Titel
Bechstein
,
1)
Johann
Matthäus, Ornitholog und Forstmann, geb. zu
Waltershausen, studierte in
Jena
[* 3] 1778-80
Theologie, trieb dabei aber
Naturwissenschaften, besonders auch die
forst- und kameralwissenschaftlichen
Disziplinen. 1785 ward er
Lehrer an der Erziehungsanstalt zu
Schnepfenthal. In dieser Zeit begann auch seine litterarische Thätigkeit
und gewann mit seiner
»Gemeinnützigen
Naturgeschichte
Deutschlands
[* 4] aus allen drei
Reichen der
Natur« (Leipz. 1789-95, 4 Bde.; 2. Aufl.
1801-1809) und den mit
André gemeinsam herausgegebenen
»Gemeinnützigen Spaziergängen auf alle
Tage im
Jahr für Eltern,
Hofmeister, Jugendlehrer und
Erzieher etc.« (1790-93, 4 Jahrg., 8 Bde.)
viel Beifall und
Anerkennung. 1794 begründete er eine Forstlehranstalt bei
Waltershausen, welche zwar 1796 vom
Herzog von
Sachsen-Gotha
zu einer »öffentlichen Lehranstalt der
Forst- und Jagdkunde« erhoben wurde, aber keine staatliche Unterstützung
erhielt. Bechstein
stiftete damals die
»Societät der
Forst- und Jagdkunde«, die bald zahlreiche Mitglieder im In- und
Ausland zählte.
Banco - Banda

* 5
Band.
Die eingesandten Abhandlungen wurden in einer Gesellschaftsschrift:
»Diana«, niedergelegt, deren erster
Band
[* 5] 1797 erschien.
Im J. 1800 folgte Bechstein
einem
Ruf als
Direktor an die zu
Dreißigacker bei
Meiningen
[* 6] zu begründende Forstlehranstalt,
welche unter seiner Leitung kräftig aufblühte. Bechstein
starb als
Geheimer
Kammer- und Forstrat Er schrieb noch: »Forstinsektologie«
(Gotha
[* 7] 1818, 3 Bde.; neu bearbeitet von D. E.
Müller, das. 1829);
»Forstbotanik« (Erf. 1810; 5. Aufl. von Behlen, 1842) und vornehmlich »Forst- und Jagdwissenschaft nach allen ihren Teilen« (das. 1818-27, 14 Bde.),
die von Laurop fortgesetzt wurde;
»Vollständiges Handbuch der Jagdwissenschaft« (Nürnb. 1801-1809, Bd. 1 u. 2);
»Waldbeschützungslehre« (Gotha 1818);
»Waldbenutzung« (das. 1821);
»Abbildungen naturhistorischer Gegenstände« (Leipz. 1796-1810, 8 Bde.; 2. Aufl. 1816-27, 6 Bde.);
»Naturgeschichte der Hof- und Stubenvögel« [* 8] (5. Aufl., hrsg. von Berge, das. 1870).
Vgl.
L. Bechstein
, J.
M. B. und die
Forstakademie
Dreißigacker
(Meining. 1855).
Weilburg - Weimar

* 9
Weimar.2) Ludwig, Dichter und Schriftsteller, Neffe des vorigen, geb. zu Weimar, [* 9] besuchte das Gymnasium zu Meiningen, widmete sich dann in Arnstadt [* 10] der Pharmazie, erhielt aber nach Veröffentlichung seiner »Sonettenkränze« (Arnstadt 1828) vom Herzog von Meiningen die Mittel gewährt, eine Universität beziehen zu können. Er studierte in Leipzig [* 11] und seit Herbst 1830 in München [* 12] Philosophie, Litteratur und Geschichte und erhielt 1831 die Bibliothekarstelle an der herzoglichen öffentlichen Bibliothek in Meiningen.
Hier begründete er 1832 den »Hennebergischen altertumsforschenden Verein«, der ihn zur Herausgabe des Sammelwerks »Deutsches Museum für Geschichte, Litteratur, Kunst- und Altertumsforschung« (Jena 1842-43, 2 Bde.),
der
»Chronik der
Stadt
Meiningen von 1676 bis 1834«, des »Hennebergischen Urkundenbuches«
und ähnlicher Werke veranlaßte. Seit 1840 zum
Hofrat ernannt, starb er in
Meiningen. Bechstein
war auf den verschiedensten
Gebieten der
Poesie, namentlich auf dem des
Romans und der
Novelle, überaus fruchtbar; die schnelle
Produktion
wirkte aber nicht immer wohlthuend auf seine Leistungen ein. Ein starker Zug
zur Nüchternheit kontrastierte mit seiner Vorliebe
für romantische
Stoffe; seine Formgewandtheit erhob sich selten zum
Adel der Formvollendung.
Erfreulicher wirken die lebendige Frische vieler Schilderungen und seine thüringische Heimatsliebe. Von seinen poetischen Werken seien erwähnt: »Die Haimonskinder« (Leipz. 1830);
»Der Totentanz« (das. 1831);
»Faustus« (das. 1833);
»Luther« (Frankf. 1834);
»Gedichte« (das. 1836);
»Neue Naturgeschichte der Stubenvögel«, humoristisches Lehrgedicht (Hannov. 1846),
und sein nachgelassenes Epos »Thüringens Königshaus« (Leipz. 1865).
Unter seinen Romanen und Novellen verdienen Hervorhebung: »Das tolle Jahr« (Leipz. 1833, 3 Bde.);
»Der Fürstentag« (das. 1834, 2 Bde.);
»Fahrten eines Musikanten« (Schleusing. 1836-37, 3 Bde.; 2. Aufl. mit einem 4. Teil, Frankf. 1854),
dazu als Seitenstück »Klarinette« (Leipz. 1840, 3 Bde.);
»Grumbach« (Hildburgh. 1839, 3 Bde.);
»Philidor, Erzählungen aus dem Leben eines Landgeistlichen« (Gotha 1842);
»Berthold der Student« (Halle [* 13] 1850, 2 Bde.) und »Der Dunkelgraf« (Frankf. 1854).
Seiner verdienstlichen Teilnahme an der Sagen- und Märchenpoesie, namentlich der Heimat, entstammten: »Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes« (Hildburgh. 1835 bis 1838, 4 Bde.);
»Der Sagenschatz des Frankenlandes« (Würzb. 1842);
Deutsche Altertümer -

* 14
Deutsche.das vortreffliche, oft aufgelegte »Deutsche [* 14] Märchenbuch« (Leipz. 1844) und »Neues deutsches Märchenbuch« (Wien [* 15] 1856);
»Mythe, Sage, Märchen und Fabel im Leben und Bewußtsein des deutschen Volks« (Leipz. 1855, 3 Bde.);
»Thüringisches Sagenbuch« (das. 1857) u. a. Auch veröffentlichte er eine Prachtausgabe der »Geschichte und Gedichte des Minnesängers Otto von Botenlauben« (Leipz. 1845) sowie das altdeutsche Gedicht »Der Ring« von Heinrich von Wittenweiler (Stuttg. 1851) und das berühmte Eisenacher »Spiel von den zehn Jungfrauen« (Halle 1855).
Bechteltag - Beck

* 20
Seite 2.586. 3)
Karl, ausgezeichneter Pianofortebauer, geb. zu Gotha, arbeitete zuerst in verschiedenen
Pianofortefabriken, war 1848-52 Geschäftsführer von G. Perau in
Berlin,
[* 16] machte dann noch Studienreisen nach
London
[* 17] und
Paris
[* 18] und etablierte sich 1856 mit bescheidenen
Mitteln zu
Berlin.
Binnen kurzem nahm die
Fabrik einen solchen
Aufschwung, daß die größten Klaviermeister anfingen, sich für Bechsteins
Fabrikate zu interessieren, und derselbe sich
mehr und mehr dem
Bau großer Konzertflügel zuwenden konnte. Jetzt beschäftigt Bechstein
mehrere
Hundert
Arbeiter, welche jährlich
über 1000
Instrumente fertig stellen. Auf mehreren
Weltausstellungen
(London 1862,
Paris 1867,
Sydney
[* 19] 1880)
erhielt er erste
Preise.
¶
mehr
Die Spielart der Bechstein
schen Flügel ist leicht und glatt, der Ton in allen Lagen voll und groß.
4) Reinhold, Germanist, Sohn von Bechstein
2), geb. zu Meiningen, studierte in Leipzig, München, Jena und Berlin, habilitierte
sich 1866 für deutsche Philologie in Jena, wo er 1869 zum außerordentlichen Professor ernannt wurde, und
folgte 1871 einem Ruf als ordentlicher Professor an die Universität Rostock.
[* 21] Er veröffentlichte: »Aussprache des Mittelhochdeutschen«
(Halle 1858);
»Zum Spiel von den zehn Jungfrauen« (Jena 1866);
»Tristan und Isolt in deutschen Dichtungen der Neuzeit« (Leipz. 1876);
»Die Altertümlichkeiten in unsrer heutigen Schriftsprache« (Rost. 1878) u. a. Außerdem edierte er verschiedene altdeutsche Litteraturdenkmäler, als: »Heinrich und Kunigunde von Ebernand von Erfurt« (Quedlinb. 1860);
»Des Matthias von Beheim Evangelienbuch« (Leipz. 1867);
Gottfrieds von Straßburg [* 22] »Tristan« (2. Aufl., das. 1873);
Heinrichs von Freiberg [* 23] »Tristan« (das. 1878) sowie Anthologien für die Schule aus Walther von der Vogelweide und dem höfischen Epos (Stuttg. 1879-81, 2 Bde.).
Auch gab er »Altdeutsche Märchen, Sagen und Legenden« (Leipz. 1863, 2. Aufl. 1877) heraus.