Als 1524 der von
Franz I. zur Wiedereroberung des Herzogtums
Mailand nach
Italien geschickte
Bonnivet sich zurückziehen mußte,
verteidigte Bayard den Übergang über die
Sesia bei Gatinara, erhielt einen Musketenschuß in die Seite, der ihm das
Rückgrat
zerschmetterte, und starb, an einen
Baum gelehnt und das
Gesicht
[* 11] dem Feind zugewendet, kurz darauf (20. April).
Als der von
Frankreich abgefallene
Connétable von
Bourbon zu ihm trat und ihn beklagte, sagte Bayard:. »Nicht mich müßt
Ihr bemitleiden, wohl aber Euch, der Ihr gegen König und Vaterland die
Waffen
[* 12] führt«. Seine Geschichte schrieben Champier
(1525), sein
Sekretär,
[* 13] genannt Le
[* 14]
Loyal Serviteur (1527, ein vortreffliches und seiner Zeit vielgelesenes
Buch; neue Ausg., Par. 1872), Delandine de l'Esprit (das.
1842),
Terrebasse (5. Aufl., das. 1871) u. a.
2)
JeanFrançoisAlfred, namhafter franz. Lustspieldichter, geb. zu
Charolles, widmete sich dem Rechtsstudium, wandte sich aber, nachdem er mit dem
Lustspiel »La reine de
seize ans« (1828) einen ziemlichen Erfolg errungen, ganz der
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dramatischen Dichtkunst zu. Ein äußerst fruchtbarer und geschickter Bühnendichter und einer der hauptsächlichsten Mitarbeiter
Scribes, dessen Nichte er heiratete, hat er mehr als 200 Stücke geschrieben, die wegen ihrer liebenswürdigen und geistreichen
Komik mit großem Beifall aufgenommen wurden. Er starb Die beliebtesten seiner Stücke, die zum Teil
auch über deutsche Bühnen die Runde gemacht haben, sind: »La perle des maris«, »Les deux
font la paire«, »La fille de l'avare«, »Le
gamin de Paris«,
[* 16] »Le père de la débutante«, »Les
premières armes de Richelieu«, »Le vicomte de Létorière«, »Un
ménage parisien«, »Le fils de famille« u. a.;
dazu die komische Oper »La fille du régiment« (1840).
(spr. bajáhr), Emile Antoine, franz. Genremaler,
geb. zu La Ferté sous Jouarre (Seine-et-Marne), Schüler von Cogniet, stellte anfangs nur Kohlezeichnungen und
Pferdestudien aus (1859 und 1861) und brachte erst seit Anfang der 70er Jahre mehrere zum Teil trefflich charakterisierte
militärische Bilder, z. B.: während der Belagerung, Gloria victis (Kohlezeichnung in Form
eines Triptychons, 1874), der Tag nach der Schlacht bei Waterloo, sowie Zeichnungen für den Holzschnitt. Besonders bekannt
wurde er durch eine mittelst der Photographie verbreitete allegorische Zeichnung, betitelt «Sedan»,
die Napoleon III. darstellt, der, mit der Cigarette im Mund, über die Leichen der deutschen und französischen
Krieger wegfährt (1872). 1870 wurde er Ritter der Ehrenlegion.
(spr. bajahr),Jean François Alfred, franz. Theaterdichter, geb. zu
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Charolles im Depart. Saône-et-Loire, gab das Rechtsstudium auf, um Bühnendichter zu werden,
erntete aber erst mit dem 1828 aufgeführten Vaudeville «La reine de seize ans» Beifall. Bayard widmete sich
nun besonders dem Vaudeville und schrieb, teils allein, teils mit Scribe, Mélesville, Dumanoir, Vanderburch, Duvert u. a.
bis zu seinem Tode 225 Stücke für die PariserTheater.
[* 20] Er starb zu Paris. Hervorzuheben sind
noch: «Marie Mignot (1829)», «Ma place
et ma femme» (1830),
«La grande dame» (1831),
La tille de l'avare" (1835),
«Le gamin de Paris» (1836; in Deutschland
[* 21] als «Der
Pariser Taugenichts» ein beliebtes Repertoirestück),
«Un fils de famille» (1853). Die kleinen Stücke B.s sind voll Witz und liebenswürdiger Laune, ausgezeichnet
durch raschen Gang
[* 22] der Handlung, geistreiche Schürzung und Lösung des Knotens. B.s «Théâtre» erschien
mit Vorwort Scribes in Paris 1855-59 (12 Bde.).
(spr. bajahr),Pierre du Terrail, Seigneur de, genannt der Ritter ohne Furcht und Tadel (Chevalier sans peur et
sans reproche), geb. 1476 auf Schloß Bayard bei Grenoble, wurde durch seinen Oheim, den BischofGeorge du
Terrail, erzogen, dann Page beim Herzog von Savoyen und erregte die Aufmerksamkeit König Karls VIII., der ihn in seinen Dienst
nahm. In dessen und seiner zwei Nachfolger langjährigen Kriegen fand Bayard ununterbrochen Gelegenheit, seine Verwegenheit und
ritterlich-stolze Natur zu bethätigen. So verfolgte er 1499 vor Mailand die fliehenden Feinde mit so
blindem Ungestüm, daß er mit ihnen zugleich in die Stadt eindrang und gefangen wurde.
Zum Lohn seines Heldenmuts entließ ihn Ludovico Moro ohne Lösegeld. Berühmt sind seine Thaten 1509 vor Padua
[* 23] und Brescia,
wo er eine schwere Wunde empfing. 1513 that er in der «Sporenschlacht» bei Guinegate Wunder der Tapferkeit.
Damals war es, so erzählt man, wo Bayard, von Feinden umstellt, auf einen vornehmen Engländer einsprengte, ihm das
Schwert auf die Brust setzte und den völlig Überraschten zur Ergebung zwang, worauf er ihm sein eigenes Schwert mit den
Worten überreichte: «Ich bin und Euer Gefangener, wie Ihr der meinige.» Der kecke Streich, heißt es,
habe ihm auch hier Befreiung ohne Lösegeld gebracht.
Unter Franz I., der ihn zum Statthalter der Dauphine erhob, eröffnete Bayard den neuen Einfall in Italien glorreich mit dem Zuge
durch die Alpen, auf dem er Prosper Colonna (s. d.) gefangen nahm. Danach kämpfte
er an des Königs Seite bei Marignano mit solcher Tapferkeit, daß der ritterliche junge Monarch nach
dem Siege sich selbst von ihm als dem größten Ritter der Nation den Ritterschlag erteilen ließ. (Berühmtes Deckengemälde
von Fragonard im Louvresaal.) Noch größere Ehre brachte Bayard 1521 die heldenmütige Verteidigung von Mézières
gegen Karl V. In dem für die Franzosen unglücklichen Feldzuge gegen Karl V. in der Lombardei wurde er auf dem
Rückzuge bei Gattinara durch eine Kugel tödlich verwundet Seine Leiche fiel in die Hände der Kaiserlichen,
ward aber von diesen den Franzosen ausgeliefert und in einem Minoritenkloster bei Grenoble beigesetzt.
In Bayard erscheint am Ausgang des Mittelalters, vielleicht mit mancher legendarischen Ausschmückung,
noch einmal
eine Gestalt, welche die Ideale der Feudalität, stürmische und doch formvolle Tapferkeit, körperliche Schönheit, Kraft
[* 24] und Gewandtheit, Ehrliebe, Großmut gegen die Besiegten, Treue gegen den Lehnsherrn und die Freunde und zartsinnige Galanterie
gegen das schöne Geschlecht in sich vereinigt. In Mézières wurde ihm 1893 ein Standbild errichtet.
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Vgl. La tres joyeuse, plaisante et recreatine hystoire, composee par le royal seruiteur, des faiz, gestes, triumphes et
prouesses du bon cheualier sans paour et sans reprouche, le gentil seigneur de Bayart (Par. 1527; in vielen neuen
Ausgaben, u. a. von Roman, ebd. 1878);
Champier, Les gestes, ensemble la uie du preulx du cheualier Bayard (ebd. 1525; neue
Ausgabe 1872), bereits histor.
Roman; Delandine de l'Esprit, Histoire de Bayard (ebd. 1889).