(spr. bokähr; lat. Ugernum), Hauptstadt des Kantons
Beaucaire (192,33 qkm, 4 Gemeinden, 14426 E.) im Arrondissement Nimes
[* 9] des franz. Depart. Gard, liegt 24 km
östlich von Nimes, am rechten Ufer der Rhône, Tarascon gegenüber, mit dem es durch eine 520 m lange
Hängebrücke und einen 597 m langen, auf acht Bogen
[* 10] ruhenden Viadukt in Verbindung steht, an den Linien Tarascon-Nimes-Beaucaire (391
km) und Tarascon-Le Martinet (86 km) der Franz. Mittelmeerbahn und steht durch den 47 km langen Kanal vonAiguesmortes mit dem
Mittelmeer, und mit dem Canal du Midi und außerdem durch Dampfschiffahrt auf der Rhône mit Lyon
[* 11] in Verbindung.
Die sonst gutgebaute Stadt hat enge Straßen, Parochialkirche, ein Theater,
[* 12] nicht unbedeutende Gewerbthätigkeit, wichtigen
Durchgangshandel, (1891) 7635, als Gemeinde 8947 E. Über dem Meßplatz an der Rhône erheben sich die Ruinen eines Felsenschlosses
(Bellum Quadrum), einst der Grenzposten gegen die Provence. Die altberühmte Magdalenenmesse von Beaucaire, angeblich 1217 vom
GrafenRaimund Ⅵ. von Toulouse gestiftet, urkundlich 1315 erwähnt, dauert vom 21. bis 28. Juli. In frühern Zeiten von Kaufleuten
und Fabrikanten aus allen Ländern Europas, aus der Levante und selbst aus Persien
[* 13] und Armenien besucht, verringerte sich schon
im 17. Jahrh. ihre Bedeutung durch die Aufhebung der Abgabenfreiheit seit
1632, die Kriege mit dem Auslande sowie die Warenlager zu Marseille,
[* 14] Lyon u. s. w. Seit der Revolution beschränkt sich der Handel
auf Seide und Seidenfabrikate, Nimes-Shawls, Leinen, Tuch, Leder, Wolle und Baumwolle,
[* 15] Wein, Branntwein, Olivenöl, Südfrüchte,
Spezereien, Parfümerien und Materialwaren. Immerhin wird die Messe noch von etwa 50000 Personen besucht,
und der Warenumsatz beläuft sich auf 20 Mill. Frs.
Beaucaire hatte unter den Römern als Castrum und Stationsort an der (1731 entdeckten) großen Straße von Nemausus (Nimes) nach Italien
Bedeutung, wie
die aufgefundenen Altertümer bezeugen. Im 12. Jahrh. spielt die schon ansehnliche Stadt
in den Schriften der Troubadours eine Rolle. 1215 wurde sie Simon von Montfort übergeben, aber 1216 vom GrafenRaimund Ⅵ. genommen,
welcher die Bürger für ihre Treue mit Vermehrung ihrer Privilegien belohnte. Seit der Eroberung durch Ludwig Ⅷ. 1226 war
sie bis zur Revolution Sitz eines Seneschallats mit weitem Gebiete; 1576 wurde sie einer der Sicherheitsorte
der Protestanten. In den Hugenottenkriegen hatte Beaucaire viel zu leiden, und 1632 zerstörte Richelieu das Schloß. ^[]