Bautain
(spr. botäng), Louis Eugene Marie, franz. Philosoph und Theolog, geb. zu Paris, [* 3] erhielt seine Bildung auf der Normalschule, war seit 1816 Professor am Gymnasium, dann an der Universität zu Straßburg, [* 4] wurde aber wegen seines Freisinns 1822 suspendiert. 1828 wurde er Priester, später Domherr des Münsterstifts und Vorsteher des Kleinen Seminars in Straßburg. Da er mündlich und schriftlich lehrte, daß die göttliche Offenbarung als einzige Quelle [* 5] und Vermittlerin aller Gewißheit über religiöse und sittliche Wahrheiten zu betrachten und bei deren Annahme jede Mitwirkung der Vernunftthätigkeit ausgeschlossen sei, so geriet er mit seinem Bischof in Streit. Noch schärfern Angriffen setzte er sich aus, als er in «De l'enseignement de la philosophie en France au XIXe siècle (Straßb. 1833), ergänzt durch sein Nachlaßwerk, "De l'éducation publique en France au XIXe siècle" (Par. 1876),
die scholastische Methode des philos. Unterrichts
verwarf, und als das Werk
«Philosophie du christianisme, correspondances religieuses de
Mr. Louis Bautain»
(2
Bde., ebd. 1835) von seinem
Schüler
Abbé
Bonnechose herausgegeben wurde. Bautain
ging 1838 nach
Rom,
[* 6] ließ sich 1840 zu einem
Widerruf
(«Lettre à
Msgr. de Trevern, évéque de Strasbourg») bestimmen und lebte dann in
Paris als vielbesuchter Prediger und
Lehrer. 1848 ward
er Obervikar der
Pariser Diöcese, 1853 Professor der
Moraltheologie an der
Sorbonne und starb zu
Paris.
Von B.s Schriften, die einen religiös-philos. Eklekticismus aus Augustin, Plato, Kant u. s. w. darstellen, sind noch zu nennen: «Psychologie expérimentale» (2 Bde., Straßb. 1839; deutsch von Dalhoff, Münst. 1853; als «L'esprit humain et ses facultés», Par. 1859),
«La philosophie morale» (2 Bde., Par. 1840; deutsch von Gaißer, Tüb. 1855),
«La liberté et la religion considérées dans leurs rapports» (Par. 1848; deutsch Schaffh. 1851),
eine Sammlung seiner Pariser Kanzelvorträge, und «La morale de l'Évangile comparée aux divers systèmes de morale» (Par. 1855; deutsch Tüb. 1856),
Vorlesungen an der Sorbonne; endlich Bücher erbaulichen Inhalts, wie «Conseils spirituels», «La chrétienne de nos jours» u. a.