Titel
Bayonne
(spr. bajónn), 1) Arrondissementshauptstadt und
Festung
[* 2] im französichen
Departement
Niederpyrenäen,
am Zusammenfluß der Nive und des
Adour, 5 km von der
Bai von
Viscaya, an der Südbahn gelegen, zerfällt in drei Hauptstadtteile:
Großbayonne
, auf dem linken
Ufer der Nive, Kleinbayonne
, zwischen dieser und dem
Adour, und die Vorstadt
St.-Esprit (welche
unter 7000 Einw. etwa 2000
Juden zählt), rechts vom
Adour. Die Stadt hat breite und gerade
Straßen, schöne
Häuser und gehört zu den ersten
Festungen des
Landes.
Die Citadelle, auf einer Anhöhe in der Vorstadt St.-Esprit gelegen und den Fluß wie die Fläche ringsum auf weite Entfernung beherrschend, ist ein Meisterwerk Vaubans, das sich heute noch seiner Jungfräulichkeit rühmt; sie trägt die Inschrift: »Numquam polluta« (»niemals entehrt«). Unter den sieben Kirchen ist die 1213 im Bau begonnene Kathedrale im ältesten Teil der Stadt, mit drei Schiffen, vorspringendem Portal und bogenreichem Dach, [* 3] alles im reinsten Stil, am merkwürdigsten.
Andre namhafte Gebäude sind das alte und das neue
Schloß, das
Arsenal, die
Münze etc.
In den
Sitten der
Bevölkerung,
[* 4] in der Bauart der
Häuser u. dgl. erinnert schon sehr vieles
an
Spanien;
[* 5] namentlich ist in der niedern Volkskasse ^[richtig: Volksklasse] das baskische Gepräge wie die baskische
Sprache
[* 6] vorherrschend. Die Stadt zählt (1881) 20,957 Einw., welche vorzüglichen
Branntwein
(Eau de vie d'Hendaye) und
Likör,
Schokolade,
Leder,
Tabak,
[* 7]
Glas
[* 8] (namentlich
Flaschen) fabrizieren
und mit diesen
Produkten wie mit
Getreide,
[* 9]
Kork,
[* 10]
Wachs,
Öl, besonders aber mit
Wein (der
beste der Jurançon blanc),
Wolle und den
berühmten Bayonner
Schinken, die in der Umgegend geräuchert werden, einen ansehnlichen
Handel nach
Spanien und nach dem nördlichen
Europa
[* 11] betreiben.
Der
Hafen Bayonnes
, mit Schiffswerften und
Arsenal versehen, zeigt verhältnismäßig wenig
Leben (1881 liefen 760
Schiffe
[* 12] mit
104,559
Ton. ein), weil die Einfahrt in die durch eine
Barre gesperrte Mündung des
Adour immer schwierig ist. Dieselbe mündete
früher zwei
Jahrhunderte lang 36 km weiter nördlich, bis es gelang, 1571 die jetzige Mündung zu eröffnen.
hat ein theologisches
Seminar und eine
Seemannsschule, ferner ein
Theater
[* 13] und einen
Zirkus
für
Stiergefechte (in St.-Esprit),
die jährlich im
September abgehalten werden, und ist Sitz des Suffraganbischofs von Auch sowie eines Handelsgerichts. - Bayonne
ist
das alte
Lapurdum, dessen
Name sich in dem der
Landschaft Labourd erhalten hat. Es gehörte zum Herzogtum
Aquitanien, dann zu
Gascogne und stand 1152-1451 unter englischer Herrschaft. An Wichtigkeit verlor die Stadt, als die Mündung
des
Adour versandete (um die Mitte des 15. Jahrh.), so daß nur noch Fahrzeuge von 25 bis 30
Ton. dahin gelangen konnten.
In den
Kriegen mit
Spanien wurde es oft belagert, aber nie erobert. 1808 fand hier die Zusammenkunft
Napoleons I. mit
Karl IV.,
König von
Spanien, und dem
Prinzen von
Asturien statt, infolge deren 5. und 10. Mai letztere eine Abtretungsurkunde unterzeichneten,
worin sie ihre
Rechte auf
Spanien dem französischen
Kaiser abtraten.
Napoleon berief nun 15. Juni eine spanische
Generaljunta nach Bayonne
zur Abfassung einer
Konstitution, die 6. Juli bekannt gemacht wurde. Gleichzeitig wurde die
Bayonner
Konvention zwischen
Frankreich und dem Großherzogtum
Warschau
[* 14] unterzeichnet. 1814 wurde Bayonne
von den Spaniern und Briten
vergebens belagert.
Vgl. Balasque und
Dulaurens, Études historiques sur la ville de Bayonne
(Bayonne 1862-75, 3 Bde.).
2) Stadt im nordamerikan. Staat New Jersey, an der Westseite der Bai von New York, südlich von Jersey City, mit (1880) 9372 Einw.