Bearn
,
südl. Grenzlandschaft
Frankreichs, ungefähr 4500 qkm groß, die dem östl.
Teile des Depart.
Basses-Pyrénées
entspricht und das Land zwischen dem Hochgebirge und der
Gave de Pau
[* 2] einnimmt.
Das Klima ist gesund, auf
guten Bergweiden gedeiht treffliche Vieh-, besonders Pferdezucht.
[* 3] Die
Terrassen der steilen
Thäler und Hügel sind mit Reben
geschmückt; in den Ebenen gedeiht
Mais, auf den
Bergstrichen ist der Flachsbau weit verbreitet. Der Béarner
betreibt eifrig
den
Bergbau
[* 4]
(Eisen),
[* 5] Viehzucht
[* 6] und Leinwandmanufaktur.
Zahlreich wandert
die Bevölkerung alljährlich in die Umgegend, nach Navarra und
Catalonien, um
Arbeit
zu suchen. Die Landessprache ist, seitdem sich hier im 6. Jahrh. die
Vasconen festgesetzt hatten, die baskische, seit der
Revolution 1789 allerdings immer mehr vom
Französischen verdrängt. Die Hauptstadt ist Pau (s. d.). – Unter den
Merowingern gehörte Bearn
zur Gascogne, dann setzte
Ludwig der Fromme 819 eigene Vicomtes ein, die gewöhnlich
Centullus oder
Gaston hießen.
Unter ihnen zeichnete sich
Gaston Ⅴ. (1088–1130) aus, einer der
Helden des ersten Kreuzzugs, der dann nach seiner Rückkehr
im Dienste
[* 7]
Alfons' Ⅰ. von
Aragon Saragossa
[* 8] erwarb. Nachdem 1134 der Mannsstamm der alten Vicomtes erloschen
war, lief das Land Gefahr, die Unabhängigkeit zu verlieren, indem Marie, die Tochter des letzten, 1170
Alfons Ⅱ. von
Aragon
zum Lehnsherrn erklärte. Die empörten Béarner
widersetzten sich und wählten nach manchen Zwischenfällen einen Sohn der
vertriebenen Marie, der als
Gaston Ⅶ. bis 1215 trefflich die Regierung führte.
Sein Enkel
Gaston Ⅷ. herrschte bis 1290; durch seine Tochter Margarete, die mit Roger Ⅶ. von Foix
vermählt war, kam an die
Grafen von Foix. Seitdem gehörte das Land mit Foix und Navarra nacheinander den Häusern Foix,
Grailly und
Albret. Johanna von
Albret, die Erbin ihres Hauses, heiratete 1548
Anton von
Bourbon und hinterließ 1572 als
Erben ihren Sohn, den spätern
Heinrich Ⅳ. von
Frankreich. Durch diesen, spottweise der Béarner
genannt, kam an
Frankreich,
mit dessen
Krone es 1620 vereinigt wurde. Seitdem begann auch die Unterdrückung des
Protestantismus, der seit 1560 in Bearn
herrschend
war. –
Vgl. Bordenave, Histoire de et Navarre (hg. von Raymond, Par. 1873);
Bourdeau, Ancienne Gascogne
et Bearn
(2 Bde., 1861–62);
Rivarez, Chansons et airs populaires de Bearn
(Par. 1844).