Béarn
,
ehemaliges
Fürstentum in Südfrankreich, am
Fuß der
Pyrenäen, umfaßt
ca. 4400 qkm (80 QM.) und bildet jetzt
den Hauptbestandteil des franz.
Departements
Niederpyrenäen (s. d.). Die Béarner
haben ein gefälliges, einschmeichelndes
Wesen; sie sind die feinsten Gascogner, mit denen sie auch eine
Sprache
[* 2] reden (vgl. Lespy, Grammaire béarnaise
, 2. Aufl.,
Par. 1880). Hauptstadt ist
Pau.
[* 3] Die
Landschaft ist nach dem alten Beneharnum, der Hauptstadt der gallischen Venarner, benannt.
Béarn
kam unter
Chlodwig an die
Franken, wurde 586 von den
Basken besetzt, kehrte aber bald unter fränkische
Herrschaft zurück, die durch
Herzöge und später durch Vicomtes ausgeübt wurde. 1290 wurde es mit
Foix vereinigt und kam 1484 mit
diesem durch
Heirat an das
Haus
Albret.
Johanna d'Albret vermählte sich 1548 mit
Anton von
Bourbon und hinterließ als
Erben ihren Sohn, den nachmaligen
König
Heinrich IV. von
Frankreich. Durch diesen kam an die französische
Krone, mit der es 1620 von
Ludwig XIII. für immer
vereinigt wurde. Von jetzt an begann auch die gewaltsame Unterdrückung des
Protestantismus, der seit 1560 hier die Herrschaft
errungen hatte.
Immer standen in Béarn
den Landesfürsten
Stände zur Seite, die eine große
Gewalt hatten
und dieselbe teilweise bis zur
Revolution zu erhalten wußten.
Das höchste
Gericht war anfangs ein Oberrat, zu welchem die beiden Landesbischöfe zu
Lescar und
Oloron nebst zwölf
Baronen
zusammentraten; gewöhnliche Streitigkeiten wurden durch Volksgerichte entschieden.
Später errichtete man zu
Pau ein ordentliches
Hofgericht, das
Ludwig XIII. zuletzt in ein
Parlament für
Navarra und Béarn
umwandelte.
Vgl. de Bordenave (1517-72), Histoire de et Navarre (hrsg. von Raymond, Par. 1873);
Cénac-Moncaut, Histoire des peuples pyrénéens (3. Aufl., das. 1874, 4 Bde.);
Bourdeau, Ancienne
Gascogne et Béarn
(1861-62, 2 Bde.);
Rivarez,
Chansons et airs populaires de Béarn
(das. 1844).