Titel
Becker
,
1) Alexander, Kupferstecher, auch in geschabter Manier, geb. zu Berlin, kam 1845 auf die dortige Akademie und erregte durch sein bedeutendes Zeichentalent allgemeine Aufmerksamkeit;
er wollte anfangs Maler werden, wandte sich aber auf Anraten Habelmanns und Feckerts ganz dem Kupferstich zu.
Seine Hauptblätter sind: auf der Bleiche, nach Otto Weber;
der Besuch, nach Karl Becker:
beide Mezzotinto;
die letzten Augenblicke Julius Cäsars, nach Karl v. Piloty, und (1874) der Toast auf die Braut, nach Vautier.
2) August, Landschaftsmaler, geb. ¶
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1822 zu Darmstadt, empfing hier von dem Maler Schilbach den ersten gründlichen Unterricht und bildete sich dann auf der Akademie in Düsseldorf aus, wo sein Talent zur Darstellung der Gebirgswelt und der großartigen Natur vielfache Anregung fand. Um es weiter auszubilden, bereiste er schon 1844 die Hochgebirge in Norwegen, in der Schweiz und Tirol, ging später in die schottischen Hochlande und wurde mehrmals an den Hof der Königin Victoria nach Balmoral berufen, um die Prinzessinnen in der Landschaftsmalerei zu unterrichten und dortige Gebirgspartien zu malen.
Seine zahlreichen Bilder, meist von bedeutenden Dimensionen, sind von großartiger Auffassung und sorgfältiger Ausführung, ohne Haschen nach der damals in Düsseldorf herrschenden Schönmalerei. Er begann mit Norwegen und brachte von dort: ein Alpenglühen, die Hurongen bei Mitternachtssonne (beide 1846), norwegische Hochebene (1861), dann ebenso wirkungsvolle Bilder aus den Schweizer und Tiroler Alpen, z. B.: der zweimal gemalte Abend im Berner Oberland (1860 und 1867), Abend im bayrischen Hochland (1862), der Eiger in der Schweiz, das Kaisergebirge im nördlichen Tirol (1864), der Königssee im Sturm (1872), der Wallensee in der Schweiz, Überschwemmung am Niederrhein (mit Staffage von Knackfuß, 1874), der Dachstein u. a.
3) Georges, franz. Historienmaler, geboren um 1845 zu Paris, Schüler von Gérôme, stellte zuerst 1868 ein bedeutendes Bild: in den Katakomben, aus, dem dann einige andre, z. B.: Orestes und die Furien (1870), die Witwe des Märtyrers (1872), folgten;
seinen eigentlichen Ruf aber begründete er 1875 durch die großartig aufgefaßte, trefflich modellierte und in meisterhaftem Kolorit ausgeführte Rizpa, welche die Leichen ihrer Söhne gegen die Raubvögel schützt (nach 2. Sam. 21, 10);.
später noch ein heil. Joseph als Beschützer der Kindheit (1877, Kirche St. Louis d'Antin in Paris).
4) Karl Ludwig Friedrich, Genre- und Historienmaler, geb. zu Berlin, war dort zuerst Schüler von Aug. v. Klöber, ging 1843 auf die Akademie zu München, wo er sich unter Heinr. Heß in der Freskomalerei ausbildete, und später zurück in seine Vaterstadt, wo er sich bei den Fresken von Cornelius in der Vorhalle des Alten Museums beteiligte. Nachdem er sich dann auf Kosten der Berliner Akademie ein Jahr in Paris aufgehalten, um gleich vielen andern deutschen Malern den Franzosen die Geheimnisse ihrer glänzenden koloristischen Technik abzusehen, lebte er drei Jahre in Italien und vorzugsweise in Rom, während er auf seinen spätern Reisen sich öfter (zuerst 1853) in Venedig aufhielt, weil er sich von den venetianischen Koloristen des 16. Jahrh., namentlich von Paolo Veronese, am meisten angezogen fühlte.
Weder sein erstes Bild: Belisar als Bettler (1850), noch Christus auf dem See Genezareth hatten Erfolg, auch in den Wandmalereien im Niobidensaal des Neuen Museums in Berlin zeigte er sich nur in der Modellierung stark;
erst die kleinern Genrebilder: Kapuzinerpredigt, der Geiger im Hof und noch mehr die Kartenlegerin offenbarten sein wahres Talent, das sich namentlich durch jenen Aufenthalt in Oberitalien entwickelte.
Nach dem Schmuckhändler beim Senator (1855), der seinen
Ruf in diesem Fach begründete, folgte eine Reihe von venetianischen Genrebildern, die keine dramatisch bewegten Scenen enthalten
und höchstens die Einfädelung einer Intrigue blicken lassen, aber mit farbenglühendem Zauber auf die
Leinwand gebracht sind und auf das Kostüm einen oft zu großen Nachdruck legen, was dem Künstler auch den Beinamen «Kostüm-Becker»
zugezogen hat. Solche venetianische Bilder sind: der Besuch Sebastiano del Piombos bei Tizian (1861), die Sitzung des Dogen
im Geheimen Rat (1864),
der Bravo, der sehr populär gewordene Karneval in Venedig, die Rückkehr vom Karneval, venetianische Balkonscene, Gnadengesuch beim Dogen, Karl V. bei Tizian, Dürer in Venedig (1872) und eine Scene aus Shakespeares «Was ihr wollt» (1874). Aus Venedig griff er auch in die deutsche Renaissancezeit hinüber und brachte hierin z. B. als eins seiner besten Bilder Karls V. Besuch bei Fugger (Nationalgallerie in ¶
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Berlin), ferner die Testamentsverhandlung und die weniger gelungenen: Ulrich von Huttens Dichterkrönung und Kaiser Maximilian empfängt in Verona eine venetianische Gesandtschaft. Von den venetianischer Bildern nicht wesentlich verschieden, zeigen sie im Grunde dieselben Typen, weil es dem Kostümmaler an eigentlicher seelischer Auffassung fehlt. In derselben Weise behandelt er auch anmutige Scenen aus der Rokokozeit; auch hier bleibt das glänzende Machwerk ohne tiefere Charakteristik der Gestalten. Eins seiner besten Bilder war der 1880 ausgestellte Othello, der seine Abenteuer der Desdemona und ihrem Vater Brabantio erzählt. Er ist Mitglied der Akademie in Berlin und Professor an derselben.
5) Karl, Kupferstecher, geb. zu Berlin, Bruder von B. 1), war anfangs Schüler von Franz Schubert, kam 1844 auf die Akademie, wurde in Buchhorns Atelier aufgenommen, und als dieser sein Atelier an Mandel übergab, wurde er dessen Schüler. Er arbeitet, wie sein Bruder, in Linienstich und in Mezzotinto. Seine Hauptblätter sind: Ecce homo, nach Teschner;
die beiden Marien am Grab Christi, nach Anna Schleh;
die Taubenverkäuferin, nach J. ^[Julius] Röder (die beiden letztern Mezzotinto);
Italien, nach W. v. Kaulbach (Kartonstich), und Selbstporträte nach Franz Mieris und Andrea del Sarto.
6) Peter, Landschafts- und Architekturmaler, geb. zu Frankfurt a. M.,
hatte als Sohn unbemittelter Eltern große Schwierigkeiten, bis es ihm bei seinem Zeichentalent gelang,
wenigstens in den Elementarunterricht des Städelschen Instituts zu treten. Doch bald rückte er weiter und bildete sich
1844-50 unter Jakob Becker
und Hessemer. Später bereiste er vorzugsweise die Ufer des Rheins und seiner Nebenflüsse und
nahm dorther die Motive seiner fein gefühlten, trefflich ausgeführten, aber selten ausgestellten Landschaften
in Öl wie in Aquarell. Eine Zeitlang beschäftigte er sich viel mit der Zeichnung der Ornamente in den Kartons für Glasfenster.
Für die Verlagshandlung von May zeichnete er ein Rheinalbum, für König Friedrich Wilhelm
IV. ein Album von der
Saar (Lithographien) und für Prestel in Frankfurt 30 große Kartons: Bilder aus dem alten Frankfurt.
7) Ernst Albert (gewöhnlich «Q. B."),
Genre- und Tiermaler, geb. zu Berlin, bildete sich auf der dortigen Akademie
und speciell unter Aug. v. Klöber aus, der ihn viele Jahre hindurch bei der
Ausführung seiner Fresken hinzuzog. In den 60er Jahren studierte er längere Zeit in Paris und widmete sich dort, der französischen
Technik huldigend, vorzugsweise der Malerei der Haustiere, und weil er damals gern Kühe malte, gaben ihm seine Kunstgenossen
den Namen «Kuh-Becker»
, welchen er selbst dadurch fixierte, daß er auf
seine Bilder das Monogramm «Q. Becker»
setzte. Dergleichen oft den französischen Dörfern
entlehnte Tierstücke, Bauernhöfe mit menschlicher Staffage, selten mit Landschaft verbunden, brachte er seit seiner Rückkehr
nach Berlin auf viele Ausstellungen, z. B.: das Blindekuhspiel, Dorfscene, Hühner bei der
Morgentoilette, ungebetene Gäste, vor dem Pfarrhaus, die Rast am Forsthaus etc.