Titel
Baumwolle
,
[* 2] das Samenhaar mehrerer Arten und Varietäten der zur Familie der Malvaceen gehörigen Gattung Gossypium L. (s. Tafel »Spinnfaserpflanzen«); [* 3] diese umfaßt Sträucher oder Kräuter mit drei- bis neunlappigen, selten ungeteilten Blättern, großen, meist gelben oder purpurnen Blüten und drei- bis fünfklappigen Kapseln, [* 4] aus welchen die die Samen [* 5] bedeckenden langen, weichen Wollhaare bei der Reife elastisch hervorquellen. Die Gattung, deren Arten schwer auseinander zu halten sind, ist wohl in Asien [* 6] und Amerika [* 7] (vielleicht auch in Afrika) [* 8] heimisch, durch Kultur aber über fast alle Länder zwischen dem 40. oder 41.° nördl. und dem 30.° südl. Br. verbreitet.
Die größten
Quantitäten Baumwolle
liefern erwiesenermaßen folgende
Spezies: G. barbadense L. (westindische ein 2-5 m hoher
Strauch
mit langgestielten, am
Grund herzförmigen Blättern
und gelben, am
Grund roten
Blüten, stammt von den
Bahamas und wird wegen ihrer langen
Faser fast überall, hauptsächlich in zwei
Varietäten in
Nordamerika,
[* 9] kultiviert. G. herbaceum
L. (krautige Baumwolle
), einjährig, 1,5-2 m hoch, mit fünflappigen Blättern, kurzgestielten,
blaßgelben, im
Grund purpurroten
Blüten und Samenkapseln von der
Größe einer Walnuß, wächst am
Irawadi
und wird in
Indien,
Kleinasien,
Nordamerika,
Ägypten
[* 10] und Südeuropa kultiviert.
Eine
Varietät ist wohl G. punctatum
Schum., welche in
Afrika verwildert vorkommt, in
Senegambien, am
Mittelländischen
Meer und
in einigen Teilen
Amerikas kultiviert wird. G. arboreum L. (baumartige Baumwolle
), 3-3,8 m hoher
Strauch mit braun purpurroten
Blüten,
stammt aus
Ostindien
[* 11] und wird in
China,
[* 12]
Ägypten,
Ostindien, am
Mittelmeer, in
Nordamerika und
Westindien
[* 13] kultiviert. In
Südamerika
[* 14] herrscht G. peruvianum
Cav. vor, deren
Samen nierenförmig zusammenkleben. G. religiosum L. (gelbe oder chinesische ein 1-1,25
m hoher
Halbstrauch in
China und
Hinterindien
[* 15] und von dort nach
Ost- und
Westindien verpflanzt, hat gelbe
oder gelbbraune Samenhaare, welche zu
Nanking verarbeitet werden, wird von manchen Botanikern aber nur als eine
Varietät und
die gelbe Färbung der Samenhaare als
Folge eigentümlicher klimatischer oder Bodenverhältnisse betrachtet. G. hirsutum
L.,
aus dem wärmern
Amerika, wird in
Westindien,
Guayana und
Nordamerika kultiviert und hat Samenkapseln fast
von Apfelgröße.
[Kultur.]
Die Baumwolle
gedeiht am besten bei einer mittlern
Temperatur von 19-25° in einem feuchtwarmen
Klima.
[* 16] In
Nordamerika erstreckt
sich der Baumwollbau bis zum 35.° nördl.
Br., am
Mississippi sogar bis zum 37.° und wird besonders in
Alabama,
Mississippi,
Georgia,
Süd- und
Nordcarolina,
Tennessee,
Virginia,
Louisiana,
Arkansas,
Texas,
Florida und in neuester Zeit
auch in
Kalifornien betrieben. In
China und
Japan gedeiht Baumwolle
bis 41° nördl.
Br.; sie wird auch in Vorder- und
Hinterindien und
in
Vorderasien kultiviert. In
Europa
[* 17] geht sie in der
Krim
[* 18] und bei
Astrachan sogar bis 46° nördl.
Br. und wird auch auf
dem
Peloponnes und den
Cykladen, in Südspanien, bei
Neapel
[* 19] und auf
Sizilien
[* 20] gebaut.
Nordafrika liefert aus
Algerien
[* 21] und namentlich aus
Ägypten viel Baumwolle.
Außerdem findet sich Baumwollkultur im Kaffernland, in
Natal und am
Kap, in
Brasilien,
[* 22]
Paraguay,
[* 23]
Uruguay und in einem Teil der La
Plata-Staaten östlich vom
La Plata, im
nordöstlichen
Australien
[* 24] und auf mehreren
Inseln der
Südsee. Die günstigsten Verhältnisse findet die an der Ostküste
Nordamerikas
zwischen 25° 10' und 32° 40', also in
Florida,
Georgia und
Südcarolina, wo namentlich auch auf den kleinen
Inseln die berühmte
langfaserige Sea
Island-Baumwolle (nach
Royle G. barbadense, nach andern eine aus
Persien
[* 25] stammende, über
Anguilla
und die
Bahamas eingeführte
Sorte, also wohl G. herbaceum) kultiviert wird.
Die Baumwolle
verlangt einen humosen, an
Kali und
Kalk reichen
Boden, unter Umständen ausgiebige
Bewässerung, zur Erntezeit aber trockne
Witterung, weil der die geöffneten
Kapseln treffende
Regen die Baumwolle
bräunt und verdirbt. Die
Güte der Baumwolle
hängt
in erster
Linie von der Stammpflanze ab. Im allgemeinen liefern die baumartigen
Formen bessere
Wolle als die strauchigen und
diese bessere als die krautartigen. Aber auch
Klima,
Boden und Kulturverhältnisse sind von großem Einfluß. Bei zu großer
Trockenheit bleibt die
Wolle kurz. Man säet die Baumwolle
, indem man mehrere
Körner in 1 m voneinander entfernte
Löcher legt, beseitigt von den schnell hervorkommenden
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Keimpflanzen die schwächlichen und entspitzt nach 3-4 Monaten die Schößlinge, damit die Pflanzen recht buschig werden, weil
die besten Früchte an jungen Trieben wachsen. Fünf Monate nach der Aussaat beginnt die Ernte.
[* 27] Perennierende Arten werden im zweiten
Jahr kurz über dem Boden abgeschnitten, die Ernte fällt aber bei ihnen von Jahr zu Jahr geringer aus,
und nach einigen Jahren müssen sie umgepflügt werden. Die Ernte umfaßt wegen des ungleichen Reifens der Kapseln immer eine
längere Zeit; man pflückt die Wolle mit den Samenkörnern und läßt die Hülsen stehen, weil dieselben leicht zerstückeln
und sich dann schwer von der Baumwolle
trennen lassen.
Zur Abscheidung der pfefferkorn- bis erbsengroßen Samen benutzt man Egreniermaschinen, durch deren Erfindung die Baumwollkultur
mächtig gefördert wurde. Sie sind für verschiedene Baumwollsorten von ungleicher Konstruktion. Auf einer rasch umlaufenden
Welle befinden sich z. B. 20-80 Kreissägen, welche mit ihren spitzen, schräg gestellten Zähnen durch die eng stehenden Zähne
[* 28] eines eisernen Rostes hindurchgreifen, die auf einem Zuführtisch ausgebreitete Baumwolle
erfassen und durch
den Rost hindurchzerren, während die Samenkörner abspringen.
Eine mit Bürsten besetzte Welle, welche sich hinter der Sägewelle dreht, nimmt von dieser die ab. Es ist leicht einzusehen,
daß langhaarige Baumwolle
bei diesem etwas gewaltsamen Prozeß leicht zerrissen wird. Um dies zu vermeiden,
wendet man eine Walzenmaschine (roller-gin) an, welche die Baumwolle
zwischen zwei glatten oder geriffelten Walzen hindurchzieht,
wobei wieder die Samen, welche nicht folgen können, abspringen. Eine große Baumwollpflanze kann bis 2½ Pfd.
rohe Baumwolle liefern, häufig wird aber nur der zehnte Teil dieses Ertrags gewonnen. Man schätzt den Ertrag
von 1 Acre (0,4 Hektar) bei Sea Island
[* 29] auf 75-150 Pfd. gereinigte Baumwolle, bei Upland 150-250 Pfd.; in Indien rechnet man aber nur
50-60 Pfd., in Natal 200 Pfd. vom Acre. Von den geringen Sorten liefern 900 Pfd. rohe Wolle einen Ballen von 300-350 Pfd., von
den besten Sorten gehören dazu bis 2000 Pfd. rohe Baumwolle.
[Beschaffenheit.]
Die Baumwollfaser bildet eine einzige langgestreckte Pflanzenzelle, ist vor der Reife mit einem körnigen Inhalt erfüllt, zur Zeit der Reife aber leer und zu einem glatten, meist schraubenartig gedrehten Band [* 30] zusammengefallen, welches unter dem Mikroskop [* 31] doppelt konturiert erscheint [* 2] (Fig. 3, 4, 6). Die Außenfläche der Zelle [* 32] bekleidet ein feines Häutchen, die Cuticula, welches an gröbern, besonders glanzlosen, Baumwollsorten stark entwickelt ist und als ein feinkörniges oder streifiges oder astförmig gezeichnetes Häutchen erscheint, aber im allgemeinen um so undeutlicher bleibt, je feiner und glänzender die Baumwolle ist. Die Breite [* 33] der Haare [* 34] schwankt zwischen 0,0119 und 0,0420 mm, die Länge zwischen 2,5 und 6 cm. Die am häufigsten vorkommenden Werte für die Längen (Stapel) der nachstehenden Baumwollsorten sind:
Gossypium | barbadense, | Sea Island | 4.05 | Centim. |
" | " | Brasilien | 4.00 | " |
" | " | Ägypten | 3.89 | " |
" | arboreum, | Indien | 2.50 | " |
" | herbaceum, | Makedonien | 1.82 | " |
" | " | Bengalen | 1.03 | " |
Außer diesen Haaren findet sich auf den Samen eine Grundwolle, aus kleinen, etwa 0,5-3 mm langen Haaren bestehend, teils gleichmäßig den Samen überziehend oder auf die Spitze und Basis beschränkt. Wenn zur Zeit der Reife der Baumwollhaare deren körniger Inhalt zu schwinden beginnt, so verdickt sich die Zellwand, bis sie etwa ⅓-⅔ vom Durchmesser des Haars erlangt hat. Die Wand der Baumwollzelle kann sich in Bezug auf ihre Dicke nicht mit der Flachsfaser, wohl aber mit sehr vielen andern Bastfasern messen und übertrifft bei weitem alle übrigen technisch verwendeten Pflanzenhaare.
Von der Stärke [* 35] dieser Verdickungsschicht hängen nun aber die Weichheit und Biegsamkeit der Faser, die schraubenzieherartige Drehung und damit die Elastizität sowie die Festigkeit [* 36] ab; was letztere betrifft, so zerreißt Louisiana bei 2,5, Georgia bei 3,66, Jumel bei 4,33, kurze Georgia bei 4,5 g Belastung. Das spezifische Gewicht der Baumwolle beträgt 1,47-1,5; sie ist sehr hygroskopisch, und zwar vermehrt nach vollkommenem Trocknen im luftleeren Raum 1 g ungesponnene Baumwolle ihr Gewicht auf 1,3092, Gespinst auf 1,2593 in einer bei 18° mit Feuchtigkeit gesättigten Luft.
Die Baumwolle besteht im wesentlichen aus Cellulose C6H10O5 , die Cuticula scheint aber andre Zusammensetzung zu haben. Sie ist im allgemeinen weiß mit einem Stich ins Gelbliche, und zwar ist gerade die feinste u. festeste Baumwolle gelblich. Die Nankingbaumwolle ist gelb oder gelbbraun. Aber auch die weiße ist fast niemals rein weiß, und die Grundwolle zeigt meist gelbe, bisweilen grüne Färbung. Baumwolle löst sich in konzentrierter Schwefelsäure, [* 37] u. beim Verdünnen der Lösung entsteht Dextrin;
als Zwischenstufe entsteht eine dem Stärkekleister sich höchst ähnlich verhaltende Substanz, das sogen. Amyloid;
in verdünnter Schwefelsäure quillt die Baumwolle etwas auf;
konzentrierte Salpetersäure oder ein Gemisch von Salpeter und konzentrierter Schwefelsäure verwandelt sie in Pyroxylin, welches entweder in Ätheralkohol unlöslich ist (Schießbaumwolle), oder sich darin löst (Kollodiumwolle).
Kali- und Natronlauge wirken bei einiger Konzentration und nicht zu langer Berührung zusammenziehend auf die Fasern, diese schwellen an, verdicken und verkürzen sich, zeigen sich unter dem Mikroskop bedeutend stärker gedreht, mit fast kreisrundem Querschnitt und sehr enger Höhlung. So veränderte Baumwolle heißt mercerisiert (Querschnitt, [* 2] Fig. 7), sie nimmt beim Färben dunklere Nüancen an als unveränderte unter denselben Verhältnissen. Wasserglas, welches bisweilen bei der Appretur gebraucht wird, macht die Baumwolle besonders bei dichter Ver-
[* 2] ^[Abb.: Fig. 1 u. 2. Faser der toten oder unreifen Baumwolle.
Fig. 3 u. 4. Reife Baumwolle (400mal vergrößert).
Fig. 5 Querschnitte der toten,
Fig. 6 der reifen Baumwolle.]
^[Abb.: Fig. 7. Querschnitt mercerisierter Baumwolle.] ¶
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packung mürbe; es zerfällt nämlich in ein sehr saures Silikat und in sehr basisches Salz [* 39] oder freies Alkali, und beim Kristallinischwerden der Salze leiden dann die Zellwände. Kalkmilch verändert die auch in der Wärme [* 40] wenig, beim Trocknen scheint aber auf Kosten des Kohlen- und Wasserstoffs der Baumwolle Kohlensäure und Wasser gebildet zu werden, und infolgedessen wird die Faser mürbe und zerfällt. Auf den Wandungen der Haare finden sich endlich getrocknete Saftbestandteile, teils löslich, teils unlöslich in Wasser; sie machen die rohe Baumwolle schwierig benetzbar, weichen aber der abwechselnden Behandlung mit alkalischen Laugen und verdünnten Säuren und den Bleichmitteln.
Feuchte Baumwolle absorbiert an der Luft allmählich Sauerstoff und oxydiert sich zu Kohlensäure und Wasser (Verwesungsprozeß). Mit Öl getränkte und in großen Massen locker aufgehäufte Baumwolle kann sich infolge der lebhaften Oxydation des Öls [* 41] bis zur Selbstentzündung erhitzen. Schwere Schiefer- und Kohlenöle erschweren das Eintreten der Oxydation. Wo also, wie in der Rotgarnfärberei oder bei der Benutzung der Abfälle der Spinnereien als Putzmaterial, solche Tränkungen der Baumwolle mit Öl vorkommen, ist Vorsicht geboten und besonders die Anhäufung großer Massen zu vermeiden.
Nicht selten kommen in der Baumwolle Fasern vor, die nicht zu völliger Reife gelangt, sondern auf einer tiefern Entwickelungsstufe stehen geblieben sind; die Verdickungsschicht hat sich bei denselben nur in sehr geringem Grad entwickelt, und der körnige Inhalt ist in größerer Menge zurückgeblieben. Solche Baumwolle zeigt sich unter dem Mikroskop in Gestalt flacher Bänder, ohne Höhlung, nicht gedreht und häufig gefleckt. Sie nimmt beim Färben mit gewissen Farben, z. B. Krapprosa und Indigo, [* 42] keine Farbe an und wird deshalb tote Baumwolle genannt [* 38] (Fig. 1, 2, 5). Durch Sorgfalt bei der Kultur und Ernte soll das Auftreten toter Baumwolle vermindert werden können, aber es bleibt immer Aufgabe der Spinnereien, die unausgebildeten Fasern durch die Vorbereitungsmaschine zu entfernen, und in der That gelingt dies sehr gut. Trockne Baumwolle gibt 1,83 Proz. Asche.
[Handelssorten.]
Im Handel unterscheidet man zunächst nach der Länge der Fasern: langstapelige (long staple) und kurzstapelige (short staple). In beiden Abteilungen wird der Wert der Baumwollsorten nicht nur nach der absoluten Länge der Fasern und den übrigen Eigenschaften, sondern ganz besonders auch nach der Gleichförmigkeit der Faserlänge bestimmt. Zu den langstapeligen Sorten mit 20-40 mm Faserlänge werden die folgenden gerechnet:
Lange Georgia | 25-29 mm | Pernambuco | 32-38 mm |
Bourbon | 20-27 | Bahia | 27-34 |
Jumel, Mako | 34-38 | Camouchi | 23-29 |
Puerto Rico | 20-25 | Pará | 20-27 |
Lange Cayenne | 27-34 | Maranhão | 23-29 |
Haïti | - - | Martinique | 27-34 |
Minas | 20-25 | Trinidad | - - |
Guadeloupe | 27-34 | Cumana, Orinoko | 23-27 |
Cuba | - - | Cartagena | 20-27 |
Zu der kurzfaserigen Baumwolle mit 16-25 mm rechnet man außer kurzer Cayenne-, Alabama-, Mobile-, Tennessee-, Virginia-, Surate-, Madras-, Alexandria- und bengalischer Baumwolle noch:
Louisiana | 18-25 mm | Sauboujatz | 18-23 mm |
Kurze Georgia | 18-25 | Kirkajatz | 16-20 |
Senegal | 18-23 | Kinich | 16-20 |
Bezüglich der Feinheit ist zu bemerken, daß die Fasern der amerikanischen und ostindischen Sorten, besonders die von G. barbadense, etwas dicker sind als die der übrigen. Um den Raum von 2,6 cm beim Nebeneinanderlegen auszufüllen, sind erforderlich: 160 Haare von langer Georgia, 150 von Santo Domingo, [* 43] Puerto Rico, Mako, Bourbon, 135 von Louisiana, 125 von Guaragua, 120 von Castellamare, Cayenne, Cartagena, kurzer Georgia, Bengalen, bester Surate, Pernambuco, [* 44] 100 von makedonischer, 80 von Attah, Saloniki, [* 45] Pera, Adenos und ordinärer Surate. Man benennt die verschiedenen Sorten der Baumwolle im Handel nach ihrem Vaterland, unterscheidet aber von jeder wieder verschiedene Qualitäten, für deren Bezeichnung jetzt allgemein die englischen Ausdrücke
fine | good | fair | middling | ordinary | inferior |
mit mehreren Zwischenstufen üblich sind. Unter allen Baumwollsorten nimmt die nordamerikanische die erste Stelle ein. Sie zeichnet sich durch Länge und Feinheit, Zähigkeit und Haltbarkeit der Faser, durch sorgfältige Behandlung und Reinigung aus. Keine andre Baumwolle ist besser zum Spinnen, [* 46] selbst der feinsten Nummern, geeignet und erträgt die Streckung und Reibung [* 47] im Webstuhl [* 48] besser als die amerikanische. Man unterscheidet Sea Island, welche an den Küsten von Georgia, Südcarolina und Florida gewonnen und zwei- bis dreimal höher bezahlt wird als kurze Georgia.
Die Sea Island ist die langstapeligste aller Sorten und überragt auch in den meisten andern Eigenschaften, besonders in der Feinheit, die übrige Wolle; sie hat aber stets einen Stich ins Gelbe und wird in der Farbe von den meisten brasilischen Arten übertroffen, welche auch glänzender, seidiger sind. Man hat versucht, die Sea Island in andre baumwollliefernde Länder einzuführen und in der That recht gute Sorten erzielt, welche aber doch der originalen Sea Island nachstehen; ihre Produktionsmenge beträgt nur 1½ Proz. des gesamten nordamerikanischen Wuchses, und ihre Verwendung ist eine verhältnismäßig beschränkte.
Unter der Benennung Upland (Oberland) werden sowohl die Wollen aus den höhern Gegenden Georgias als die aus den andern südlichen Küstenstaaten verstanden, die unter sich an Güte wieder verschieden sind. Nächst der Sea Island ist die zarte, kräftige, weiße Louisiana am meisten geschätzt; sie wird fast ausschließlich als Kette benutzt, bei welcher es besonders auf Stärke und Länge des Fadens ankommt. Die westindische Baumwolle ist meist von guter Qualität, mit langen, zarten, kräftigen und knötchenfreien Fasern und daher den bessern nordamerikanischen Sorten gleichkommend oder sie zum Teil übertreffend; doch liefert sie wegen mangelhafter Reinigung 20-25 Proz. Abgang.
Hauptsorten sind: Haïti, [* 49] Santo Domingo, Puerto Rico (gut gereinigt), Cuba, Martinique, Jamaica, Barbados, Trinidad, Grenada. Unter der südamerikanischen Baumwolle steht die brasilische durch Länge, Feinheit und Seidigkeit der Fasern obenan. Pernambuco und Paraibo kommen der Sea Island am nächsten. Dann folgen Ceara, Alagoas, Bahia, [* 50] Minas novas, Maranhão. Geringere Sorten sind: Pará, Macayo, Rio de Janeiro. [* 51] Die Reinigung ist meist mangelhaft. Die Baumwolle aus den Kolonien Guayanas, die Surinam, Cayenne, Essequebo, Berbice, steht im allgemeinen hinter der brasilischen zurück, noch minderwertiger sind die kolumbischen Sorten Cartagena, Cumana, Caracas, Laguayra und die peruanischen etc. Von der ägyptischen Wolle wird die kurze, geringwertige Alexandriner oder Merkantilwolle nur noch wenig gebaut; die Jumel aus Pernambucosamen ist mittellang, zart und kräftig, aber unrein; sie wird jetzt mehr verdrängt durch die aus Sea Island-Samen gezogene Mako (oft auch Jumel genannt), eine sehr schöne und lange Ware. Die langstapelige, weiche, glänzende, aber ¶