und
Stachelbeerweine mit der Zeit fast den Charakter von Südweinen (Portwein, Sherry
u. dgl.) an. Die Fabrikation der hat
in den letzten 10 Jahren in
Deutschland
[* 8] einen großen Aufschwung genommen.
Hauptsächlich ist es der Heidelbeerwein (Beerwein oder Rotbeerwein im engern Sinne), dessen Fabrikation auf Anregung des Pfarrers Frank im Spessart zuerst im großen Maßstabe von der Firma J. ^[oder I.; nicht eruierbar] Fromm in Frankfurt [* 9] a. M. betrieben wurde und jetzt auch in Sachsen [* 10] (speciell in Dresden) [* 11] und Thüringen aufgenommen ist (jährliche Produktionsmenge annähernd 300000 l). Infolge seines Gehalts an Gerbsäure findet derselbe, wo Billigkeit geboten ist, wie in Lazaretten, als verdauungsstärkend Verwendung. (Vgl. Barth, Die Obstweinbereitung mit besonderer Berücksichtigung der Beerenobstweine, Stuttg. 1887.) - Beerwein ist auch eine Art der Traubenweine (s. Weinlese).