Titel
Beck
,
1) Christian Daniel, berühmter Gelehrter, geb. zu Leipzig, [* 2] studierte daselbst, habilitierte sich 1779 als Privatdozent, wurde 1782 außerordentlicher, 1785 ordentlicher Professor der griechischen und lateinischen Litteratur, trat 1819 dieses Amt an Spohn ab, um die Professur der Geschichte zu übernehmen, kehrte jedoch nach dessen Tod 1825 wieder zu demselben zurück und starb In täglich 4-5 Stunden las er nach einem vierjährigen Turnus über sämtliche Bücher des Neuen Testaments, Dogmatik, Dogmen- u. Kirchengeschichte, eine große Anzahl griechischer und lateinischer Schriftsteller, Antiquitäten etc. Im Herbst 1784 begründete er die Philologische Gesellschaft, die 1809 zum philologischen Seminar wurde.
Dabei war er 8mal Vizekanzler, 17mal Dekan, 12mal Rektor der Universität u. a. Kritik und Grammatik traten bei ihm, im Gegensatz zu G. Hermann, hinter historischem Wissen zurück; Philologie ist bei ihm noch Polyhistorie. Von seinen mehr als 200 Schriften nennen wir die Ausgabe des Aristophanes (mit Invernizzi und W. Dindorf, Leipz. 1794-1834, 13 Bde.) und des Pindar mit den Scholien (das. 1810, 2 Bde.), ferner als Grundlage seiner Vorlesungen: »Anleitung zur Kenntnis der allgemeinen Welt- und Völkergeschichte« (das. 1787-1807, 4 Bde.; Bd. 1, 2. Aufl. 1813);
»Commentarii historici decretorum religionis christianae et formulae Lutheranae« (das. 1801).
Auch gab er die »Commentarii societatis philologicae« (Leipz. 1801 bis 1804, 4 Bde.) und die »Acta seminarii philologici« (das. 1811-13, 2 Bde.) heraus. Von Adelung übernahm er 1781 das »Verzeichnis neuer Bücher« und redigierte seit 1789 die »Neuen gelehrten Leipziger Anzeigen«, die später zur »Leipziger Litteraturzeitung« und 1819 zum »Allgemeinen Repertorium der neuesten in- und ausländischen Litteratur« umgestaltet wurden.
Vgl.
Nobbe,
»Vita
Chr. D. Beckii«
(Leipz. 1837).
2)
Heinrich,
Schauspieler und
Dramatiker, geb. 1760 zu Gotha,
[* 3] begann zugleich mit
Iffland und
Beil seine theatralische Laufbahn
an der Hofbühne daselbst und ging nach
Auflösung derselben (1779) mit dem besten Teil des Theaterpersonals
nach
Mannheim,
[* 4] wo damals unter
Dalbergs Leitung das
Theater
[* 5] eine hohe
Stellung einnahm und Beck
bei den ersten Ausführungen der
»Räuber« (Kosinsky) und des
»Fiesco« (Bourgognino) mitwirkte. 1799 berief ihn der
Kurfürst von
Bayern
[* 6] als
Regisseur nach
München,
[* 7] von wo er 1801 als Theaterdirektor nach
Mannheim zurückkehrte und im Mai 1803 daselbst starb. Beck
vereinigte
mit musterhaftem
Spiel eine gute
Stimme und bewegte sich mit gleicher Gewandtheit im Lust- und
Trauerspiel wie im
Singspiel.
Unter seinen
Stücken fanden die
Lustspiele: »Die
Schachmaschine« (Berl. 1798),
»Die Quälgeister« (Frankf. 1802) und »Das Kamäleon« (das. 1803) den meisten Beifall. Sein »Theater« erschien Frankfurt [* 8] 1802 f., 3 Bde. -
Becks
erste
Gattin,
Karoline, geborne
Ziegler, ebenfalls eine talentvolle, das
Höchste versprechende Schauspielerin, geb. zu
Mannheim, betrat 1781 daselbst die
Bühne, starb aber schon
Schiller, dem sie als Darstellerin seiner
Luise vorgeschwebt
hatte, bewies ihr besondere Zuneigung.
3)
Johann
Ludwig
Wilhelm, Rechtsgelehrter, Sohn von Beck
1), geb. zu
Leipzig, studierte in seiner Vaterstadt, ward 1812 ordentlicher
Professor an der
Universität
Königsberg,
[* 9] ging aber schon im folgenden Jahr als
Regierungsrat nach
Weimar
[* 10] und kehrte 1814 nach
Leipzig zurück, wo er
Beisitzer im Schöffenstuhl, 1819 zugleich außerordentlicher
Professor und 1825
Senior
des Schöffenstuhls wurde. Bei der
Auflösung dieses Spruchkollegiums kam er 1835 als erster
Rat in das neuerrichtete Appellationsgericht
zu
Leipzig, dessen
Präsident er 1837 ward. Er starb Von seinen
Schriften erwähnen wir: »Corpus juris civilis« (Leipz.
1829-1837, 3 Bde.);
»Anleitung zum Referieren und Dekretieren« (das. 1839);
»Das Exekutionsgesetz vom 28. Febr. 1838« (das. 1839);
»Bemerkungen über den Kriminalgerichtsstand im Königreich Sachsen« [* 11] (das. 1842).
4) Joh. Tobias, namhafter deutscher Theolog, geb. zu Baldigen in Württemberg, [* 12] ward 1827 Pfarrer zu Waldthann, 1829 Stadtpfarrer zu Mergentheim, [* 13] 1836 außerordentlicher Professor zu Basel, [* 14] 1843 ordentlicher Professor der Theologie in Tübingen, [* 15] wo er starb. Im Gegensatz zur kritisch-spekulativen Schule Baurs begründete er daselbst eine biblisch-theosophische Richtung. Von seinen Schriften sind zu nennen: »Einleitung in das System der christlichen Lehre« [* 16] (2. Aufl., Stuttg. 1870);
»Die christliche Lehrwissenschaft nach den biblischen Urkunden« (1841, Bd. 1);
»Umriß der biblischen Seelenlehre« (3. Aufl. 1871);
»Christliche Reden« (1834-1870, 6 Sammlungen);
»Leitfaden der christlichen Glaubenslehre« (2. Aufl. 1869),
mit der Fortsetzung ¶
mehr
»Christliche Liebeslehre« (1872). Aus seinem Nachlaß erschienen: »Erklärung der zwei Briefe Pauli an Timotheus« (Gütersl. 1879);
»Pastorallehren nach Matthäus und der Apostelgeschichte« (das. 1880);
»Vorlesungen über christliche Ethik« (das. 1882-83, 3 Bde.);
»Erklärung der Offenbarung Johannes 1-12« (das. 1883) und »Erklärung des Briefs an die Römer« [* 18] (das. 1884).
5) Karl, Dichter, geb. in dem ungar. Marktflecken Baja, Sohn einer jüdischen Mutter, aber dem evangelischen Kirchenverband einverleibt, besuchte das Gymnasium seines Heimatsortes und studierte später in Wien [* 19] Medizin, gab aber dieses Studium auf, um sich dem Geschäftsberuf seines Vaters, dem Kaufmannsstand, zu widmen. Nachdem er ein halbes Jahr auf einem Kontor zugebracht, ging er plötzlich nach Leipzig und ließ sich daselbst bei der philosophischen Fakultät inskribieren.
Durch G. Kühne, damaligen Redakteur der »Zeitung für die elegante Welt«, zuerst in die litterarische Welt eingeführt, veröffentlichte er die Gedichtsammlung »Nächte, gepanzerte Lieder« (Leipz. 1838),
die großen Beifall fand. Von seinem folgenden Gedicht: »Der fahrende Poet« (Leipz. 1838), in vier Gesängen (Ungarn, [* 20] Wien, Weimar, die Wartburg),
enthält die schönsten
Partien der erste Gesang, wie denn überhaupt Becks
Schilderungen der ungarischen Natur und ungarischen Sitten zu seinen vorzüglichsten
Leistungen gehören. Hierauf erschienen: »Stille Lieder« (Leipz. 1839) und das 1840 zwar in Pest zur Aufführung
gekommene, aber trotz aller Pracht der Diktion dramatisch wirkungslose Trauerspiel »Saul« (das. 1841) sowie ein Roman in Versen:
»Jankó der ungarische Roßhirt« (das. 1842, 3. Aufl. 1870),
worin er sich wieder auf dem Terrain bewegte, das er ganz beherrschte.
Bei der Herausgabe seiner »Gesammelten Gedichte« (Berl.
1844, 3. Aufl. 1870) kam Beck
mit der preußischen Zensur in Kollision, indem das Buch mit Beschlag belegt,
aber durch das Oberzensurgericht mit Ausschluß zweier Gedichte wieder freigegeben wurde. Noch erschienen von ihm: »Lieder
vom armen Mann« (Berl. 1847);
»Monatsrosen« (das. 1848),
eine Nachblüte der »Stillen Lieder«;
»Gepanzerte Lieder« (das. 1848);
»An Franz Joseph« (Wien 1849);
»Aus der Heimat« (2. Aufl., Dresd. 1852);
»Mater dolorosa«, ein Roman (Berl. 1854);
»Jadwiga«, eine verifizierte Erzählung (Leipz. 1863),
und »Still und bewegt«, eine zweite Sammlung von Gedichten (Berl. 1870).
Beck
hatte sich nach dem Ausbruch der ungarischen Revolution 1848 von Berlin
[* 21] nach Wien begeben und sich
hier 1850 verehelicht, aber schon nach wenigen Monaten sein Weib durch den Tod verloren. Später (seit 1855) redigierte er eine
belletristische Zeitschrift in Pest; in den letzten Jahren lebte er wieder zu Wien. Er starb in Währing bei Wien. Becks
Dichtungen spiegeln die leidenschaftliche Erregbarkeit und eigentümliche Natur des ungarischen Volks und
Landes ab und zeichnen sich durch Melodie der Sprache,
[* 22] Reinheit im Ausdruck und Bilderreichtum aus, welch letzterer allerdings
hier und da in Überladung ausartet. Von Mitleid für die Armen und Unterdrückten erfüllt, ist er ein Sänger des Proletariats
sowie des Judentums; doch gelingt es ihm nicht immer, die Tendenz poetisch zu verklären.
6) Johann Nepomuk, Opernsänger (Bariton), geb. zu Pest, debütierte dort um 1846 als Richard in den »Puritanern« und erhielt dann eine Anstellung am Operntheater in Wien. Da er jedoch hier einen seinem Talent entsprechenden Wirkungskreis nicht sofort finden konnte, begann er ein Gastspiel in verschiedenen Städten Deutschlands [* 23] und wurde endlich 1851 in Frankfurt a. M. engagiert. Doch kehrte er schon nach zwei Jahren an das Wiener Hofoperntheater zurück, und hier hat er mit ungebrochener Kraft [* 24] und glänzendem Erfolg als Sänger sowohl wie auch als Schauspieler bis zur Gegenwart gewirkt. - Sein Sohn Joseph, ebenfalls Baritonist; geb. zu Mainz, [* 25] begann seine Künstlerlaufbahn in Olmütz, [* 26] kam von da nach Preßburg, [* 27] Salzburg, [* 28] Graz, [* 29] Prag, [* 30] 1876 an das Berliner [* 31] Hoftheater und gehört seit 1878 dem Stadttheater in Frankfurt a. M. an.