Titel
Beer
,
Berlin

* 2
Berlin. 1)
Wilhelm, Selenograph,
Bruder des
Komponisten
Meyerbeer
(Jakob Beer
), geb. zu
Berlin,
[* 2] kämpfte 1813-15 in den
Reihen der
Freiwilligen und widmete sich dann dem Handelsstand, um die Leitung der bedeutenden
Fabrik- und
sonstigen
Geschäfte seines
Vaters zu übernehmen. Mit den
Elementen der höhern
Mathematik und
Astronomie
[* 3] vertraut, legte er
sich auf seiner
Villa im
Tiergarten eine kleine
Sternwarte
[* 4] an und beobachtete mit
Mädler den
Mars
[* 5] in seinen
Oppositionen.
Als
Resultat derselben erschienen
»Physische
Beobachtungen des
Mars in der
Erdnähe« (Berl. 1830). Wichtiger und umfangreicher
waren die wiederum mit
Mädler angestellten
Aufnahmen der Mondoberfläche, welche die erste vollständige und genaue Generalkarte
des sichtbaren Teils der Mondscheibe lieferten. Sie erschien unter dem
Titel: »Mappa selenographica« (Berl.
1834-36, 4
Blätter) und ward von der französischen
Akademie mit dem Lalandeschen
Preis gekrönt.
Später erschienen von und
Mädler noch einzelne Abhandlungen über verschiedene
Körper des
Sonnensystems und »Der
Mond
[* 6] nach seinen kosmischen und individuellen
Verhältnissen, oder allgemeine vergleichende
Selenographie« (Berl. 1837, 2 Bde.
mit
Karte). Beer
starb in
Berlin.
Bonn

* 7
Bonn.2) Michael, dramat. Dichter, Bruder des vorigen, geb. zu Berlin, betrieb auf der Universität daselbst und zu Bonn [* 7] philologische und historische sowie philosophische und naturwissenschaftliche Studien und wurde im Verkehr mit Gelehrten und Künstlern frühzeitig zu dichterischen Versuchen angeregt. Schon als 19jähriger Jüngling trat er mit seiner Tragödie »Klytämnestra« hervor, welche auf dem Berliner [* 8] Hoftheater zur Aufführung kam. Ihr folgte das Trauerspiel »Die Bräute von Aragonien«, worin er jedoch in eine übertriebene Romantik verfiel.
Beerberg - Beerseba

* 14
Seite 2.603.
Wirklich poetischen Wert hat erst sein
»Paria«, ein einaktiges
Trauerspiel (Leipz. 1823), weil nicht nur
seine
Sprache
[* 9] schwungvoll und kernhaft, sondern seine
Idee groß und bedeutend ist: es ist die ideal gehaltene Tragik des Proletariats,
dessen
Darstellung schon durch die Verlegung in weite
Ferne gleichsam verklärt wird. Beers
glückliche äußere Verhältnisse
waren der
Entwickelung seines Dichtertalents höchst günstig; er besuchte
Italien
[* 10] und
Frankreich und nahm
dann seinen Aufenthalt abwechselnd in
München,
[* 11]
Bonn,
Düsseldorf
[* 12] und
Paris;
[* 13] nur zuweilen und auf kurze Zeit kehrte er in seine
Vaterstadt zurück. Auf seiner dritten
¶
mehr
italienischen Reise 1826 dichtete er die »Elegien aus Genua«, [* 15] die ausgezeichnetsten unter seinen lyrischen Poesien. Das Jahr 1827 verlebte er größtenteils in München, wo er seine Tragödie »Struensee« (Stuttg. 1827; neue Ausg., Leipz. 1871), seine formell vollendetste dramatische Arbeit, verfaßte, zu der sein Bruder Jakob (der bekannte Komponist Meyerbeer) eine vorzügliche Musik schrieb. Die Tragödie steht in der Mitte zwischen den Iambentrauerspielen der 20er Jahre und den spätern charakteristisch-realistischen dramatischen Anläufen, enthält auch einzelne große Momente und Züge, vermag aber für den Helden nicht zu gewinnen.
Beers
letzte Tragödie: »Schwert und Hand«
[* 16] (1831),
ist in Bezug auf Charakterzeichnung und dramatisches
Interesse weit schwächer und fand so wenig Beifall wie sein Lustspiel »Nenner und Zähler«. Beer
starb in München.
Seine »Sämtlichen Werke« gab Eduard v. Schenk mit einer Biographie heraus (Leipz. 1835). Von dem bescheiden-liebenswürdigen
Wesen des Dichters zeugt sein »Briefwechsel mit Immermann und Schenk« (hrsg. von letzterm, Leipz.
1837).
Böhmen, Mähren und Öst

* 17
Mähren. 3) Adolf, österreich. Geschichtschreiber, geb. zu
Proßnitz in Mähren,
[* 17] studierte 1849-51 zu Berlin, dann zu Heidelberg,
[* 18] Prag
[* 19] und Wien,
[* 20] war 1853-57 Gymnasiallehrer in Czernowitz,
[* 21] Wien und Prag, 1857 Professor der österreichischen Geschichte an der Rechtsakademie zu Großwardein,
[* 22] 1858-68 Professor an der
Handelsakademie zu Wien und ist seit 1868 ordentlicher Professor an der technischen Hochschule in Wien. Bei
den organisatorischen Arbeiten im Unterrichtsrat, bei dem Volksschulgesetz vom Jahr 1869, der Reorganisation der Realschulen
beteiligt, trat Beer
als Hofrat unter Hasner und Stremayr ins Unterrichtsministerium, legte diese Stelle aber nach dem Sturz des
Bürgerministeriums 1870 nieder und ließ sich 1873 zum Mitglied des Abgeordnetenhauses des Reichsrats
wählen, in dem er der Verfassungspartei angehört.
Seit Mai 1873 ist Beer korrespondierendes Mitglied der Wiener, seit 1871 auswärtiges Mitglied der Leidener [* 23] Akademie. Ausgebreitete Reisen durch die Hauptländer Europas dienten historischen Studien und der Kenntnisnahme des Unterrichtswesens. Als Geschichtschreiber hat sich Beer namentlich um die Zeit Maria Theresias und Josephs II. verdient gemacht. Außer mehreren Abhandlungen in dem »Archiv für österreichische Geschichte« und in Sybels »Historischer Zeitschrift« veröffentlichte Beer: »Geschichte des Welthandels« (Wien 1860-84, 3 Abtlgn. in 4 Bdn.);
»Die Fortschritte des Unterrichtswesens in den Kulturstaaten Europas« (mit Hochegger, das. 1867-68, 2 Bde.);
»Aufzeichnungen des Grafen W. Bentinck über Maria Theresia« (das. 1871);
»Die erste Teilung Polens« (das. 1873, 3 Bde.);
»Joseph II., Leopold II. und Kaunitz; ihre Briefwechsel etc.« (das. 1873);
»Friedrich II. und van Swieten« (Leipz. 1873);
»Leopold II., Franz II. und Katharina von Rußland. Ihre Korrespondenz etc.« (das. 1873);
»Die Finanzen Österreichs im 19. Jahrhundert« (Prag 1877);
»Zehn Jahre österreichischer Politik 1801-1810« (Leipz. 1877);
»Der Staatshaushalt Österreich-Ungarns seit 1868« (Prag 1881);
»Die orientalische Politik Österreichs seit 1774« (das. 1883).
Trier (Bistum) - Trier

* 24
Trier.4) August, Mathematiker und Physiker, geb. zu Trier, [* 24] studierte in Bonn, habilitierte sich 1850, wurde 1855 außerordentlicher und 1857 ordentlicher Professor der Mathematik in Bonn und starb Beers Hauptthätigkeit war der Theorie des Lichts gewidmet, welche er in seinem damals epochemachenden Werk »Einleitung in die höhere Optik« (Braunschw. 1853; 2. Aufl., bearbeitet von V. v. Lang, 1882) im Zusammenhang darlegte. Er schrieb noch: »Einleitung in die Elektrostatik, die Lehre [* 25] vom Magnetismus [* 26] und der Elektrodynamik« [* 27] (Braunschw. 1865);
»Einleitung in die mathematische Theorie der Elastizität und Kapillarität« (Leipz. 1869).